Thread by @Fan_Tas_Tisch

Wenn ich mir die Entwicklung der Union in den letzen 12 Monaten anschaue, frage ich mich, ob sie politisch und strategisch gut beraten ist oder gerade in Ihr Verderben rennen. Aber dazu muss ich etwas ausholen:

1. Die SPD hat die Wahl nicht aus eigener Stärke gewonnen. Sondern im wesentlichen deswegen, weil die Union einen erschreckend schwachen Wahlkampf führte und einen unwählbaren Kandidaten präsentierte. Dass das Panik auslöst, verstehe ich, aber die Reaktion verstehe ich nicht.

2. Die Union wird nicht zu alter Stärke zurück kommen, in dem sie der AfD die Wähler abspenstig macht (Denn das zeigt die Forschung, dass der harte Kern die AfD genau deswegen wählt, weil diese rechtsnational ist). Die Union kann nur in der Mitte wachsen.

Auch das Ergebnis der Landtagswahl in Bayern zeigt das deutlich. Söders rechter Kurs wurde nicht goutiert. Rechts kaum was gewonnen, links jede Menge verloren.

3. Für die Wähler der Mitte ist viel mehr ein Problem, dass es bis heute keine klare Aussage zu Maaßen gibt. Dass in den östlichen Kandesverbänden teils verdeckt, teils offen mit der AfD geflirtet wird.

Um in der Mitte erfolgreich zu sein, muss ich noch nicht mal großartige Programme auflegen. So lange es gelingt, das Gefühl zu vermitteln, dass das Land in guten Händen ist und der Bürger mit Politik nicht behelligt wird, sind da viele zufrieden.

Was die Mitte - bei aller Ferne zur Politik - jedoch nicht mag, sind Flirtereien am rechten Rand. Das wird in Deutschland aufgrund der Geschichte nicht gerne gesehen und wirkt bis heute nach.

Wenn man jetzt versucht, mit Kampagnen wie #TheRepublicDE politisch Stimmung zu machen, glaube ich aus den vorgenannten Gründen, dass das nicht funktioneren wird. Das bringt Aufmerksamkeit und Plätze in Talkshows, aber das wird nicht an der Urne Stimmen bringen

Und darüber hinaus hat es noch einen anderen, viel gefährlicheren Aspekt. Schaut man in Ländern, in denen Rechtspopulismus politisch erfolgreich war, in der Preis, den die Gesellschaften dafür bezahlen mussten, extrem hoch.

USA, Ungarn, Brasilien, Frankreich, NL ... in all diesen Staaten hat sich die politische Lage eher verschlechtert. Gruppen stehen sich unversöhnlich gegenüber. Tiefe Gräben durchziehen diese Gesellschaften und eine Heilung scheint unmöglich.

Es scheint einer der weniger politischen Trends zu sein, der in D nicht so richtig zieht. Wir scheinen deutlich weniger für Populismus empfänglich zu sein als andere Staaten. Was ein Segen ist.

Aber es auch die Aufgabe der (Volks-)Parteien, jetzt nicht mit dem Benzinkanister so lange rumzuzündeln, um nicht doch irgendwie den Scheiterhaufen angezündet zu kriegen.

Und genau diesen Weg scheint die @CDU gehen zu wollen. Sehenden Auges. Und enttäuscht damit mehr, als es der Wahlkampf oder Laschet je konnten.

Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Prognose recht behalte, dass das nicht funktionieren wird.

Für uns alle. Für die Demokratie!

Die fantastische @Natascha_Strobl findet im Spiegel viel bessere und fundiertere Worte für das oben beschrieben.

Chapeau!

spiegel.de/kultur/natasch…