Stellt euch mal vor, es ist kein Corona, ich bin jetzt die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Okay? Gut. 1/15
2/15
Ich halte mich an die Gesetze, deshalb besorg ich mir erstmal einen Termin auf dem Amt. Dort gibt es zwei Gespräche, bei denen ich allein erscheinen muss, mein Freund darf nicht mit.
3/15
Im ersten geht es darum, ob ich es freiwillig mache, ob ich weiß was mich so erwartet und welche Rechte und Pflichten so bestehen. Wenn ich Glück habe, ist der Mitarbeiter kompetent, mit Pech wurde er vom Chef dazu verdonnert und hat wenig Bock darauf.
4/15
Im zweiten Gespräch geht es um gesundheitliche Belange und wenn das auch absolviert ist, werde ich registriert und erhalte meinen "Hurenpass". Mit Klarnamen und wenn ich will auch mit Alias, damit ich ihn auch den Kunden zeigen kann.
5/15
Auch das Finanzamt bekommt die Information, deshalb sollte man da nicht tricksen. Ob ich angemeldet bin oder nicht ist dem Finanzamt aber völlig egal, Hauptsache die Einkünfte werden angegeben.
6/15
Jetzt kanns losgehen. Ich könnte in einem Bordell arbeiten, was einen gewissen Schutz bedeutet, denn dort gibt es Security, Notrufknöpfe und auch vorgeschriebene hygienische Dinge. Kostet natürlich auch Miete und die ist nicht gering.
7/15
Also eine Agentur im Escortbereich? Hat ebenfalls ihre Vorteile, kostet aber auch was. Laufhaus? Wieder das Thema Miete und außerdem hat man eher kurze Besuche, keine mehrstündigen Buchungen. Vielleicht mit einer Kollegin zusammentun in einer Wohnung?
8/15
Bringt weniger Sicherheit als im Bordell aber mehr als alleine und die Miete ist auch überschaubarer. Ja, wäre vielleicht was. Aber erstmal rantasten und eines der einschlägigen Portale im Internet nutzen. Profil mit nettem Text und guten Fotos und dann warten.
9/15
Hurra, der erste Termin! Der Freund passt aufs Kind auf und mit Herzklopfen steige ich ins Taxi. Wenn ich im Hotel beim Kunden bin, sage ich meinem Freund kurz Bescheid und wenn er nicht nach der vereinbarten Zeit wieder was hört, dann wird er aktiv.
10/15
Erreicht er mich, ist alles gut, ansonsten ruft er die Polizei. Aber alles ist okay, auch wenn ich sehr aufgeregt bin und der Kunde das natürlich mitbekommt. Er ist nett und hinterher verabschieden wir uns und hatten einen schönen Abend.
11/15
Einige Tage später wieder ein Besuch, doch diesmal hält sich der Kunde nicht an die Regeln. Er wird übergriffig und zwingt mich zu Dingen, die nicht vereinbart sind. Zuhause erzähle ich es meinem Freund und gemeinsam erstatten wir noch am gleichen Abend Anzeige.
12/15
Nach dieser Erfahrung entschließe ich mich, doch lieber gemeinsam mit einer Kollegin in einer Wohnung zu arbeiten. Das ist kein Problem, solange man nicht das Pech hat, zum Beispiel in einer mittelgroßen süddeutschen Stadt zu arbeiten.
13/15
Denn viele sind komplett Sperrgebiet und das bedeutet, man kann Sexwork eigentlich nirgends legal ausüben. Bordelle sind ebenso verboten wie Besuche in Wohnungen oder das Arbeiten zuhause.
14/15
Aber zum Glück ist es in meiner Stadt erlaubt und ich bin angekommen in dem Beruf. Um die Steuern kümmert sich der Steuerberater und einmal jährlich muss ich aufs Amt um wieder ein Gespräch mit dem kompetenten oder dazu verdonnerten Mitarbeiter zu führen.
15/15
Mein Freund ist glücklicherweise eifersuchtsfrei und unterstützt mich.
Stellt euch noch mal vor, es ist kein Corona, ich bin wieder die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Diesmal in einem Land mit „nordischem Modell“. 1/14
2/14
Ich bin gesetzestreu und das ist erstmal einfacher als in Deutschland, denn anmelden muss ich mich nicht. Sex verkaufen darf ich, blöd ist nur, dass es für den Kunden strafbar ist, das Angebot anzunehmen.
3/14
Aber ist ja sein Problem, denke ich mir und Nachfrage gibt es ja immer. Also, dann kanns losgehen. Wieder fragt sich, wo und wie. Ein Bordell? Nein, gibt es nicht legal, das fällt ja unter das Verbot.
Ich will mal noch was zum Thema #lovemobil sagen. Wer es nicht mitbekommen hat, das ist eine Doku, in der Prostituierte im Wohnwagen porträtiert und begleitet werden und die vor allem von Abolis gern empfohlen wurde. 1/15
2/15
War halt alles drin, Elend, unangenehme Freier, Zuhälterin, Osteuropa und Afrika... Die Doku wurde mehrfach ausgezeichnet und gerade für den Grimmepreis nominiert. Dummerweise waren die Mitwirkenden aber großteils Darsteller und sehr vieles inszeniert.
3/15
Wenn sich bei RTL2 eine vermeintliche Doku als scripted reality herausstellt, dann wundert man sich kaum. Aber wenn wie hier der NDR dahintersteht, dann schon. Das stört mich mit am meisten, denn das ist manipulativ. Als gäbe es nicht schon genug Klischees über uns.
Heute mal ein paar Sätze zu einem beruflichen Thema, mit dem ich weniger zu tun habe, aber das ich natürlich auch mitbekomme: Partnerschaft und damit verbundene Probleme. 1/14
2/14
Ich bin recht gerne Single und vermisse nichts. Familie ist trotzdem eine Option später. Und das kann dann problematisch werden, auch wegen dem Stigma, welches Sexwork immer noch in großen Teilen der Gesellschaft hat.
3/14
Denn das bezieht sich nicht allein auf die SexworkerInnen, sondern auch auf die Familie. Da schwebt immer die Gefahr mit, dass etwa das Jugendamt einen Hinweis bekommt und das Wohl der Kinder gefährdet sieht und sie im schlimmsten Fall entzieht.
3/4 Tweepsmap scheint zwar relativ seriös zu sein, aber letztlich gibt es nur diese schwammige Erklärung in der FAQ (zum besseren Verständnis übersetzt):
Eines Tages beschloss Jasmin, eine nahe Verwandte zu besuchen und ihr etwas Nahrhaftes zu bringen. Sie packte Zimtgebäck und Zimtcola in den Korb, zog sich ein rotes Teil über und lief los.
2/25
Im Stadtwald stolperte sie über ein längliches Etwas. „Oh Schreck, der Wolf!“, dachte sie. Doch es war eher schmal und auch recht flach. „Puh, nur ein Dackel!“ Sie lachte herzhaft.
3/25
Der Dackel war beleidigt und versuchte sie in eine Diskussion zu verwickeln. Gleichzeitig bettelte er um etwas Jagdwurst, welche Jasmin natürlich nicht hatte. Eingeschnappt jagte er nach seinem Schwanz und das Mädchen lief weiter.