Unpopular opinion: Es gilt als unmenschlich, Gesundheitspolitik wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen, aber geht es um Therapieplätze, wäre ich darüber sogar froh. Wir haben seit Jahrzehnten einen hochgradigen Mangel, Wartezeiten von mindestens 6 Monaten sind völlig normal...
... sofern Therapeuten überhaupt noch eine Warteliste führen. Psychisch Kranke verzweifeln und gehen zugrunde an diesem System, während die Krankenkassen seit Jahren stur behaupten, dass die Menge an Kassensitzen völlig ausreichend ist.
Ich habe über ein Jahrzehnt (!) meines Lebens versucht, einen Therapieplatz zu bekommen, und ehrlich gesagt inzwischen aufgegeben. Dass Leute wie ich anscheinend nichts wert sind, ist menschlich gesehen eine Bankrotterklärung unserer Gesellschaft.
Darüber schreibe ich seit Jahren. Weil ich aber weiß, dass das Argument Menschlichkeit ohnehin nicht zieht, habe ich irgendwann angefangen, auch auf den wirtschaftlichen Aspekt hinzuweisen. Selbst der härteste FDPler muss erkennen, dass unser System Geld verbrennt ohne Ende.
Rund 10.000 Menschen bringen sich jedes Jahr in Deutschland um. Psychische Belastungen sind der Hauptgrund für Krankschreibungen (Tendenz steigend). Gleichzeitig ist es ERWIESEN, dass eine frühzeitige Behandlung bei Depression gute Erfolgsaussichten hat.
Ich drücke es jetzt absichtlich so kalt aus: Es ist völlig hirnrissig, bei den überschaubaren Kosten einer Therapie zu sparen und damit zu riskieren, später viel mehr Geld ausgeben zu müssen oder gar das gesamte Investment zu verlieren, wenn jemand wie ich sich umbringt.
Das ist ja das, was mich seit Jahren so fertig macht: Mir nicht zu helfen, weil das zu teuer wäre - OKAY. Scheiße, aber es macht wenigstens auf eine perverse Weise SINN. Aber ES STIMMT JA NICHT. Eine schnelle Behandlung psychisch Kranker ist ÖKONOMISCH DAS VERNÜNFTIGSTE.
Glaube ich, dass ein Gesundheitsminister Lindner eine gute Idee wäre? Absolut nicht. Aber wohlmöglich würde selbst ihm auffallen, dass sich hier was ändern muss. Nicht, weil ihm irgendwas an Menschen wie mir liegt, aber weil er Geld sparen will, da das so... SO einfach wäre.
Alles andere, was sich die FDP vermutlich erträumt (Krankenhäuser zu führen wie ein Unternehmen mit dem Zwang, Profit zu machen, Ausbeutung von Pflegekräften etc. pp) wäre natürlich ein völliges Desaster. Ob die das derzeit durchziehen könnten, ist eine ganz andere Frage.
Aber nicht immer klaffen die Interessen von Kranken und schnöde Wirtschaftlichkeit auseinander. Und dass das von den Verantwortlichen niemand erkennt, lässt sich nur mit völliger Inkompetenz und/oder schlichter Bösartigkeit erklären. #Threadende #notjustsad

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20 Nov
Wieso wird eine Impfpflicht eigentlich als eine kaum zumutbare BELASTUNG für die Ungeimpften gesehen - sie schützt sie schließlich vor einer potentiell tödlichen Infektion?
Will sagen: Hier sind immer nur die harten Impfgegner Thema. Es gibt unter den Ungeimpften aber nicht nur die. Mit einer Impfpflicht erreichen wir die Unentschlossenen, die Desinteressierten, diejenigen, die diese Entscheidung nicht für sich selbst treffen dürfen etc.
Wir können uns das vielleicht nicht vorstellen in unserer top-informierten Twitter-Bubble, aber es gibt wirklich immer noch viele Menschen, die keine Ahnung haben, wie gefährlich Covid genau ist und wie wichtig eine Impfung für sie wäre. Eine Pflicht würde sie schützen...
Read 7 tweets
13 Nov
Hier fliegen täglich Grafiken und Modelle zu Corona durch meine Timeline, die ich kaum checke, obwohl ich eigentlich ganz gut in Mathe bin. Aber ich denke, das hier ist ganz leicht verständlich:

Wenn ich mir die Impfkurve ansehe, sehe ich ein riesiges Problem anrollen. #Thread Image
Auffrischung ist 6 Monate nach der 2. Impfung nötig. Vor 6 Monaten war der 12. Mai. Zu diesem Zeitpunkt waren 8,8 Millionen Menschen zweifach geimpft. Davon haben aktuell aber erst 3,6 Millionen Menschen einen Booster erhalten.

Bleiben 5,2 Millionen. impfdashboard.de Image
Beim derzeitigen Impftempo (229.100 Impfung pro Tag) bräuchten wir 22,7 Tage, um diesen Rückstand aufzuholen. Das berücksichtigt natürlich nicht, dass es sich bei einem Teil der Impfungen immer noch um Erst- oder Zweitimpfungen handelt. zeit.de/wissen/gesundh… ImageImage
Read 19 tweets
2 Oct
Ich glaube, die FDP hat einen riesigen Fehler gemacht, das Thema Tempolimit so hochzujazzen. Das können die Grünen jetzt gnadenlos ausnutzen, wenn sie schlau sind. #Thread
Vorab: Mich macht es KRANK, dass wir kein Tempolimit haben. Nicht, weil ich eine radikale Autohasserin bin, sondern weil das ist eines dieser Themen ist, bei denen die Faktenlage klarer nicht sein könnte.
Kein Tempolimit ist gefährlich, es behindert den Verkehr, schadet dem Klima, wir sind fast die einzigen auf der Welt ohne. Nur eine winzige Minderheit (Schnittmenge zwischen "Leute, die gern rasen" + "Leute mit Autos, die dazu in der Lage sind") würde darunter überhaupt *leiden*.
Read 14 tweets
1 Oct
Das steht in dem Artikel übrigens nicht drin. Ihr könnt euch wieder abregen.
Das ist echt ein Paradebeispiel dafür, wie Journalismus NICHT sein sollte. Offensichtlich ging es dem Autor nur um dieses eine (Aufreger)Thema, deshalb hat er Grüne und FDP dazu direkt gefragt. Und aus der Antwort der Grünen wird dann einfach das gemacht.
Was tatsächlich gesagt wurde:

- Ja, Tempolimit ist ein Thema, mit dem wir in in die Sondierungsgespräche gehen
- Wir werden nicht alle unsere Themen durchsetzen können

Letzteres liegt in der Natur der Sache. So funktioniert nun mal Politik bzw. Koalitionen.
Read 5 tweets
29 Sep
Ich sag es, wie es ist:

Demokratie funktioniert einfach nicht.
Ich werde grade ernsthaft sauer. Natürlich dArF SiE wÄhLeN wAs sIe wiLL. Aber das? Nach all unseren Diskussionen??? Nachdem ich ihr tonnenweise Fakten besorgt und stundenlang Sachen erklärt habe, die sie nicht verstanden hat?????
Am Ende wählt sie dann doch total spontan und aus dem Bauch raus irgendwelche Lappen, die weder im Bund, noch bei ihr vor Ort was reißen (vermutlich nur, weil ihr der Name gefallen hat!), und das nur, weil die TV-Triells sie GENERVT haben. Holy fucking shit, ich breche zusammen!!
Read 5 tweets
16 Jul
Übrigens: Selbst wenn die ganze Menschheut HEUTE aufhört, CO2 in die Luft zu blasen, macht das solche Katastrophen nicht weniger wahrscheinlich. Sie würden lediglich nicht noch schlimmer werden als jetzt. Was schon angerichtet ist, ist nicht rückgängig zu machen.
Mein Eindruck: Viele stellen sich "globale Erwärmung" wie einen Kochtopf vor, der auf einer Herdplatte steht, die immer heißer wird. Das mag schon jetzt ungemütlich sein, aber sobald es zu heiß wird, dreht man die Platte halt wieder runter. Easy. Nur: So funktioniert das nicht.
Die Erde ist kein Topf auf einer Herdplatte mit Drehschalter. Es wird nicht weniger, selbst wenn wir jetzt keine Treibhausgase mehr emittieren. Das CO2, das jetzt in der Atmosphäre ist, wird dort viele tausend Jahre bleiben.
Read 15 tweets

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