Thread by @Megafon_RS_Bern

Alle berichten über die Walliserkanne und ihre Wirte, aber kaum jemand fragt, wer diese Wirte sind.
Über Qanon, Reichsbürger, Handgreiflichkeiten und die Frage warum niemand darüber schreibt.
Ein Thread.

Reichsbürger:
Der Wirt der Walliserkanne bezeichnen die Polizei als "Firma Polizei", die keine amtlichen Befugnisse besitze. Offensichtlich glauben die Brüder also an sogenannte Reichsbürger-Erzählungen.[0] Doch dieser Umstand wurde bisher von keinen Medien aufgegriffen.

Dabei spielt dieser Punkt eine zentrale Rolle in dieser Geschichte:
Denn Anhänger der Reichsbürger-Erzählung glauben, dass Polizei, Staat, Kantone, etc. bloss Firmen sind und damit keine Legitimität für die Ausführung staatlicher Aufgaben haben - ganz unabhängig von Corona.

Das erklärt auch, warum die Situation in der Walliserkanne dermassen eskalierte. Der Wirt glaubt schlicht nicht an irgendwelche amtlichen Siegel, Verfügungen, Bussen oder dass die Polizei überhaupt irgendwas zu sagen hat. Die Eskalation schien also absehbar.

Qanon:
BlickTV publizierte einen 10-minütigen Beitrag über die Walliserkanne, eine Reporterin ist vor Ort.[1] Im Beitrag wird dabei zwei Mal die mit dem Qanon-Slogan "WWG1WGA" verzierte Hauswand des Restaurants gezeigt.

Die Szene bleibt aber unkommentiert, obwohl die Schrift an der Hauswand auf einen klaren Verschwörungshintergrund der Restaurantbetreiber hindeutet. Dieser Umstand wäre für die Geschichte nicht irrelevant.

Handgreiflichkeiten:
Dass die Wirte auch schon vor Corona auffielen, zeigen wiederum die Bewertungen des Restaurants auf Tripadvisor, wo sich mehrere Gäste über Gewaltandrohungen seitens der Betreiber beschwerten, oder sogar von einem Handgemenge die Rede ist.[2]

Was bedeutet das alles?
Medial wird der Hintergrund des Geschehens kaum beleuchtet. Man berichtet, was gesehen wird, mehr nicht. Dadurch wird in diesem Fall ein Bild von unbescholtenen, braven Bürgern transportiert, die doch nur für ihre Freiheit und gegen Willkür kämpfen.

Das "Tagblatt" zitiert gar den Freund der Familie Mario Julen: «Das ist eine ehrenhafte Familie, eine grosse Steuerzahlerin».[3] Eine Einordnung bezüglich dem Obengenannten findet nicht statt.

Im selben Artikel erwähnt das "Tagblatt" zwar einen Auftritt der Brüder auf kla.tv, bezeichnet das Portal jedoch als ein "Internetportal der Impfgegner", was dieses komplett verharmlost.

Kla.tv ist dafür bekannt, eine Vielzahl an Verschwörungserzählungen und antisemitisches Gedankengut zu verbreiten. Es wurde von Ivo Sasek, dem Gründer der faschistischen, fundamentalistischen Sekte "Organische Christus Generation" (OCG) ins Leben gerufen.[4]

Der ausgeprägte Reichsbürger- und Verschwörungshintergrund der Protagonisten wird also von fast allen Medien ignoriert. Ohne dieses Wissen kann die Geschichte jedoch nicht in ihrer Gänze erfasst werden. Diese Ungenauigkeit spielt nicht zuletzt der Coronabewegung in die Hände.

[0] de.wikipedia.org/wiki/Reichsb%C…
[1] blick.ch/schweiz/corona…
[2] tripadvisor.ch/Restaurant_Rev…
[3]tagblatt.ch/schweiz/wallis…
[4] belltower.news/organische-chr…

PS: Einige von euch taggen jetzt das @tagblatt_ch. Darum hier wichtig zu betonen, dass das Tagblatt zwar wie alle anderen Medien den Verschwörungshintergrund nicht erwähnt hat, immerhin aber den Auftritt bei kla.tv. Also no hate for Tagblatt 🦉

Wie @SebastianGlenz richtigerweise angemerkt hat, berichtete der "Walliser Bote" am 20.10. über die Wirte und ihren Hintergrund in der Coronabewegung.
Die QAnon-Hinweise und die Reichsbürger-Erzählungen waren in dem Artikel nicht enthalten. Trotzdem: Credit where credit is due💪

PPS: Mittlerweile hat der @Blickch auch einen Artikel zum Qanon-Schriftzug an der Hausfassade publiziert.
Es dürfte sich tatsächlich um einen Zufall handeln, dass das nur wenige Stunden nach unserem Bericht kam.
Seid also lieb, auch zum Blick! 🦉

Einen Tweet der das Gegenteil zu 👆 implizierte, haben wir gelöscht. Das war ein Fehlschluss. Apologies @Blickch 🙏