Ich übe wegen dieses »Faktenchecks« nochmals öffentlich Kritik an @correctiv_fakt – an der Leitung Faktencheck @tanroet u. @echt_alice sowie Autor @nikolas_kill. Der Artikel will die AfD treffen, diskreditiert aber eine wichtige wissenschaftliche Studie.
Der Correctiv-Artikel ist die Reaktion auf eine verkürzte Interpretation der AfD im EU-Parlament:
Die AfD hatte aus komplexen Studien einen winzigen Teil entnommen und daraus einen Facebook-Beitrag gemacht: »99 % der Afghanen wollen die Scharia!«
Das dürfte eine Reaktion auf die Fluchtbewegung aus Afghanistan sein.
Der AfD-Interpretation kann man argumentativ widersprechen. So ist anzunehmen, dass die momentan aus Afghanistan fliehenden Menschen vor der brutalen Herrschaft der Taliban fliehen und sie nicht befürworten.
Correctiv bringt jedoch die Studien selbst in Misskredit: mit ironischen Gänsefüßchen als »Studien«, mit der Abwertung einer wissenschaftlichen Befragung als bloße »Meinungsumfrage« und mit der mehrfachen Verwendung des abwertenden Wortes »umstritten«.
Das Pew Research Center hat eine differenzierte wissenschaftliche Studie zur wissenschaftlichen Befragung von mehr als 38.000 Muslimen in über 80 Sprachen und 30 Staaten durchgeführt und umfassendes Material ins Netz gestellt. Man kann Studie und Methodik öffentlich einsehen.
Es geht darin unter anderem um konkrete Fragen zum Verhältnis zwischen dem islamischen Recht und dem Recht, das nach Meinung der muslimischen Befragten in Staat und Gesellschaft gelten soll. Correctiv verkürzt in seinem Beitrag die gesamte komplexe Studie …
… auf einen winzigen Bruchteil. Das sieht man an der Antwort eines Experten. Zitat aus dem Correctiv-Beitrag:
»Er schrieb uns in einer E-Mail, es sei wissenschaftlich nur seriös, ›konkrete Fragen nach einzelnen Aspekten der Scharia zu stellen‹.«
Die Antwort des Experten ist verräterisch: Denn genau diese konkreten Fragen nach einzelnen Aspekten der Scharia hat Pew Research gestellt und die Antworten analysiert.
Der Corectiv-Autor hätte das vor seiner Abwertung der Studie berücksichtigen müssen. Alle Bestandteile der Studie sind hier verlinkt:
Differenzierte Fragen beziehen sich darin auf das Verhältnis zwischen staatlichem Recht und Religion sowie auf die Anwendbarkeit islamischen Rechts in unterschiedlichen Lebensbereichen:
Familienrecht, Strafrecht, Ahndung des Abfalls vom islamischen Glauben durch den Staat …
Correctiv ignoriert bis auf einen einzigen Aspekt den Rest der Themen in der Pew-Research-Studie. Der Autor zitiert stattdessen u. a. folgende Expertise:
Zum Begriff Scharia eine Islamwissenschaftlerin, die sich zur Scharia als allgemeinem Begriff und Glaubensinhalt äußert.
Um die Scharia als allgemeinen Begriff ging es aber gar nicht – sondern um das Verhältnis zwischen islamischem Recht und Staat.
Zu Afghanistan bringt der Correctiv-Autor ein 18 Jahre altes Zitat, das von der Realität überholt wurde:
»Dass Afghanistan eine islamische Republik wird, sollte nicht von vornherein als eine Manifestierung fundamentalistischer islamischer Ideologie gewertet werden.«
Heute herrscht in Afghanistan die fundamentalistische islamische Taliban-Regierung mit ihrer strikten Auslegung der Scharia und hoher (unterschiedlich motivierter) Unterstützung aus der Bevölkerung.
Fazit: Um der AfD zu widersprechen, muss man nicht die Studie in Misskredit bringen, aus der sie zitiert. Denn diese Studie zeigt gerade in ihrer Differenzierung die Vielfalt der Meinungen im Islam vom talibanesken Fundamentalismus bis Akzeptanz des Laizismus.
PS: Die Deutsche Welle hat hier eine Auswertung vielfältiger islamischer Stimmen zur neuen Taliban-Herrschaft – auch mit der Zustimmung islamischer Autoritäten zu den Taliban:
Die Organisation @correctiv_fakt hat einen Meinungsartikel veröffentlicht, in dem es um Studien zur Scharia geht.
Der Correctiv-Artikel ist die Reaktion auf eine verkürzte Interpretation der AfD im EU-Parlament:
Die AfD hat aus komplexen Studien einen winzigen Teil entnommen und daraus einen Facebook-Beitrag gemacht: »99 % der Afghanen wollen die Scharia!«
Dieser AfD-Interpretation kann man widersprechen. Correctiv bringt jedoch die Studien selbst in Misskredit.
Das Pew Research Center hat eine sehr differenzierte Befragung von mehr als 38.000 Muslimen in über 80 Sprachen und 30 Staaten durchgeführt und umfassendes Material ins Netz gestellt. Man kann alle Fragen und (nach Registrierung) auch die Rohdaten einsehen.
Auch der WDR verbreitet Unsinn über die #U18Wahl: Tatsächlich können wir aus den Ergebnissen NICHT ableiten, wie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bei der Bundestagswahl wählen würden.
Etwas Statistik für die @aktuelle_stunde des @WDRaktuell: In NRW waren es 70.000 Beteiligte an der #U18Wahl – aber 1.500.000 junge Menschen sind in NRW zwischen 12 und unter 19 Jahre alt.
… auch die Schlagzeile »Sachsens Jugend würde die AfD als stärkste Partei in den Bundestag wählen« ist schlichtweg Unsinn.
Gehen wir in die Details: Es haben sich weniger als 12.000 Kinder und Jugendliche von ca. 360.000 beteiligt. Das ist definitiv keine …
… demoskopisch repräsentative Stichprobe, somit haben die Ergebnisse keinen demoskopischen Wert.
In großen Teilen Sachsens waren die Wahllokale weit von den Kindern und Jugendlichen entfernt und somit faktisch nicht erreichbar. Eine freie und gleiche Teilnahme war unmöglich.
Ich bin irritiert von dem Wahlplakat der Grünen mit dem Slogan »Züge, Schulen, Internet – Ein Land, das einfach funktioniert«.
Was für eine Hybris. Die Grünen sind in den meisten Bundesländern mit an der Macht. Und da funktioniert deshalb nichts besser. Im einzelnen:
ZÜGE: Die Grünen zählen zu den größten Verhinderern im Land, wenn es um schnellere Bahnverbindungen und um Infrastruktur der Bahn geht.
Grüne Zielvorstellungen zum Ersetzen von Inlandsflügen durch Bahnverbindungen sind von keinerlei Realitätsbezug getrübt.
SCHULEN: Die Grünen waren im größten Bundesland NRW lange Zeit mit an der Macht und sind abgewählt worden, weil ihre Politik nicht mehr vermittelbar war. Vor allem ihre Schulpolitik.
»Dass die Situation so gekommen ist, ist nicht ausschließlich Nemi El-Hassans Schuld. Verantwortlich sind alle, die bei ihrer bisherigen Karriere beide Augen zugedrückt haben.« schreibt @johannesboie in der @WELTAMSONNTAG. Ein kurzer Thread zum heutigen Thema auf den Seiten 1+2:
@jannibal_ und @LennartPfahler erinnern an den Al-Kuds-Marsch des Jahres 2014 in seiner ganzen antisemitischen Widerwärtigkeit. An diesem Marsch nahm eine junge Journalistin teil, deren mögliche Rolle im WDR gerade sehr umstritten ist: Nemi El-Hassan.
Die Autoren erinnern daran, dass sie nicht erst seit heute beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk arbeitet. Sie stellen die Frage: Wie konnte das möglich sein? Und man fragt sich als Leser: Gibt es beim @WDR keine Recherchen, bevor man wichtige Positionen vergibt?