NS-Relativierung, Doppelstandards, Täter-Opfer-Umkehr: Über ein aktuelles Videointerview mit dem Verschwörungsideologen Sucharit #Bhakdi und seine antisemitischen Aussagen wird gerade viel getwittert. Wir klären über zentrale Aussagen und ihren #Antisemitismus auf. Thread: (1/13)
Bhakdi betreibt NS-Relativierung und Täter-Opfer-Umkehr: jüdische Überlebende des Holocaust, die nach #Israel flüchteten, hätten in Nazi-Deutschland das "Erzböse" erfahren. Ihr eigenes Land Israel hätten sie aber in etwas "verwandelt", was "noch schlimmer" sei. (2/13)
Was Bhakdi damit meint: Israel habe, wie "andere Länder", einen "Impfzwang" eingeführt. Weiter: "Das ist das Schlimme an den Juden: sie lernen gut. (...) Aber sie haben das Böse jetzt gelernt und umgesetzt. Und deswegen ist Israel jetzt 'living hell', die lebende Hölle". (3/13)
Mehrere Aspekte an diesen Aussagen sind klar antisemitisch. Dass Bhakdi in seiner "Kritik" an Coronaimpfungen nur explizit auf Israel rekurriert, obwohl er auch "andere Länder" hätte nennen und thematisieren können, ist ein Fall von #Doppelstandards. (4/13)
Die Höllen-Metapher in Bezug auf Israel greift das jahrtausende alte Stereotyp des Gottesmordes auf: Seit der Kreuzigung Jesus Christus' gelten jüdische Menschen als “Teufel”, da sie für den Tod des Sohnes Gottes verantwortlich gemacht wurden. (5/13)
Zentral ist weiterhin der Aspekt der Täter-Opfer-Umkehr - ein weit verbreitetes Ideologem des Sekundären oder Post-Shoa-Antisemitismus. Hier wird jüdischen Überlebenden des Holocaust unterstellt, "von Opfern zu Tätern" geworden zu sein. (6/13)
Diese Aussagen werden hier kombiniert mit einer expliziten #Relativierung der NS-Judenvernichtung: Israel führe eine Politik, die "schlimmer" sei als die der Nazis. Dadurch wird der NS-Antisemitismus "weniger schlimm" als #COVID19-#Impfungen abgewertet. (7/13)
Bhakdis Aussagen kulminieren in dem jahrhundertealten Stereotyp, dass jüdische Menschen besonders intelligent seien, was "schlimm" sei. Laut Bhakdi hätten sie im NS das "Erzböse" "erlernt" und in ihrem "eigenen Land" übertroffen - wie gesagt: Täter-Opfer-Umkehr. (8/13)
Weiterhin setzt Bhakdi das Judentum mit dem Staat Israel gleich und macht damit jüdische Menschen kollektiv für das Verhalten des Staates Israel verantwortlich. Auch dies ist ein Beispiel für Antisemitismus. (9/13)
Es ist empörend, aber kaum überraschend, dass Bhakdi, eine zentrale Figur des corona-verschwörungsideologischen Spektrums, derartige Aussagen tätigt: Schließlich muss der moderne Antisemitismus als eine Art prototypische Verschwörungsideologie betrachtet werden. (10/13)
Bhakdis Aussagen könnten in mehreren Fällen den Straftatbestand der #Volksverhetzung erfüllen. Unter anderem die @WerteInitiative hat bereits Anzeige erstattet. (11/13)
Für weitere Informationen über Antisemitismus und wie man ihn erkennt verweisen wir auf die Arbeitsdefinition Antisemitismus der IHRA: (12/13) holocaustremembrance.com/de/resources/w…
PS: Die Partei “Die Basis”, für die Bhakdi für den Bundestag kandidiert, spricht von “Framing”, “bösartiger Unterstellung” und “Diffamierung”. Wie so häufig scheint der “Antisemitismusvorwurf” schwerer zu wiegen als die Kritik des Antisemitismus. (13/13)