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Jan 24 5 tweets 2 min read
Liebe Natalie,

vielen Dank für deinen Text. Wir kennen alle die Beispiele, die du und einige wie @Chrissip81, @Flying__Doc, @drluebbers erleben nur zu gut. Ich bewundere Euer Durchhaltevermögen und Mut nicht aufzugeben. Ich werde weiterhin anonym bleiben und natürlich weiter
machen. Wenn man für Aufklärung und Alltagsgeschichten Hass abbekommt, sollte man nicht schweigen. Denn diese laute Minderheit soll wissen, dass man uns nicht durch Aggression zum Schweigen bringen wird.
Während viele Zeitungen und Fernsehsender direkt nach Interviews fragen,
finde ich die Haltung der @welt mal wieder erstaunlich. Klar - Axel Springer Verlag. Man erwartet nicht all zu viel aber kann dennoch enttäuscht werden.
Ach ja: Ich gebe keine Interviews unter Klarnamen. Das wissen auch die Journalist:innen, die mit mir Kontakt haben und
teilweise meine Identität auch kennen.
Aber viele der Leute, die den Demagogen folgen und glauben, sind m.A.n. kaum aus ihrer Blase zu retten. Aber nun folgen mir bestimmt einige hundert derer. Vielleicht erreichen meine Worte einpaar von Ihnen, bringen sie zum nachdenken oder
berühren sie. Entspannt bleiben und weitermachen. Ich muss mal hier in der Realität weitermachen.

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Jan 22
Der Anruf kam nach Mitternacht und ich bin kurze Zeit später auf der Autobahn. Ein unbekannter Kollege aus der Notaufnahme: "Ein Notarzt bringt einen instabilen Patienten".
Warum ich? Ich habe gar keinen Dienst. Die diensthabenden Kollegen stehen im OP. Sie haben gebeten, dass
ich angerufen werde. Der Patient fällt unter mein Spezialgebiet.
Der Schneeregen hämmert gegen die Frontscheibe. Von dem Geräusch werde ich aus meinen Gedanken herausgeholt. Ein Blick auf das Tacho. Ich bin viel zu schnell unterwegs. Die Autobahn ist zwar leer, aber das Wetter
und die Strassenverhältnisse erlauben nicht diese Geschwindigkeit. Ich zwinge mich die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Am Telefon habe ich geklärt, was los ist. Bereits die ersten Anweisungen gegeben. Der Patient soll eine Computertomographie (CT) bekommen. Bereits mit der
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Jan 8
Glaubt uns, wir würden auch alle so gerne: #IchBinRaus sagen. WIr haben so genug. Jeden Tag. Jede Nacht. Egal ob Samstag, Sonntag, Weihnachten, Silverster... egal ob Dienst oder kein Dienst. Wir halten dieses System am Laufen. Mit unserer eigenen psychischen und physischen
Gesundheit. Einsatz. Einspringen. Wir haben unsere Ressourcen überdehnt. Verdammt - wir haben alles genutzt, um so viele wie möglich retten zu können. Ich habe Patienten akzeptiert, mit dem Wissen, dass es am Ende der OP kein Intensivbett geben wird und wir einfach im OP bleiben
müssen. Wir haben Tage und Nächste durchgearbeitet. Kollegen geben auf. Kündigen und sagen #Ichbinraus weil sie die unglaubliche Ignoranz - nein viel schlimmer: die unglaubliche Anfeidungen, Bedrohungen, Beschimpfungen nicht mehr aushalten.
Uns fehlt auch der Ausgleich dafür.Wir
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Dec 30, 2021
Das ist schon ein bisschen her...
Ein Patient mit einer schweren Herzerkrankung und extrem schlechter Pumpfuktion wollte nicht über das Wochenende im Krankenhaus bleiben. Er entließ sich gegen ärztlichen Rat selbst. Auch ein Gespräch mit einem Kollegen aus der Kardiologie, mir
und seiner Ehefrau konnten ihn nicht überzeugen zu bleiben. Er wollte nicht bleiben, sondern Sonntag wiederkommen. Ich hatte Hintergrunddienst. In der Nacht rief die Intensivstation mit einem eher kleinen Problem an. Aber die Sache war nicht so 100% eindeutig, so dass ich mich
entschied doch rein zu fahren um den Patienten anzusehen. Mein Kollege war nicht so überzeugt, dass er mich bräuchte, aber ich wollte den Patienten sehen. War ja schließlich meine Verantwortung. Den Patienten vom Mittags, der sich entlassen hatte, hatte ich völlig verdrängt. Ich
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Dec 19, 2021
Ich breche nun zwei meiner Twitter regeln. Ich erzähle keine aktuellen Ereignisse aus der Klinik und werde nicht konkret, damit ich meine Anonymität wahren kann.
Es gibt aber Gründe, die am Ende klar werden.
Morgens habe ich erfahren, dass die Kollegen des letzten Tages die ganze
Nacht durchoperiert haben und noch am OP Tisch stehen und ich eine Ablösung organisieren soll. Drei Leute wollen nach Hause, drei Kollegen sind zusätzlich krank. Es sitzt eine ziemlich kleine Gruppe in der Frühbesprechung. Ich gehe selber in den Saal und löse die Kollegen mit
einem frischen Team ab. Ich erfahre bei der Übergabe dass dieser Patient aus einer anderen Uniklinik zu uns verlegt wurde, weil diese Klinik auf absehbare Zeit kein Intensivbett bekommen hätte, um ihn zu versorgen. D.h. der Patient wurde in akuter Lebensgefahr über 1h von der
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Nov 28, 2021
Achtung ein Rant.
Zu Beginn der Pandemie haben wir uns in die vorderste Linie gestellt und dabei hatten wir die Hosen voll. Gestandene Intensivmediziner hatten Angst, da wir unseren Gegner nicht kannten. Berichte über massenhaft sterbende Kolleg:innen aus anderen Ländern,
fehlende Schutzausrüstung, kaum Tests, Desinfektionsmittelmangel, keine wissenschaftlichen Erkenntnisse... was haben wir gemacht? Wir haben unser Leben riskiert um eures zu schützen. Ihr habt geklatscht, wir haben geschwitzt.
Zwischen den Wellen haben wir gewarnt, gebettelt,
gehofft, geprädigt, erklärt - um zu sagen: Die Pandemie ist nicht vorüber.
Was ihr- und damit meine ich Journalisten wie @MatthiasMeisner, damit meine ich die ignoraten Politiker aller Parteien, damit meine ich die Zuschauern gestern in Köln, damit meine ich die Impfverweigerer
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Sep 2, 2021
Hin und wieder kommt die Frage auf: "Müssen wir als medizinisches Personal Ungeimpfte behandeln? Die sind ja selber Schuld."
Diese Frage macht eine Tür auf, durch die wir nicht gehen dürfen. Wir sind dafür da um festzustellen, wer eine Behandlung braucht und nicht wer
eine Behandlung verdient. Wenn wir so anfangen zu denken, müssen wir Raucher bei Herzinfakt und Lungenkrebs auch ablehnen. "Die sind ja auch selbst Schuld". Oder wer betrunken Autogefahren ist und einen Unfall hatte. Wir dürfen nicht darüber nachdenken ob ein Patient diese
Behandlung verdient hat. Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir sind auch gar nicht in der Lage dazu diese Entscheidung zu treffen.
Auf der anderen Seite, sind wir auch nur Menschen. Wir sind von den ersten drei Wellen mitgenommen. Körperlich und psychisch. Dass eine die
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