Heute habe ich bei @RadioWienHeute über "Impfskeptiker*innen" gesprochen. Wer sind sie? Wie erreichen wir sie? Ich beziehe mich dabei auf Daten des Austrian Corona Panel Project #ACPP der @univienna@VieCER_ & Analysen mit @katharinatpaul & @schnizzl 1/
Es folgt ein längerer Thread, weil ich für das Gespräch doch noch mal tiefer in die Daten eingetaucht bin. Vielleicht interessiert es ja wen. 🤷♂️ #CoronaPanelAT#CoronaVirusAT 2/
Wenn wir die Pandemie beenden wollen, dann schaffen wir das nur mit Herdenimmunität durch Impfung = 85-90% der Gesamtbevölkerung ; so die Expert*innen.
In unserer Befragung haben wir Bev. ab 14 Jahren & da sehen wir, dass wir noch weit von dem Ziel entfernt sind. #ACPP 3/
Insbesondere sehen wir aber, dass wir etwa seit Mai 2021 bei 20% "Impfskeptiker*innen" stagnieren. Also die Impfbereiten werden nach und nach geimpft. Aber es bleibt ein harter Kern über. Den müssen wir erreichen, soll das mit der Herdenimmunität durch Impfung gelingen. 4/
Junge Menschen sind zwar (noch) seltener geimpft. Sie hatten auch erst wenig Zeit. Impfskeptischer sind sie aber nicht. Allg. bringt die Soziodemographie uns bei der Impfskepsis nicht wirklich weit. Stereotyp der alten & ungebildeten Männer bestätigt sich jedenfalls auch nicht 5/
Deutliche Unterschiede sehen wir aber bei der Wahrnehmung der Pandemie. Eher niedrige pers. Gefahrenwahrnehmung. Eher verharmlosend durch Gleichsetzung mit der Grippe. Verspüren wenig gesell. Zusammenhalt/Vertrauen. Wählen eher FPÖ 6/
Nein. Nicht alle Impfskeptiker*innen sind FPÖ-Wähler*innen und nicht alle FPÖ-Wähler*innen sind Impfskeptiker*innen. Aber: Der Anteil an Skeptiker*innen liegt in der allg. Bev. bei etwa 20% und bei FPÖler*innen bei 35%. Das ist schon ein Unterschied 7/
Was motiviert die Skeptiker*innen? Wir sehen u.a. drei entscheidende Faktoren: 1. Verharmlosung und naives Vertrauen in eigenes Immunsystem, 2. Sorge vor Nebenwirkungen, 3. Zweifel an Wirksamkeit sowohl für einen selbst auch auch zum Schutz anderer 8/
Dass Impfskeptiker*innen auch angeben, sich eher weniger informiert zu fühlen, würde ich nicht überinterpretieren wollen. Das kann auch daher kommen, dass ihnen ihre impfskeptischen "Fakten" in der Berichterstattung fehlen. 9/
Von wo holen sich die Impfskeptiker*innen ihre Informationen? Jedenfalls seltener vom ORF. 30% der Skeptiker*innen schauen regelmäßig ORF / 70% der geimpften und impfwilligen. Wichtigste Informationsquelle der Skeptiker*innen ist Facebook. 10/
Hier sind auch noch viele Details versteckt, zB Rolle von Youtube und Telegram usw. Aber zu Medien haben wir demnächst auch noch einen Corona-Blog geplant für mehr Details. 11/
Wie erreicht man diese Leute dann noch? Sie sind einfach schwer zu erreichen. Impfkampagnen von der Politik würden sie ohnehin nicht vertrauen. 12/
Insbesondere die FPÖ könnte die Ergebnisse aber als Arbeitsauftrag sehen. FPÖ-Politiker*innen haben für ihre Wähler*innen Vorbildcharakter und können diese noch erreichen. Auch bei FPÖler*innen gibt es mittlerweile mehr geimpfte als ungeimpfte. Da geht aber noch mehr. 13/
Insbesondere Eltern & v.a. Frauen in ihrer doppelten Betroffenheit von Impfskepsis könnten mit gezielter Kampagne adressiert werden. Viel Falschinformation zu Impfungen hat sich gezielt an Frauen gerichtet (zB Unfruchtbarkeit). Auch Thema #Kinderimpfung#Kinderimpfskepsis 14/
Ansonsten gibt es aber vor allem angebotsseitig noch viel Potenzial. Mehr Angebote. Niederschwellige Angebote. Incentives. Impfen muss sich ganz normal anfühlen ohne bürokratischen Aufwand. Dann haben Skeptiker*innen auch weniger Ausreden. 15/
Wenn am Ende nicht alles funktioniert, hat man es zumindest probiert. Wir brauchen jeden zusätzlichen Geimpften / jede zusätzliche Geimpfte und haben keine Zeit zu verlieren. 16/
Und jetzt noch zur #Impfpflicht. Ist die das richtige Mittel gegen #Impfskepsis?
Also, wenn wir kurzfristig die Anzahl der Geimpften erhöhen wollen, dann hilft die Pflicht bestimmt.
Will man langfristig die Skepsis bekämpfen, dann ist eine Pflicht der falsche weg. 17/
Eine Impfpflicht würde insbesondere bei dieser Gruppe #Reaktanz hervorrufen und ihr Vertrauen in die pol. und gesund. Institutionen langfristig schädigen. U.u. könnte es zu einer Radikalisierung der Gruppe führen. 18/
Allgemein ist außerdem die Akzeptanz einer allg. Impfpflicht noch zu gering. Ende Juni lehnten 52% eine solche ab. Impfpflicht ist nichts undemokratisches. Viele EU-Länder (zB FR & IT) haben da eine Tradition. Wir eben nicht. 19/
Bei Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko gibt es allerdings ein viel größeres Verständnis. Da sind die Ablehnung auf 30%. 20/
Allgemein bleibt es kompliziert. Aktuelle Blogs zu diesem Thema gibt es wie immer beim #CoronaPanelAT von @VieCER_ - obwohl gerade kleine Sommerpause. 21/21
Es gibt zumindest eine wiss. Studie zur Zusammensetzung der @FridayForFuture (GER), die (komischerweise) von österreichischen Medien unentdeckt blieb. Das Institut für Protest- und Bewegungsforschung hat sich das Ganze genauer angesehen. protestinstitut.eu/wp-content/upl…
Zentrale Findings von Dieter Rucht & KollegInnen sind u.a. dass F4F eher weiblich sind, ein überwiegender Teil der Demonstrierenden unter 19 ist & die Demonstrierenden eher gebildet sind bzw. höheren Bildungsabschluss anstreben. Ähnliche Struktur kennen wir von GR-WählerInnen.
Demonstrierende kommen eher aus der Mittelschicht, sind bildungsnah und sind überwiegend in Deutschland geboren. Mobilisiert wurden sie via Social Media und FreundInnen. Greta hat sie inspiriert, aber nicht so sehr wie man erwarten würde (zum. ich).