Thread by @MatiRandow

Faßmanns Schulstart-Konzept aus meiner Schüler-Perspektive: Too Little, too late (Thread!)

Meine erste Reaktion nach der Konzept-Präsentation: No na ned. Das, was Faßmann da als ausgeklügeltes Konzept darstellt, wird seit letztem Jahr gefordert. Jetzt draufzukommen: Oh, da sollt ma ja was machen, ist halt wie auf die Bremse drücken, wenn der Unfall schon passiert ist.

Seit Ferienbeginn warten wir Schüler:innen auf die Präsentation des Konzepts für den Herbst, um uns gut darauf vorbereiten zu können - Genauso gehts auch zB Direktionen. Und genau wie im letzten Sommer wurde es nun zu spät und inhaltlich zu schwach vorgelegt.

Punkt 1: Luftfilter. Ich hab schon im November 2020 (!) bei @Natascha_Strobl für Luftreiniger in Klassen plädiert. Warum? Weil schon damals ausreichend belegt war, dass diese Geräte das Infektionsrisiko drastisch senken können. Und ich war natürlich bei weitem nicht der Einzige.

https://twitter.com/matirandow/status/1325045122002784257

Etliche Schüler:innenvertretungen und auch die @oeliug haben das schon damals gefordert. Der zuständige Minister hat fast ein Jahr länger gebraucht, um das auch einzusehen. Jetzt kommen sie endlich, wie genau, ist aber sehr unklar.

Jede:r, der sich mit Schulen auch nur ansatzweise auskennt, weiß: Es braucht unbürokratische Problemlösungen. Über die BBG schulautonom in Absprache mit dem Schulerhalter an die Luftfilter zu kommen, ist einfach fernab jeglicher Schulrealität.

Punkt 2: Tests. In Wien gibt es seit dem Frühjahr flächendeckend PCR-Tests, hier hätten schon vor den Sommerferien in Schulen die Nasenbohrer durch Gurgeltests ersetzt werden können. Inzwischen geht das in immer mehr Gebieten in ganz Österreich.

1x pro Woche von der Post abgeholzte „Spültests“ sind zwar ganz nett, aber sorgen halt bei weitem nicht für die Sicherheit, die es so dringend braucht und die sich alle Schüler:innen endlich verdient haben.

Dass sich geimpfte Schüler:innen nicht testen lassen müssen, ist im Übrigen keine Neuerung, sondern bereits in der Schulverordnung vom Mai festgeschrieben. (Nur so an alle, die sich jetzt über plötzlichen „Impfdruck“ beschweren)

Punkt 3: Impfungen. Seit Wochen wird über eine Impfpflicht für Lehrer:innen diskutiert. Inhaltlicher als „Ja/Nein/Vielleicht“ wurde es bisher nicht. Klar ist: Faßmann ist dafür verantwortlich, uns Schüler:innen mit allen Mitteln zu schützen.

Die Impfbusse sind zwar nett, aber halt auch nicht mehr. Was es wirklich bräuchte: Eindringliche Impfappelle an alle Schüler:innen und vor allem Aufklärung für Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. Ungeimpfte Kinder sind die neuen Vulnerablen.

Gerade die müssen geschützt werden, auch eine Herdenimmunität in der Gesamtbevölkerung wird ohne Durchimpfung von Kindern und Jugendlichen nicht erreichbar sein. Also impft uns endlich!

Und nun zu allem, was im Konzept keinen Platz gefunden hat…
(Hoch)Risikokinder werden genau so behandelt wie alle anderen, es fehlt an jeglichen Konzepten für den Schutz der am meisten Schützenswerten.

Das ist im Endeffekt eine Entwertung menschlichen Lebens à la „Es sterben ja eh ‚nur‘ die Kinder mit Vorerkrankungen an Corona“. Das darf sich eine Gesellschaft nicht erlauben.

Dann: Soziales. Bis auf die Sommerschule und vereinzelte zusätzliche Stunden wurde bisher fast nichts unternommen, um die sozialen Folgen der Krise für Schüler:innen auszugleichen. Das Bildungssystem ist noch sozial ungerechter geworden, als es schon vor der Pandemie war.

Wegen der fehlenden Pläne für soziale Gerechtigkeit mussten Scjon viele Schüler:innen ein Jahr wiederholen. Würde Faßmann nach den Maßstäben gemessen werden, die er an Schulen anwendet, wäre er selbst durchgeflogen.

Mit dem jetzt vorgelegten Plan steuern wir direkt auf eine hohe Inzidenz bei jungen Menschen, erneute Schulschließungen und viele Kinder mit Long Covid zu. Und es wird Tode geben, die noch verhindert werden könnten.

Es ist erschreckend, wie wenig das Bildungsministerium aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt hat. Jede:r Schüler:in hätte in einer Schulstunde einen durchdachteren Plan ausarbeiten können.

Ich starte also mit großem Unbehagen in mein letztes Schuljahr. Und ich hoffe, dass noch nachgeschärft wird, um uns Schüler:innen endlich konsequent zu schützen.