Eine neue sneak-peak gibt es auch diese Woche für die #schlüsselbegriffederpublichistory. Heute geht es um die #historische #Imagination. Dieser Begriff hilft, historisches Erleben, Emotionalisierungen u auratische Erfahrungen einzuordnen.
Los geht's mit einem Beispiel:
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Als der deutsch-jüdische Autor Peter Weiss im Dezember 1964 das erste Mal in die Gedenkstätte und das Museum Auschwitz reiste, versuchte er mit allen seinen Sinnen sich am historischen Ort ein Bild vom millionenfachen Mord zu machen.
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Das Bild, das er im Kopf hat und in Worte fasst, zeugt nicht von objektiver Bestandsaufnahme oder exakter Beschreibung der Ausmaße des Verbrechens, sondern von dem Ringen darum, dem Erleben der Opfer so nah wie möglich zu sein.
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Weiss versucht, sich in die Menschen hineinzuversetzen, die an diesem Ort litten und starben. Für dieses empathische Imaginieren nutzt er sein eigenes Wissen, seine eigenen Assoziationen, genauso wie die vor Ort markierten historischen Spuren.
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Peter Weiss hört auf dem Bahnhof von Auschwitz die einfahrenden Güterzüge und die Pfiffe der Lokomotiven, er riecht den „polternden Rauch“, er spürt den „wäßrigen Nebl“ in den Baracken und er sinkt immer wieder in der „sumpfigen Erde“.
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Auch wenn Peter Weiss die Mahn- und Gedenkstätte mit der Einsicht verlässt, dass er nur wirklich das begreifen kann, was er selbst erlebt habe, sein Essay verweist auf die zentrale Bedeutung von #Imagination in der #Begegnung mit #Geschichte.
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Imagination ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit. Es bedeutet, sich Abwesendes vorzustellen, Vergangenes zu vergegenwärtigen, längst Geschehenes mit Figuren, Leben, Handeln und Gefühlen zu füllen, sich ein Bild zu machen.
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Zuvor als reine Fantasie und damit als unproduktiv abgetan, galt die #Imagination seit dem frühen 19. Jahrhundert als ein #Entwurfsvermögen, eine Fähigkeit, in Vergangenheit und Zukunft zu denken und damit sich in Raum und Zeit zu orientieren.
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Damit ist #Imagination die zentrale Grundlage #historischer #Erkenntnis.
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Der #Geschichtsdidaktik/er Rolf Schörken erhob in den 1990er Jahren die Imagination gar zur historischen #Methode. Die Vergegenwärtigung von Abwesenden mache aus der Vergangenheit einen sekundären Erfahrungs- und Erlebnisraum. ...
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... Das sei der Motor historischer Erkenntnis.
Verlockend ist die Vorstellung, dass sich so leicht Brücken von der Gegenwart in die Vergangenheit bauen ließen, man müsse sich das längst Geschehene nur vertraut machen.
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Als #trigger für die historische #Imagination braucht es Spuren, die auf bedeutsame Vergangenheit verweisen. Je deutlicher die Spuren von Professionals der Geschichte sichtbar gemacht werden, umso leichter fällt die individuelle Imagination.
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Haben wir nur ein paar antike Mauerreste zu bestaunen, für deren Verständnis es viel Wissen und Einbildungskraft braucht? Oder gibt es neben den wenigen Ausgrabungsspuren multimedial aufgearbeitete Deutungen, VR-Brillen, die uns in das Leben antiker Städte hineinversetzen?
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Je erlebnisorientierter Geschichtsangebote sind, umso weniger imaginative Kraft müssen wir aufwenden, umso weniger individuell und eigensinnig sind unsere Deutungen. Das gilt es bei allen technischen Möglichkeiten der Repräsentation von Geschichte zu bedenken.
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Der Begriff #historischeImagination hilft uns also, das #historischeErleben besser zu verstehen und zu analysieren, hilft das Phänomen der #Emotionalisierung und #Auratisierung besser zu analysieren ...
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...und zwischen eigener Vorstellung und potentiellen Zugängen zur Geschichte als vermeintliche Vergangenheit zu differenzieren.
Mehr zu lesen gibt es unter: utb.de/doi/10.36198/9…
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