1/ Ich habe gerade mal das #Baerplag PDF etwas genauer angesehen und finde darin wenige direkte, wohl aber viele gedankliche Übernahmen aus verschiedenen Quellen. Klar könnte man solche Inspirationen kenntlich machen, und vermutlich sollte man das bei einer Ideencollage auch tun.
2/ Aber der sich anschließende Vorwurf, aufgrund der collagenartigen Übernahmen seien im Buch - das ich über die Zitate hinaus nicht kenne - keine eigenen Ideen von Annalena Baerbock erkennbar, läuft zumindest ohne weitere inhaltliche Spezifikation ins Leere.
3/ Denn Ideen, auch die von den nun so berühmten Einzelautoren, werden nur in wenigen Fällen ohne Auseinandersetzung mit bestehenden Gedanken und Texten entwickelt werden können. Und natürlich tragen auch übernommene Überlegungen zum Weltbild der Kanzlerkandidatin bei,
4/ um dessen Darstellung es in dem Buch ja vor allem geht. Das Buch und auch die Kritik daran könnten somit eine Gelegenheit bieten, über die Frage zu reden, wie sich akademische, intellektuelle Traditionen mit der technisch nachvollziehbaren #Remixrealität vereinbaren lassen.
5/ Anders formuliert - ist Joschka Fischer Urheber des Gedankens, dass es einer starken EU bedarf, um im Spiel der Mächte eine Chance zu haben, und dass es ohne Deutschland keine starke EU geben kann, nur weil er das mal in einem Interview gesagt hat?
6/ Vielleicht stammt der Gedanke ja eigentlich von seiner Putzfrau. Oder seinem Putzmann. Oder vielleicht hat er hat aus einem Buch oder Artikel und mit der Autorität eines ehemaligen Außenministers im Interview garniert?
6/ Die Frage, wer etwas "erfunden" hat, ist bei derartig allgemeinen Gedanken wohl kaum wirklich zu klären. Und schon deswegen ist auch die Verwendung mitunter nicht nur Zitat einer fremden Idee, sondern auch die Entwicklungsgeschichte eines eigenen Gedankens.
7/ Letzteres scheint zumindest in den #Baerplag Stellen, die ich gelesen habe, weitaus häufiger der Fall zu sein als alles andere. Viel Ideen-Hochstapelei ist da meiner Meinung nach nicht zu erkennen.
8/ Ungeschickt war der Verzicht auf Zitate natürlich dennoch. Und dass das so passiert ist, wie es passiert ist, sagt vermutlich mehr über Kampagne, Kandidatin und die Belastbarkeit grüner Versprechen in der Realität aus als die gesammelten und remixten Ideen im Buch.
@zeitonline_kul@NRPollatschek 1/ Herzlichen Dank für den Vermittlungsversuch! Aber da haben Sie leider knapp am Problem der "Universalisten" vorbei geschrieben. Es geht den "Universalisten" nicht um den Inhalt der Herzen von Menschen und auch faktische Diskriminierung
@zeitonline_kul@NRPollatschek 2/ entlang einer Reihe von Kategorien wird wohl niemand bestreiten. Aber nicht jeder Unterschied ist eine Diskriminierung. Die Formel des Bundesverfassungsgerichts ist dafür: Diskriminierung ist wenn Gleiches ungleich und Ungleiches gleich behandelt wird. Eigentlich clever.
@zeitonline_kul@NRPollatschek 3/ Die politische Frage nach der relevanten Betrachtungsebene löst das natürlich nicht (als Beispiel: was ist das für die Gleichheitsbetrachtung relevante Kriterium der Ehe, wenn man das Kriterium der spezifischen Verbindung von Mann und Frau nicht mehr heranzieht?
@mamjahid@piperverlag 1/ Ich kann vieles von dem nachvollziehen, was sie über die Erinnerungskultur schreiben. Vieles davon ist sicher klassisches #virtuesignalling, das sie überall finden, aktuell vor allem entlang anderer *ismen.
@mamjahid@piperverlag 2/Aber es ist auch Identitätskonstruktion. Navid Kermani ( faz.net/aktuell/feuill…) hat, offenbar anders als Sie, verstanden, dass es, von links- bis rechtsextrem keine *deutsche* Identität ohne Auschwitz geben kann. Und damit auch keine migrantisch-*deutsche*:
@mamjahid@piperverlag 3/ "Wenn [die migrantisch-Deutschen] Auschwitz besuchen, werden sie ebenfalls das Wort „deutsch“ auf der Brust tragen. Spätestens unterm Tor werden sie Auschwitz als eigene Geschichte sehen."