Ich wurde gerade vom Amtsgericht München zu 3150€ Strafe verurteilt (70 Tagessätze x 45€). Das ist viel Geld. Es ist das (vorläufige) Ende der ganzen politisch motivierten YPG-Verfahren gegen mich.
Ich wurde zwar verurteilt, trotzdem haben wir politisch gewonnen, weil wir im Dezember 2020 auch in Bayern das Zeigen von YPG/YPJ-Fahnen durchsetzen konnten. Die heutige Verurteilung war letzlich nur politisch motivierter Beifang der Staatsanwaltschaft, die sich so rächen wollte.
Sie hatte heute sogar 6500€ gefordert (130 Tagessätze x 50€). Damit wäre ich vorbestraft gewesen. Durchsetzen konnte sie sich zum Glück nicht. Es bleibt abzuwarten, ob sie in Berufung geht.
Das heutige Urteil ist dennoch ein Skandal und eine Drohung gegen alle KritikerInnen des türkischen AKP-Regimes hierzulande, sich ja nicht zu laut über die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft zu äußern.
Verurteilt wurde ich, weil ich nach meiner Hausdurchsuchung am 13. November 2017 auf Facebook eine namentlich nicht(!) genannte Polizeibeamtin als "bekannt für ihre türkisch-nationalistische Gesinnung" bezeichnet hatte. Das sieht das Gericht als üble Nachrede an.
Verurteilt wurde ich auch, wegen "verbotener Mitteilung über Gerichtssachen", weil ich einen Teil des Hausdurchsuchungsbefehls meiner Wohnung(!) auf Facebook gepostet und einen Beschluss des Amtsgerichts Aachens keine YPG-Verfolgung zu betreiben gepostet hatte.
Im Abschlussplädoyer betonte ich, dass es sich um ein politisches Verfahren gehandelt hat und es um die Verfolgung von KritikerInnen des AKP-Regimes geht, die die skandalöse deutsch-türkische Zusammenarbeit an die Öffentlichkeit bringen.
Die Polizei und Staatsanwaltschaft machen sich zum Handlanger Erdogans. Und sie meinen auf unseren Rücken Karriere machen zu können. Doch da haben sie sich geschnitten - ein solcher Prozess, eine solche Repression schüchtert mich und uns nicht ein.
PS weil gleich viele Anfragen bezüglich Prozesskostenunterstützung kommen: 1. wir warten noch mögliche Berufungen von uns sowie von Seiten der Staatsanwaltschaft ab. Da gibt es noch keine Entscheidung. 2. Danke danke danke für die Solidarität! 3. Werdet Rote Hilfe Mitglied!
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"Der Aktivist und Kommunikationswissenschaftler Kerem Schamberger focht schon etliche Runden aus gegen Bayerns Justiz. Dabei ging es vor allem um die Symbole der YPG/YPJ, deren Zeigen seit 2017 unter Strafe gestellt wurde,
bis im Dezember letzten Jahres das Oberste Bayerische Landesgericht diesem Fahnenverbot ein Ende bereitete. Hunderte von Verfahren wurden daraufhin eingestellt, das Zähneknirschen des Innenministeriums ist nicht dokumentiert.
Es sind die Überbleibsel der ganzen YPG-Verfahren gegen mich.
Der Prozess ist am 22. Juni um 10 Uhr vor dem Amtsgericht München.
Um was geht es genau? (Thread)
Seit vier Jahren stehe ich wegen Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung und Engagement gegen die Unterdrückung von KurdInnen sowohl im Nahen Osten als auch hier in Deutschland immer wieder im Fokus der Behörden.
Die zahlreichen Verfahren wegen Zeigens der Symbole der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG/YPJ, die im November 2017 sogar zu einer Hausdurchsuchung bei mir führten, mussten von der Staatsanwaltschaft eingestellt werden,
Wie man den Verfassungsschutz & seinen aktuellen Bericht einordnen sollte:
"Der VS ist ein politischer Akteur, der migrantische und linke Bewegungen diffamiert und verfolgt, statt die Verfassung zu schützen. Seine Auflösung ist in unseren Augen die einzig richtige Konsequenz."
Und jetzt der Reihe nach: Diese Pressemitteilung von @azadirechtshil1 zum Inlandsgeheimdienstbericht (aka Verfassungsschutzbericht) sollte man gelesen haben, um alles darüber zu wissen.
"Dass der Verfassungsschutz das Wort Kurdistan in seinem Bericht nur in Anführungszeichen verwendet (S. 264), zeigt, wie sehr er auf einem ideologischen Standpunkt der 1990er Jahre zurückgeblieben ist. Er braucht Feinde, um seine Daseinsberechtigung selbst zu schaffen.
Erinnert ihr euch noch an Halise Aksoy, deren Sohn im Jahr 2017 als PKK-Guerilla in Dersim getötet wurde und dessen sterbliche Überreste ihr vom Staat per Post als Paket, das sie selber bezahlen musste, zurückgeschickt wurden.
Ihr Foto, wie sie da mit den Knochen ihres Kindes auf den Knien sitzt, hat sich dieses Jahr in mein Gedächtnis eingebrannt.
Halise Aksoy wurde diese Woche von der Polizei auf brutalste Art festgenommen.
Während sie vier Gäste zuhause hatte, darunter Vorstandsmitglieder der HDP, stürmte die Polizei ihre Wohnung. Sie mussten sich auf den Boden legen und wurden beschimpft. Fünf Stunden dauert die Durchsuchung und sie mussten die ganze Zeit auf dem kaltem Betonfussboden liegen.