“Lilith, wie sollen wir denn ohne Zentralisierung in Form eines Digitalmysteriums Themen wie das Onlinezugangsgesetz schaffen können?”
Zentralisierung bedeutet immer Abstimmungsbedarf.
Im Falle unseres föderalen Systems Abstimmungsbedarf auf einer Menge verschiedener Ebenen.
In den Fällen, wo das bis heute versucht wurde, sind große Konsolidierungen und Megaprojekte idR gescheitert. z.B. die Bundescloud.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten großen Konzernen laufen IT-Großprojekte eher schlecht.
Häufig scheitern diese Projekte an den Eigeninteressen von Projektteilen, Institutionen oder am langwierigen Abstimmungsprozess selbst.
Das Digitalministerium wäre in solchen Projekten nur ein weiterer Akteur.
Wir sollten deswegen komplexe Großprojekte in kleine, gut durchführbare Produkte aufteilen.
Die müssen natürlich nach gewissen technologischen (wie sollen Schnittstellen aussehen) und organisatorischen Standards (z.B.
Security by Design) entwickelt werden.
Solche Standards können auf organisatorischer aber nicht auf technologischer Ebene vom Bund festgelegt werden.
Dafür brauchen wir gemeinsame Behörden des Bundes, der Länder und Kommunen.
Weil Digitalisierung für Bürgerinnen macht nicht an einer föderalen Ebene halt.
Und oh solche gemeinsamen Gremien haben wir schon. Nennen sich z.B. IT-Planungsrat und FiTKO.
“Warum klappt denn dann unsere Digitalisierung nicht, wenn es diese Institutionen schon gibt?”
Weil dort von Menschen - oft mit wenig Fachkompetenz, oft gesteuert von den Interessen von Beratungsfirmen oder inhouse Agenturen - über Standards "demokratisch" abstimmen.
Und das Ergebnis kann man ja heute gut sehen.
Da kommen zwar manchmal aus meiner Sicht richtige und sinnvolle Ideen auf. Werden dann aber in einem Prozess der Ahnungslosen wieder zerrieben.
Wir bräuchten also aus meiner Sicht Gremien, die wir schon heute haben. Allerdings mit kompetenten Leuten drin, die Standards objektiver und weniger vorbelastet definieren können. Gleichzeitig eine gemeinsame Behörde wie die FITKO, die Querschnittsthemen bearbeitet.
Zusammengefasst:
Wir splitten also große Produkte in viele kleine Einzelkomponenten auf. Leute arbeiten unabhängig voneinander daran, müssen sich aber an gut definierte und absolut verbindliche Schnittstellen-Standards halten.
Und es ist dabei auch völlig egal, ob die selbe Sache 10x entwickelt wird. Denn in den meisten Fällen ist Abstimmung zwischen mehreren Akteuren deutlich teurer als die selbe Sache X mal zu entwickeln.
Machen viele Großkonzerne btw auch so.
Dann haben wir also Schnittstellen zu einer Menge Verwaltungsleistungen.
Und dafür fangen wir dann zentral an ein paar Orten (sowohl in der Verwaltung als auch in der Privatwirtschaft) an, Interface für Bürger*innen zu entwickeln.
Weil ich das gerade zu den Koalitionsverhandlungen nicht oft genug sagen kann:
Die Digitalisierung der Verwaltung wird so lange scheitern, solange wir nicht konsequent Wissen und Projekte internalisieren.
Digitalisierung ist nichts was man bei McKinsey oder Capgemini bestellt.
Die ständige Externalisierung von Digitalisierungskompetenz hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Verwaltung sogar ihre Auftraggeberkompetenz in diesem Bereich quasi vollständig verloren hat.
Heute weiß man also nichtmal mehr, was man Capgemini fragen muss.
Beratungsfirmen, Agenturen, … sind dazu intensiviert, primär mehr Beratungsleistungen zu verkaufen. Vom langfristigen internen Kompetenzaufbau haben sie nichts.
Sie werden sich also idR. auch nicht um diesen kümmern, sondern weiter Externalisierung vorantreiben.
Neuigkeiten zu #idwallet. Jemand hat Dokumente dazu per #IFG freibekommen, aus denen hervorgeht, das alle Probleme eigentlich bekannt waren.
Und außerdem noch eine Menge mehr Popcorn.
Ich hoffe das Thema ist nun endgültig gestorben. 🎉
Hey @scoolio_, habe gerade den FAQ zu eurem Datenabfluss - auch App genannt - gelesen 😂.
Das hat mich daran erinnert, was mir ein sehr guter Rechtsanwalt einst riet:
"Die Ausrede sollte nicht dümmer klingen als die Wahrheit".
xoxo
eure Lilith scoolio.de/Content/docs/2…
Ok jetzt aber die seriöse Stellungnahme bei @zerforschung:
Wird euer Herz auch immer so schön warm, wenn ihr ins Impressum der @GovTechCampusDE Website schaut und euch denkt:
"Was für ein wunderschönes Abschiedsgeschenk der #CDU an die befreundeten Startup-Investoren. Allen voran, natürlich FOSS-Hasser @larszimmerm und das @PUBLIC_Team."
Das ist ein Verein unter Beteiligung des @BMI_Bund und mehreren Venture Capital Funds. Es soll dazu dienen, Startups besseren Zugang zur öffentlichen Verwaltung zu geben.
Startups für die öffentliche Verwaltung, Lilith, das klingt ja voll hipp!
Ja mag sein, für die Investoren klingt das vielleicht so. Für uns als Bürger*innen ist das aber ziemlich scheiße, wenn unsere öff. Infrastruktur VC-Finanziert wird.
Oh schaut mal, das #BMI bietet euch beim #NutzerkontoBund einen tollen API-Endpunkt an, um zu überprüfen, ob eure Passwörter SICHER sind. 🤓
Achso und wenn euer Browser automatisch ein Passwort einfügt (ohne Interaktion mit dem Feld), dann wird das auch automatisch ans BMI zur *öhm* Überprüfung der Passwortrichtlinien geschickt.
Da willst Du nur mal eben zum Feierabend die API des #NutzerkontoBund dokumentieren und dann ist schon wieder alles scheiße. 😔
Warum haben wir so viel gefährliche Software in 🥔-Land?
Weil egal ob Verwaltung, Konzern oder Wissenschaft, quasi nirgends haben wir wenigstens die Kompetenz, die Komplexität von Software zu verstehen.
Während jede*r sofort verstehen, warum die Entrauchungsanlage eines Flughafens von jemanden, der das gelernt hat, geplant werden sollte, meint jeder BWL-Justus und Verwaltungswissenschaften-Volker gleichzeitig Servicedesigner und Softwarearchitekt in einer Person zu sein.
Das war natürlich ein Witz. Weder Verwaltungswissenschaften-Volker noch BWL-Justus haben jemals von "Service Design" gehört.