Thread by @KeremSchamberg

Noch ein zweiter Thread zu den Machenschaften und Positionen des Jürgen Todenhöfer, der mit seinem „Team Todenhöfer“ den Reichen nichts nehmen, die Festung Europa aufrechterhalten und vor allem sich selbst ein Denkmal setzen will.

1. Reichtumsverteilung: Todenhöfer nennt sein 80.-Geburtstagsprojekt „Die Gerechtigkeitspartei“, will aber die strukturelle, zum Himmel schreiende soziale Ungerechtigkeit in diesem Land und im globalen Nord-Süd-Verhältnis nicht angehen.

Er lehnt eine Vermögenssteuer, die in anderen Ländern Europas ganz normal ist, ab. Stattdessen betont er, der selber Multimillionär ist und über ein großes Unternehmens- und Stiftungsnetzwerk verfügt, man müsse auf die Wohltätigkeit der Reichen setzen.

So wie er, der Geflüchteten an Weihnachten ein Essen ausgebe. Zitat Parteiprogramm: „Wohlhabende und besonders Superreiche sollten ermutigt werden, freiwillig wesentliche Teile ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke zu spenden“ (S. 21).

Das ist in etwa so effektiv, wie der „Ehrenkodex“ der CDU/CSU gegen Korruption. Dass diese in Stiftungsform verbrämte Form der „Charity“ meist nur ein Steuersparmodell der Reichen ist, ficht Todenhöfer dabei nicht an. Im Gegenteil fordert er im Parteiprogramm

weitere Steuererleichterungen für Reiche die spenden.

Auch im Interview mit @TiloJung wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen höhere Steuern für Reiche. Er wolle keinen Staat, „der immer an die Reichen“ rangeht. In welcher Welt lebt dieser Mann?

Er wolle nicht die Reichen ärmer, sondern die Armen reicher machen. Dazu reicht als Antwort dieses Kurzgedicht von Bert Brecht:

„Reicher Mann und armer Mann standen da und sah'n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär' ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“

Am Ende ist Todenhöfer einfach auch nur ein „Interessensvertreter des deutschen Kapitals“, wie @SchmittJunior treffend analysiert hat.

2. Transparenz: Dass Todenhöfer dabei im @JungNaiv-Interview nicht über sein eigenes Vermögen und wie er es erwirtschaftet hat, seine Bankbeteiligungen, Stiftungen, Investitionen und Unternehmen, sprechen will, ist da nicht wirklich überraschend. Es passt ins Bild.

3. Migration & Flucht: Das „Team Todenhöfer“ gibt sich als flüchtlingsfreundliche Partei, will aber im Endeffekt die Mauern um Europa beibehalten und ausbauen. Der angebliche Kontrollverlust im Sommer der Migration 2015 wird von Todenhöfer immer wieder massiv kritisiert.

Es wären zu viele Menschen aufgenommen worden und dies dürfe nicht mehr passieren. Nachbarstaaten von Krisenländern solle finanziell geholfen werden – sprich: der Türkei sollen weitere Milliarden zugeschoben werden, damit sie den Türsteher Europas spielt.

Damit unterscheidet Todenhöfer sich nicht von den Unionsparteien, der FDP und der SPD, die für ein „Weiter so“ in der Abschottung Europas stehen.

Dass Todenhöfer sagt, er sei der größte Freund der Flüchtlinge, weil er ihnen am 24.12. ein Essen auf seine Kosten ausgebe, ist da nicht mehr als Heuchelei.

4. A pro pos Türkei: Am 9. September 2021 erklärte die AKP-Tarnorganisation in Deutschland, die „BIG Partei“, in einer Presseerklärung ihre Unterstützung für „Team Todenhöfer“. Mesut Özil – ebenfalls Fan von Erdogan – tweetete kurz darauf ein Foto von sich und Todenhöfer.

Damit ist die Unterstützung der „Gerechtigkeitspartei“ von Todenhöfer für die „Gerechtigkeitspartei“ AKP (AKP = „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“) offensichtlich. Und damit auch für die brutale Verfolgungspolitik gegen KurdInnen und alle anderen,

die nicht ins Weltbild des türkischen Regimes passen. Oder habt ihr Todenhöfer schon mal etwas zu den KurdInnen sagen hören?

Mehr zu BIG und Todenhöfer beim @Volksverpetzer. volksverpetzer.de/analyse/team-t…

5. Letzter Punkt: In den 1970er Jahren forderte Todenhöfer das, was er nun an den USA und anderen kritisiert: Jagdkommandos, gezielte Todesschüsse und die Einstellung von Zwangsernährung bei Hungerstreiks. Und das alles im Kampf gegen die Rote Armee Fraktion (RAF).

Seinen von der RAF ermordeten „Freund“ Hanns Martin Schleyer, bezeichnet er als „ganz milden Mann“. Und „vergisst“ dabei, dass Schleyer SS-Untersturmführer war. Dass Todenhöfer auch Franz-Josef Strauß als Modernisierer Bayerns und nicht als Reaktionär und Diktatorenfreund sieht,

überrascht da nicht weiter. Die Liste autoritärer Männer, die Todenhöfer gut findet, ließe sich noch erweitern.

Ich glaube, dass auch aus diesen Punkten klar wird: Das Egoprojekt Team Todenhöfer ist nicht wählbar. Man sollte auf die gefährliche und politisch reaktionäre Selbstverliebtheit dieses Mannes nicht reinfallen.

Hier nochmal der Hinweis: in den kommenden Tagen wird zu den Machenschaften Todenhöfers ein langer Dokumentarfilm veröffentlicht, den ihr hier anschauen könnt: der-maerchenonkel.com Den Titel „Märchenonkel. In 80 Jahren um sich selbst“ finde ich eigentlich ganz passend.

Hier ein erster Trailer zum Film:

Und hier findet ihr der Vollständigkeit halber meinen ersten Thread zu Todenhöfers "Team" und anderen Sachen:

https://twitter.com/KeremSchamberg/status/1438859500312842244