"Wieso verteidigen Afghaner*innen ihr Land nicht?" - Das taten sie! Es sind sogar derart viele junge Afghaner*innen durch den Krieg gestorben, dass es dem Präsidenten zu peinlich war, die Statistiken zu veröffentlichen. Thread:
1) Alleine im letzten Jahr sind mehr afghanische Soldaten gestorben als NATO/US-Soldaten in 20 Jahren. Seit 2001 starben 3586 internationale Kräfte - bei den afghanischen Soldaten waren es mindestens 66.000. (watson.brown.edu/costsofwar/fil…)
2) Seit 2014/2015 trug das afghanische Heer die Hauptverantwortung des Krieges: Die NATO-Kräfte haben aus sicheren Jets unterstützt oder an gesicherten Stützpunkten trainiert.
3) Korrupte afghanische Eliten (Warlords, Druglords) haben es in machtvolle Schlüsselpositionen geschafft- was die NATO-Länder wussten. Diese korrupten Befehlshaber hatten in vielerlei Hinsicht große Auswirkungen auf das Heer. (idsa.in/system/files/s…)
4) In vielen Instanzen steckten junge Soldaten ohne Essen und Munition im tiefen Gebirge Afghanistans fest. Wie sollen Soldaten ohne Nahrung und Munition kämpfen? (observers.france24.com/en/20200218-af…)
5) Wie konnte es dazu kommen? Immerhin flossen Milliarden in den Krieg. SIGAR, die US-Aufsichtsbehörde für Afghanistan, hat einen Finanzbericht veröffentlicht. Spoiler: Ein Drittel der geprüften Gelder kamen nicht dort an, wo sie ankommen hätten sollen. (sigar.mil/pdf/special%20…)
6) Zu guter Letzt: Alle sind des Krieges müde. Nach 43 Jahren Krieg (zuerst Sowjetunion, dann USA) hat ausnahmslos Jede und Jeder Angehörige, Freunde, Kinder sterben und Gliedmaßen verlieren sehen. Es gibt unglaublich viel Leid in Afghanistan.
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Was tun, um Afghaner*innen in Österreich zu unterstützen? Persönlicher Kontakt! Gehen Sie mit Ihrem afghanischen Kollegen, Nachbarn auf einen Kaffee oder Tee. Afghaner*innen in Österreich sind es nicht gewöhnt, von der autochthonen (weißen) Bevölkerung angesprochen zu werden.
Die sich am besten verkaufenden Mediengeschichten definieren Afghaner*innen als auffällig, kriminell, unintegriert. Diese Darstellung findet nicht nur bei autochthonen Österreicher*innen Gehör, sondern auch bei Afghaner*innen - sie identifizieren sich mit der Zeit damit.
Wir können die Weltereignisse nutzen, um unser aller Leben hierzulande besser zu gestalten. Vielleicht ist es Zeit, einander kennen zu lernen - ein wichtiger Teil der Gesellschaft ist der zwischenmenschliche Kontakt.
Wozu ich gestern in der #zib2#rundertisch nicht gekommen bin - eine Ergänzung: Der Vormarsch der #Taliban ist schon seit Wochen massiv. Es gab bereits am 17. Juni Evidenz, dass die Zahl der Flüchtenden rapide ansteigt.
LSE-Forscher David Mansfield hat Satellitenbilder und Videos auf Twitter geteilt, in denen zu erkennen ist, dass sich täglich ca 6600 afghanische Flüchtende durch Iran und Pakistan in Richtung Türkei bewegen. (siehe
Die Lage in der Türkei, die die meisten Flüchtlinge der Welt unterbringt, spitzt sich zudem politisch zu. (siehe und washingtonpost.com/world/interact…)