Gestern habe ich angesprochen, dass es kein Heilmittel, aber effektive Behandlungen gibt. Wie sieht das aus? 🧵
In erster Linie denkt man sich: Okay, da ist nicht genug Dopamin im Gehirn, dann lass uns doch Dopamin zuführen! So einfach ist das leider nicht. Im Gehirn gibt es eine Blut-Hirn-Schranke, die unser Gehirn vor bösen Erregern schützt und da passt auch Dopamin nicht durch.
Also mussten Forscher kreativ werden! In 1950 haben sie herausgefunden, dass die Aminosäure Levodopa (L-dopa) durch diese Barriere hindurch kommt. L-dopa ist außerdem die metabolische Vorstufe von Dopamin! Win win?
Es hat sich herausgestellt, dass L-dopa effektiv zu Dopamin im Gehirn umgewandelt werden kann. Auch können dadurch die Symptome der Krankheit temporär gelindert und die Motorik wieder verbessert werden. Ist doch super, oder?
An sich schon, aber nach längerer Einnahme des Medikaments hat sich gezeigt, dass Nebenwirkungen auftreten können. Diese können wiederum die Motorik beeinträchtigen, aber auch eine ganze Reihe anderer Beschwerden verursachen:
Ich denke die ausgewählten Nebenwirkungen im Beipackzettel von Sinemet (L-dopa) haben euch einen Eindruck verschafft (Quelle Apotheken Umschau @AU_de).
Dann liegt ein groĂźer Fokus auf der Erforschung wie Gehirn und Darmflora zusammenhängen. Das zählt in die Grundlagenforschung, um herauszufinden, wie Parkinson entsteht – denn das ist immer noch ungeklärt (es gibt Hypothesen).đź¦
Eine Studie von 2017 von George Tetz zeigt, dass Personen mit Parkinson eine veränderte Darmflora haben, mit einem bestimmten Set an Bakterien- und Virenkulturen. Es gab eine Tendenz zu mehr Milchsäurebakterien, die an der Dopaminproduktion und Nährstoffaufnahme beteiligt sind.
Man kann also auch die Ernährung mit Parkinson in Zusammenhang bringen, z.B. ist Milchkonsum ein Langzeitrisikofaktor. Link: nature.com/articles/s4159…
Guten Morgen! Der letzte Tag der Arbeitswoche steht im Sinne der aktuellen Forschung – was passiert da gerade? 🧵
Neuroprotektion habe ich gestern angeschnitten, dann fangen wir doch damit an: es beschreibt den Erhalt des aktuellen Krankheitszustandes, also, dass nicht noch mehr Dopaminneurone absterben. Eine erfolgreiche Studie auf dem Gebiet wäre bahnbrechend.
Die aktuellste Studie ist vermutlich die GDNF Studie von 2019, die an Patienten durchgeführt wurde. Patienten bekamen einen Wachstumsfaktor für Gehirnzellen über ein Implantat ins Gehirn injiziert, der sogar die Erkrankung umkehren sollte – quasi neue Zellen zum Wachsen bringen.
Was sind denn nun die Ergebnisse aus meiner Arbeit? 🧵
Pathologie ist der Goldstandard der Diagnose Parkinson. In pathologisch diagnostizierten Patienten sprechen 10%-27% nicht auf L-dopa an. Das war das erste Kapitel und die Grundlage in der ich klargestellt habe: Da ist eine Variation, das Medikament hilft nicht jedem gleich gut.
Guten morgen zusammen, ach was ein herrliches Wetterchen momentan! Heute würde ich gerne etwas mehr auf meine Doktorarbeit mit euch eingehen: Die Ansprache/Effektivität von L-dopa in Parkinson 🧵
Ich habe mich mit der Effektivität von L-dopa und auch den Nebenwirkungen beschäftigt. Warum? Es ist klinisch bekannt, dass L-dopa für die *meisten* eine enorme Verbesserung der Motorik bietet. Allerdings ist auch bekannt, dass *einige* Nebenwirkungen entwickeln.
Es ist aus klinischer Sicht wichtig die Effektivität von L-dopa in größeren Studien zu untersuchen, damit dem Patienten besser geholfen werden kann. Zudem ist die Ansprache auf L-dopa auch Teil der diagnostischen Kriterien, muss aber besser definiert werden.
Über die medikamentöse Behandlung hinaus gibt es noch viele weiter Ansätze, die ergänzend helfen können. Auch dazu hat Jonny (@pdinfocus) wieder eine tolle Grafik erstellt:
Bewegung spielt eine zentrale Rolle und ist unabdingbar. Die Forschung um @basbloem legt einen großen Fokus darauf. Zusätzlich kann man die Blasenfunktion, das Gedächtnis, Gleichgewicht, Handschrift und vieles mehr durch gezielte Übungen neu erlernen oder wiedererlangen.
Allerdings ist es keine one-man-show. Parkinson betrifft nicht nur den Patienten, sondern auch Familie und Freunde – und das ist auch gut so! Denn dieses Netzwerk kann enorm wichtig sein, im Sinne von Unterstützung, Motivation und positiver Einstellung.
L-dopa ist bis heute das effektivste Medikament bei Parkinson und auch das Thema meiner Doktorarbeit gewesen (mehr zu meiner Arbeit kommt morgen). 🧵
Trotz *potentieller* Nebenwirkungen verschafft es Patienten immerhin einen gewissen Zeitraum am Tag, wo sie funktionieren, womit sie planen können und Lebensqualität zurückerhalten. Gibt es noch andere Medikamente?
In Bezug auf Medikamente spricht man hauptsächlich von Dopaminersatz Präparaten und Enyzmblockern. Zu den Dopaminersatzpräparaten gehört also L-dopa, aber auch Dopaminagonisten. Dopaminagonisten verhalten sich wie Dopamin und simulieren dadurch im Körper die gleichen Prozesse.