Die Pressemitteilung der Axel Springer SE ist vielsagend. Hier mal die wichtigsten Punkte:
Angegebener Grund sind demnach Themen, die *nach* der Compliance-Untersuchung aufkamen (Berufliches und Privates seien weiterhin nicht getrennt). Gut, aber was?
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Hier nochmal deutlicher - es geht also ausdrücklich um nichts, was durch Freshfields ermittelt wurde. Also muss es um Dinge gehen, die bspw der Compliance-Abteilung danach gesagt wurden, und zu denen Reichelt dem Vorstand gegenüber gelogen hat.
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Das einzige jüngere im NYT-Artikel war die Sache mit dem gefälschten Ehevertrag. Lag der Springer *nicht* vor? Kaum vorstellbar. Also muss Reichelt darüber gelogen haben. Was aber war hieran “neu“ in der NYT - warum konnte der Vorstand erst jetzt wissen, dass Reichelt log?
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Darüber hinaus dürften die Anwälte der Ippen-Gruppe und der Axel Springer SE in regem Austausch gewesen sein, und Springer wurde auch von der NYT angefragt. Dass der Vorstand also erst nach der Veröffentlichung neues erfahren konnte, ist Humbug.
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Auch dass vorher nichts gewusst wurde, da alle auf Anonymität bestanden, klingt schal. 1. kenne ich solche Ermittlungen selbst: Anwälte können trotzdem sehr deutlich werden. Und 2. kannte Springer im März wohl genug, um zu sagen, dass “some inaccurate facts" dabei seien.
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Das heißt: Es muss Druck gegeben haben, der für Döpfner persönlich gefährlich wurde. Und das kann nur dem Aufsichtsrat gelingen.
Die Mehrheit jedenfalls ist schnell bei KKR, und die sind Amerikaner. Und die fürchten wohl eher die Amerikanische Öffentlichkeit.
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Was auch immer KKR dazu brachte, Döpfner auf Linie zu bringen: Das Vertrauen in die Urteilskraft Döpfners dürfte nun etwas geschmälert sein.
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2/10 Soweit ersichtlich, scheint aber auch dieser Strang nicht die befürchtete Escape-Variante zu sein. Hier kann man mit einem neuen Tool selbst erkunden, wie sich die Stränge entwickeln:
Mit Evergrande, Fantasia und Modern können nun drei chinesische Immobilienentwickler ihre Schulden nicht mehr bedienen. Ich vermute, das wird auch noch weitere weniger gesunde betreffen.
1. Die (vollkommen normale und regelhafte) Ablösung laufender Anleihen mit neuen Anleihen wird in der gesamten Branche schwieriger. Viele Banken werden zögern, Immobilienentwicklern Kredite zu geben.
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2. Potenzielle Immobilien-Käufer werden ebenfalls geizig damit, Kredite zu gewähren. Das tun sie derzeit durch Anzahlungen auf Projekte, bevor sie fertig sind. Das bedeutet
a. Weniger Projekte starten
b. Die laufenden Cashflows sinken
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Wenn die Nachfrage nach einem Produkt höher ist als das Angebot, steigt der Preis.
1. Wenn Du an Deinem Limonade-Stand jeden Tag 100 Besucher hast, die pro Person eine Limo für einen Euro kaufen, ist alles stabil.
2. Wenn die Besucherinnen plötzlich weniger Geld haben, können die sich den Euro vielleicht nicht mehr leisten. Die können sich vielleicht was bei Central Ben nebenan leihen, der einen Geldstand hat.
3. Dafür müssen sie Zinsen zahlen und überlegen sich das genau. Wenn Central Ben aber sagt: “Limo ist Life!“, könnte er ihnen das Geld für umme leihen. Dann tun sie dann auch.
Sebastian Kurz zieht sich ein Stück weit zurück. Ob das klappt, weiß ich nicht.
Aber im Krisenmanagement gibt es in der Defensive zwei wichtige Grundregeln:
1. Halte den eigenen Laden zusammen. 2. Es gibt (meist nur) einen Freischuss für die defensive Position.
1. Wer es als Führungsperson schafft, den eigenen Laden trotz Druck im Angesicht der Krise loyal, funktionsfähig und vor allem hoffnungsvoll zu halten, wird die Position an der Spitze halten können.
Roland Koch überlebte 2008 beispielsweise die eigene Abwahl, blieb CDU-Vorsitzender Hessens, geschäftsführender Ministerpräsident und wurde 2009 schlussendlich wieder gewählt. Weil “seine“ CDU hinter ihm stand. taz.de/System-Koch/!5…