Diese Abbildung beschäftigt mich seit einiger Zeit. Sie stammt aus einer Metaanalyse, in der das weltweit durchschnittliche Lebensalter ermittelt wurde, in dem psychische Erkrankungen zum ersten Mal auftreten. 1/8 Image
Auf Basis von 192 epidemiologischen Studien (also Daten von 708,561 (!!) Proband:innen, bei denen eine psychische Störung diagnostiziert wurde), fanden die Autor:innen, dass das mittlere Alter über alle psychischen Störungen hinweg bei 14,5 Jahren lag. 2/8
Die rosa Schattierung bildet dabei das Konfidenzintervall ab – den Bereich, der mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit den wahren Wert einschließt. 3/8
Hier eine Übersicht über die Verteilung des Ersterkrankungsalters für verschiedene Störungsbilder. Zu den „Neurodevelopmental disorders” zählen ADHS und Autismusspektrumsstörungen. 4/8 Image
Laut dieser Analyse treten psychische Störungen im Laufe unseres Lebens also erstmals im Jugendalter auf – einer Entwicklungsphase, die von beachtlichen Veränderungen in der Struktur und Physiologie des Gehirns sowie in unserem Hormonhaushalts begleitet ist. Pubertät halt. 🎢 5/8
Künftige Forschungsvorhaben müssen also adäquate Behandlungsmaßnahmen für das Jugendalter in den Fokus nehmen und es ist wichtig, dass geldgebende Institutionen entsprechende Projekte priorisieren. An adäquaten Präventionsangeboten mangelt es derzeit nämlich ganz eindeutig. 6/8
Ach ja – und wer sich, wie ich, für diese Details interessiert: Von den eingeschlossenen Studien waren 54 aus den 🇺🇸; 23 fanden in verschiedenen Ländern statt, 11 aus 🇦🇺, 10 aus 🇫🇮, 8 aus 🇩🇪, jeweils 6 aus 🇨🇦 und den 🇳🇱, je 5 kamen aus 🇨🇳, 🇩🇰, 🇿🇦, 🇪🇸, 🇬🇧, ... 7/8
... je 4 aus 🇮🇱, 🇰🇷, 🇸🇪, je 3 aus 🇪🇹, 🇲🇽, 🇳🇿, 🇳🇬, 🇨🇭, 🇹🇼, je 2 aus 🇫🇷, 🇮🇶, 🇸🇬, und je 1 Studie in weiteren Ländern.

Viel Spaß beim Flaggen-Länder-Zuordnen! Hier der Link zur Originalstudie:

nature.com/articles/s4138… /fin

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More from @realsci_DE

23 Jun
Psychische Störungen haben lebensgeschichtlich ihr Debüt in der Adoleszenz. Aber warum ist das so? Eine Antwort bieten uns – wieder einmal – Entwicklungsprozesse und -aufgaben! 1/10
In der frühen Jugendphase kommt es einerseits zu starken neurobiologischen Veränderungen, aber auch der soziale Kontext ändert sich. Peer-Beziehungen werden immer wichtiger/intensiver, und es kommt häufiger zu Reibereien mit anderen. 2/10
Insbesondere bei heranwachsenden Mädchen beobachten wir eine Zunahme interpersoneller Stressoren. Mit diesen „sozio-affektiven“ Herausforderungen geht eine erhöhte neuronale Empfindlichkeit gegenüber der Ausgrenzung durch Gleichaltrige einher. 3/10
Read 11 tweets
22 Jun
Symptome der Schlaflosigkeit sind keine Seltenheit im Kindes- und Jugendlater. Doch, wie persistent sind diese Symptome und wie wirken Sie sich auf das psychische Wohlbefinden der Kinder aus? 1/4
sciencedaily.com/releases/2021/…
Wissenschaftler:innen des @PSHResearch sind diesen Fragen anhand von Daten von 700 Kindern über einen Zeitraum von 15 Jahren nachgegangen (insgesamt gab es drei Befragungszeitpunkte (9. Lj. - 16. Lj. -24 Lj.) 2/4
Bei ca 40% (!!) der Kinder blieben die Schlafprobleme während der Adoleszenz (16) bis ins junge Erwachsenenalter (24) bestehen. Diese Proband:innen hatten gleichzeitig ein deutlich erhöhtes Risiko eine psychische Störung zu entwickeln. 3/4
Read 4 tweets
22 Jun
Was sind Risikofaktoren für psychische Störungen? Spezifische Ursachen sind bisher kaum bekannt. Risikofaktoren sind meist „konfundiert“ (also miteinander verworren) – so wie z.B. Schwangerschaftskomplikationen und psychosoziale Umstände. 1/14
Das macht es unmöglich von kausalen Wirkungen auf die Entwicklung zu sprechen. Wie gehen Wissenschaftler:innen mit diesem Problem um? Grundsätzlich ist eine komplexe Herangehensweise notwendig, in der mehrere Faktoren gleichzeitig in ihrer Interaktion, ... 2/14
... in ihren Auswirkungen und im Längsschnitt (am besten von Geburt an bis ins Erwachsenenalter) untersucht werden.
Manchmal aber kommt es auch auf den Zufall an, wie z.B. in dieser Studie: onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.100…
3/14 Image
Read 14 tweets
21 Jun
Alles ist Entwicklung! Das Schwierige (und Faszinierende) an der Klinischen Psychologie des Kindes- und Jugendalters ist, dass wir immer im Hinterkopf behalten müssen, vor welchen Entwicklungsherausforderungen die Kids stehen. 1/11
Das bedeutet, dass wir für die Einschätzung der klinischen Relevanz bestimmter Schwierigkeiten ein gutes Verständnis typischer Entwicklungsphänomene benötigen. Wir sind also zugleich Entwicklungspsycholog:innen. 2/11
Warum? Nur so kann die Bedeutung eines spezifischen Verhaltens adäquat beurteilt werden. So sind z. B. Trennungsängste weit verbreitet, für bestimmte Entwicklungsphasen aber nicht weiter bedenklich. Weniger eindeutig ist es bei den sozialen Ängsten. 3/11
Read 11 tweets
20 Jun
Heute ist der letzte Tag meiner Twitterübernahme und ich möchte euch noch ein paar gute Empfehlungen mitgeben🧵
Der Film "Zeit des Erwachens" basiert auf wahren Begebenheiten, die der britische Arzt Oliver Sacks in den 1960ern erlebte. Sayer erfährt von einem Medikament namens Levodopa, mit dem die Parkinson-Krankheit behandelt wird. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5 Filmempfehlungssternen
Der Film "Love and other drugs - Nebenwirkungen inklusive" handelt von Jamie und Maggie. Jamie arbeitet als Pharmavertreter und trifft Maggie. Maggie ist jung und schön und Maggie hat Parkinson.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5 Filmempfehlungssternen
Read 6 tweets
19 Jun
Vor- und Nachteile des Studierens/Promovierens (wie ich sie empfinde) 🧵
Vorteile: für mich war die kreative Entfaltung ein riesiges plus. Projekte frei gestalten und Ideen einbringen, sich dabei weiterentwickeln. Man lernt immer tolle neue Leute kennen, nochmal etwas internationaler, wenn man ins Ausland geht.
Vorteile Teil 2: Speziell in der Datenanalyse/Bioinformatik gibt es gute Jobchancen und idR gutes Gehalt. Man lernt seine Grenzen kennen, aber auch schätzen. Ich habe das Gefühl, dadurch bin ich stressresistenter geworden.
Read 8 tweets

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