Lustig. Die „Déformation professionnelle“ heißt ja so, weil man sie aus der Innensicht nicht wahrnehmen kann. Mir wäre z. B. nie in den Sinn gekommen, „Prinzipienforschung“ so zu verstehen, dass man sich auf die Suche nach Prinzipien macht.
Vielleicht muss ich das kurz erklären: Die Philosophie setzt sich geradewegs aus prinzipiellen Überlegungen zusammen – positiven (die ein bestimmtes Prinzip oder mehrere behaupten) wie negativen (die prinzipiell feststellen, dass es kein Prinzip gibt).
Arché, Ursprung, das Sein, das Eine, das Verschiedene, das sich selbst denkende Denken, das Absolute, Gott, das transzendentale Ich, die Einbildungskraft, der Urgrund, das Unbewusste, das Atom, Energie, das Gefühl, das Unsagbare, der reine Akt, das sich Entziehende…
Und das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt – und nur thematisch. In mehr als 2500 Jahren Philosophie – und nicht nur im Westen – gibt es einen ganzen Strauß von Prinzipien, prinzipiellen Begründungsfiguren, in unterschiedlichsten Funktionen, in wechselnden Rollen.
Mit ihnen verknüpft sind die Denkprobleme, auf die sie antworten und die vielfältigen Begründungsstrategien, mit denen ihre Geltung behauptet und nachgewiesen werden soll – manche plump und ungeschickt, andere differenziert und feingliedrig. Eine nahezu ununterbrochene Debatte.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
