Stellt euch noch mal vor, es ist kein Corona, ich bin wieder die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Diesmal in einem Land mit „nordischem Modell“. 1/14
2/14
Ich bin gesetzestreu und das ist erstmal einfacher als in Deutschland, denn anmelden muss ich mich nicht. Sex verkaufen darf ich, blöd ist nur, dass es für den Kunden strafbar ist, das Angebot anzunehmen.
3/14
Aber ist ja sein Problem, denke ich mir und Nachfrage gibt es ja immer. Also, dann kanns losgehen. Wieder fragt sich, wo und wie. Ein Bordell? Nein, gibt es nicht legal, das fällt ja unter das Verbot.
4/14
Eine Agentur? Die sind auch verboten und dementsprechend habe ich da auch kein so gutes Gefühl bei. Laufhaus? Verboten. Bleibt noch die Möglichkeit, mich mit einer Kollegin in einer Wohnung zusammenzutun.
5/14
Oh, geht ja auch nicht - verboten. Ja, dann eben wieder ein Onlineportal. Auf das Internet ist Verlass, da findet sich immer ein Weg. Ob es jetzt unbedingt ein guter ist, weiß man oft erst hinterher. Na was solls, Profil anlegen und warten.
6/14
Hurra, der erste Termin! Der Freund passt aufs Kind auf und mit Herzklopfen steige ich ins Taxi. Beim Kunden sage ich meinem Freund wieder kurz Bescheid und sollte er später nichts von mir hören, wird er aktiv.
7/14
Natürlich nicht, indem er die Polizei informiert. Aber alles ist okay, obwohl ich aufgeregt bin. Netter Kunde und wir hatten einen schönen Abend. Also, bis zu dem Moment an dem die Polizei anrückte, die das Portal und mich überwacht hat.
8/14
Ärgerlich, aber mir passiert ja nichts. Dafür aber dem Kunden, den jetzt eine Geld- oder Haftstrafe erwartet, was bis zum kompletten Ruin reichen kann. Und den Hotelbesitzer, der ihm das Zimmer vermietet hat.
9/14
Und dem Taxifahrer, der mich zur Arbeit fuhr. Und meinem Freund, der von dem verdienten Geld theoretisch mit profitiert und außerdem Security-Dienste durchführt. Hellhörig wird auch das Jugendamt und mein Kind kommt erstmal ins Heim.
10/14
Die Leute reden und mein Vermieter bekommt das auch mit. Aus Selbstschutz kündigt er mir umgehend den Mietvertrag, denn sonst könnte er auch noch wegen Förderung der Prostitution dran sein.
11/14
Nachdem nun also zu meinem Schutz mein komplettes Umfeld kriminalisiert wurde und ich vor den Trümmern meiner Existenz stehe, gibt es deutlich weniger Optionen und zwangsläufig arbeite ich weiter, nun noch verborgener.
12/14
Und es läuft nicht gut. Klar, ich lasse mir mehr gefallen von den Kunden und die Preise könnten besser sein, aber Augen zu und durch. Diesmal jedoch gerate ich an einen besonders fiesen Typen und entschließe mich trotz allem, ihn nicht davonkommen zu lassen.
13/14
Auf zur Polizei. Das Gute ist ja, ich gehe kein Risiko ein, denn meine Handlungen waren nicht strafbar. Allerdings: “Du bist eine Prostituierte und Prostituierte können nicht vergewaltigt werden, denn sie nehmen schließlich Geld dafür.“
14/14
Also keine Anzeige, statt dessen endgültig angekommen im Beruf mit all seinen Stigmata und Risiken. Mein Freund hat sich zu seiner Sicherheit von mir getrennt und das Kind wird nicht bei mir aufwachsen.
- Ende -
(alle Beispiele sind real)
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Stellt euch mal vor, es ist kein Corona, ich bin jetzt die Vanessa, hab einen Freund und ein kleines Kind und ich möchte ins Sexwork einsteigen. Okay? Gut. 1/15
2/15
Ich halte mich an die Gesetze, deshalb besorg ich mir erstmal einen Termin auf dem Amt. Dort gibt es zwei Gespräche, bei denen ich allein erscheinen muss, mein Freund darf nicht mit.
3/15
Im ersten geht es darum, ob ich es freiwillig mache, ob ich weiß was mich so erwartet und welche Rechte und Pflichten so bestehen. Wenn ich Glück habe, ist der Mitarbeiter kompetent, mit Pech wurde er vom Chef dazu verdonnert und hat wenig Bock darauf.
Ich will mal noch was zum Thema #lovemobil sagen. Wer es nicht mitbekommen hat, das ist eine Doku, in der Prostituierte im Wohnwagen porträtiert und begleitet werden und die vor allem von Abolis gern empfohlen wurde. 1/15
2/15
War halt alles drin, Elend, unangenehme Freier, Zuhälterin, Osteuropa und Afrika... Die Doku wurde mehrfach ausgezeichnet und gerade für den Grimmepreis nominiert. Dummerweise waren die Mitwirkenden aber großteils Darsteller und sehr vieles inszeniert.
3/15
Wenn sich bei RTL2 eine vermeintliche Doku als scripted reality herausstellt, dann wundert man sich kaum. Aber wenn wie hier der NDR dahintersteht, dann schon. Das stört mich mit am meisten, denn das ist manipulativ. Als gäbe es nicht schon genug Klischees über uns.
Heute mal ein paar Sätze zu einem beruflichen Thema, mit dem ich weniger zu tun habe, aber das ich natürlich auch mitbekomme: Partnerschaft und damit verbundene Probleme. 1/14
2/14
Ich bin recht gerne Single und vermisse nichts. Familie ist trotzdem eine Option später. Und das kann dann problematisch werden, auch wegen dem Stigma, welches Sexwork immer noch in großen Teilen der Gesellschaft hat.
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Denn das bezieht sich nicht allein auf die SexworkerInnen, sondern auch auf die Familie. Da schwebt immer die Gefahr mit, dass etwa das Jugendamt einen Hinweis bekommt und das Wohl der Kinder gefährdet sieht und sie im schlimmsten Fall entzieht.
3/4 Tweepsmap scheint zwar relativ seriös zu sein, aber letztlich gibt es nur diese schwammige Erklärung in der FAQ (zum besseren Verständnis übersetzt):
Eines Tages beschloss Jasmin, eine nahe Verwandte zu besuchen und ihr etwas Nahrhaftes zu bringen. Sie packte Zimtgebäck und Zimtcola in den Korb, zog sich ein rotes Teil über und lief los.
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Im Stadtwald stolperte sie über ein längliches Etwas. „Oh Schreck, der Wolf!“, dachte sie. Doch es war eher schmal und auch recht flach. „Puh, nur ein Dackel!“ Sie lachte herzhaft.
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Der Dackel war beleidigt und versuchte sie in eine Diskussion zu verwickeln. Gleichzeitig bettelte er um etwas Jagdwurst, welche Jasmin natürlich nicht hatte. Eingeschnappt jagte er nach seinem Schwanz und das Mädchen lief weiter.