Achtung ein Rant.
Zu Beginn der Pandemie haben wir uns in die vorderste Linie gestellt und dabei hatten wir die Hosen voll. Gestandene Intensivmediziner hatten Angst, da wir unseren Gegner nicht kannten. Berichte über massenhaft sterbende Kolleg:innen aus anderen Ländern,
fehlende Schutzausrüstung, kaum Tests, Desinfektionsmittelmangel, keine wissenschaftlichen Erkenntnisse... was haben wir gemacht? Wir haben unser Leben riskiert um eures zu schützen. Ihr habt geklatscht, wir haben geschwitzt.
Zwischen den Wellen haben wir gewarnt, gebettelt,
gehofft, geprädigt, erklärt - um zu sagen: Die Pandemie ist nicht vorüber.
Was ihr- und damit meine ich Journalisten wie @MatthiasMeisner, damit meine ich die ignoraten Politiker aller Parteien, damit meine ich die Zuschauern gestern in Köln, damit meine ich die Impfverweigerer
damit meine ich all die jenigen, die genau das Gegenteil von dem machen, worum wir bitten, ihr fallt uns immer wieder in den Rücken.
Was ihr immer wieder vergisst: Wir leiden unter den Maßnahmen wir ihr. Glaubt ihr, ich finde es toll, dass mein Leben ausschließlich zwischen der
Klinik und meinem Haus stattfindet? Glaubt ihr ich habe keine Lust auf Metal-Konzerte, Theater, Restaurants, Musicals, Weihnachtsmärkte und einfach eine große Party mit meinen Freunen zu feiern? Glaubt ihr es ist irgendwie erregend, zwischen zwei Höllen-24h-Diensten angerufen zu
werden um schon wieder eine ECMO bei einem Patienten um die 30 zu legen? Nein. Ich habe von der Pandemie echt genug. Noch mehr genug habe ich - genau wie @19Insomnia82 und all die anderen Kräfte im Gesundheitswesen - ich kann hier nicht alle aufzählen aber ich nenne einfach
@Nell781, @SrUnbequem, @Flying__Doc, @Chrissip81 und @Doktor_FreakOut, @Flow stellvertretend für alle - wir haben genug von Rücksicht auf Querdenker, von der Dummheit Stadien mit 50.000 Menschen zu füllen während die Intensivstationen überquellen, von einer abgewählten Regierung,
die versagt hat und einer Regierung, die noch nicht mal im Amt ist und schon total versagt, von Lügen von @Markus_Soeder ("Konnte keiner Ahnen") von #Bouffier ("Ich will mit Leuten nichts zu tun haben, die sagen,das hätte man ahnen können"), von Journalisten die zu Verständnis
mahnen, von "False Balance" in den Berichterstattungen, von Verbreiteung von Fehlinformationen, von Nasen, die aus den Masken raus hängen, davon, dass unsere Kinder in den Schulen ungeschützt sind, von all dem untragbaren, das unsere Gesellschaft in seiner Fülle in den letzten 2
Jahren hervorgebracht hat. Wir haben genug. Wir alle. Die Pflegekräfte haben massenhaft aufgegeben. 30% weniger Intensivpflegekräfte als zu beginn der Pandemie. 30 verdammte Prozent. Es gibt keinen Tag an dem wir keine OP abgsagen müssen, weil uns die Pflege ÜBERALL fehlt.
Wo glaubt ihr wird das Gesundheitssystem die nächsten Jahre hinsteuern, wer wird euch retten? Dieses Schiff sinkt und uns geht die Kraft aus zu sagen, dass ihr in die Rettungsbote steigt oder uns helft, das zu verhindern. Ihr macht nichts von dem.
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vielen Dank für deinen Text. Wir kennen alle die Beispiele, die du und einige wie @Chrissip81, @Flying__Doc, @drluebbers erleben nur zu gut. Ich bewundere Euer Durchhaltevermögen und Mut nicht aufzugeben. Ich werde weiterhin anonym bleiben und natürlich weiter
machen. Wenn man für Aufklärung und Alltagsgeschichten Hass abbekommt, sollte man nicht schweigen. Denn diese laute Minderheit soll wissen, dass man uns nicht durch Aggression zum Schweigen bringen wird.
Während viele Zeitungen und Fernsehsender direkt nach Interviews fragen,
finde ich die Haltung der @welt mal wieder erstaunlich. Klar - Axel Springer Verlag. Man erwartet nicht all zu viel aber kann dennoch enttäuscht werden.
Ach ja: Ich gebe keine Interviews unter Klarnamen. Das wissen auch die Journalist:innen, die mit mir Kontakt haben und
Der Anruf kam nach Mitternacht und ich bin kurze Zeit später auf der Autobahn. Ein unbekannter Kollege aus der Notaufnahme: "Ein Notarzt bringt einen instabilen Patienten".
Warum ich? Ich habe gar keinen Dienst. Die diensthabenden Kollegen stehen im OP. Sie haben gebeten, dass
ich angerufen werde. Der Patient fällt unter mein Spezialgebiet.
Der Schneeregen hämmert gegen die Frontscheibe. Von dem Geräusch werde ich aus meinen Gedanken herausgeholt. Ein Blick auf das Tacho. Ich bin viel zu schnell unterwegs. Die Autobahn ist zwar leer, aber das Wetter
und die Strassenverhältnisse erlauben nicht diese Geschwindigkeit. Ich zwinge mich die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Am Telefon habe ich geklärt, was los ist. Bereits die ersten Anweisungen gegeben. Der Patient soll eine Computertomographie (CT) bekommen. Bereits mit der
Ich breche nun zwei meiner Twitter regeln. Ich erzähle keine aktuellen Ereignisse aus der Klinik und werde nicht konkret, damit ich meine Anonymität wahren kann.
Es gibt aber Gründe, die am Ende klar werden.
Morgens habe ich erfahren, dass die Kollegen des letzten Tages die ganze
Nacht durchoperiert haben und noch am OP Tisch stehen und ich eine Ablösung organisieren soll. Drei Leute wollen nach Hause, drei Kollegen sind zusätzlich krank. Es sitzt eine ziemlich kleine Gruppe in der Frühbesprechung. Ich gehe selber in den Saal und löse die Kollegen mit
einem frischen Team ab. Ich erfahre bei der Übergabe dass dieser Patient aus einer anderen Uniklinik zu uns verlegt wurde, weil diese Klinik auf absehbare Zeit kein Intensivbett bekommen hätte, um ihn zu versorgen. D.h. der Patient wurde in akuter Lebensgefahr über 1h von der
Hin und wieder kommt die Frage auf: "Müssen wir als medizinisches Personal Ungeimpfte behandeln? Die sind ja selber Schuld."
Diese Frage macht eine Tür auf, durch die wir nicht gehen dürfen. Wir sind dafür da um festzustellen, wer eine Behandlung braucht und nicht wer
eine Behandlung verdient. Wenn wir so anfangen zu denken, müssen wir Raucher bei Herzinfakt und Lungenkrebs auch ablehnen. "Die sind ja auch selbst Schuld". Oder wer betrunken Autogefahren ist und einen Unfall hatte. Wir dürfen nicht darüber nachdenken ob ein Patient diese
Behandlung verdient hat. Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir sind auch gar nicht in der Lage dazu diese Entscheidung zu treffen.
Auf der anderen Seite, sind wir auch nur Menschen. Wir sind von den ersten drei Wellen mitgenommen. Körperlich und psychisch. Dass eine die
Ein junger Mann wird durch einen Herzinfarkt aus dem Leben gerissen. Trotz rechtzeitiger Intervention ist das Herz nicht mehr funktionstüchtig. Er erholt sich nicht. Obwohl er vor dem Infarkt noch schwer körperlich arbeiten konnte, schafft er plötzlich nicht mal mehr selber auf
die Toilette zu gehen - weil er Luftnot hat. Man weist ihn uns zu. Auf dem Untersuchungstisch am Aufnahmetag muss er kurz reanimiert werden. Auf der Intensivstation kann er sich auch nicht erholen. Wir entscheiden ein temporäres Herzunterstützungssystem zu implantieren. Auf dem
OP Tisch muss ich ihn zwei mal reanimieren. Zum Glück erst als das Unterstützungssystem implantiert wurde. Er braucht lange um sich auf der Intensivstation zu erholen. Er wird für Transplantation gelistet und wird dann auf ein permanentes Herzunterstützungssystem in einer großen
Der Anruf kommt von der diensthabenden Assistenzärztin: "Ich wurde von der Intensivstation angerufen. Sie haben angefangen die Patientin in der 10 zu reanimieren. Ich bin inzwischen da. Sie tamponiert. Die bekommen aber unter Rea keinen Druck zusammen."
Der Schlaf ist weggewischt
Bin komplett da und stehe schon vorm Bett. Sammle meine Klammotten. "Die kriegen sie nicht stabilisiert".
"Du musst sie rethorakotomieren. Sofort. Ruf die OP Mannschaft und fang an. Ich bin unterwegs."
Stocken am anderen Ende.
"Du weißt ich bin keine Fachärztin"
"Das weiß ich. Du
kannst das. Ich habe es dir oft genug im OP gezeigt. Wenn du es nicht tust, ist sie tot bis ich da bin."
Ich brauche vielleicht unter Mißachtung aller Verkehrsregeln 10 Minuten vom Anruf bis in die Klinik. Muss aber noch OP Klammotten anziehen. Auf die Intensivstation kommen.
Sie