Thread by @CorneliusRoemer

Heute ist Bundespressekonferenz.
Ich wünsche mir eine informierte Frage dazu, wann das @rki_de Omikron endlich ordentlich misst.
Bisher ist es eine Farce, auch wenn Lothar Wieler in der letzten BPK das Gegenteil behauptet hat.
Mehr Details im Thread 🧵⬇️ 1/

Die Verbreitung von Omikron kann auf 2 Arten gemessen werden:
1. Vollgenomsequenzierung
2. Varianten-PCR
In Sachen Sequenzierung ist 🇩🇪 mittlerweile gut aufgestellt. Das Problem ist aber: Sequenzieren ist _immer_ langsamer als die Varianten-PCR, Verzögerung ca. 2 Wochen 2/

Deswegen ist die Varianten-PCR, zum Beispiel durch S-Gene-Target-Failure (SGTF) so wichtig. Weil sie theoretisch so schnell ist wie der PCR-Test.
Dutzende Länder machen das bei Omikron sehr gut. Alle bekannten Kurven kommen durch diese Methode:
UK, Dänemark, Belgien, USA 3/

In Deutschland wird die Varianten-PCR von mindestens einer Hand voll Laboren gemacht. Das ist _nicht_ das Problem.
Das Problem ist das Aufbereiten der Daten.
Dänemark und auch viele andere Länder/Counties veröffentlichen täglich tagesaufgelöste Daten: 4/

https://twitter.com/MadsAlbertsen85/status/1472957311610150918?s=20

In Deutschland werden diese Daten nur einmal pro Woche veröffentlicht, mit im Schnitt einer Woche Verzögerung und einer schlechten Auflösung, nämlich nur einem Datenpunkt pro Woche, statt einem pro Tag. 5/

Was ich so frustrierend finde ist, dass es nicht am Geld oder Personal bei der relativ aufwendigen Laboranalyse mangelt.
Sondern dass es lediglich am Datensammeln und Aufbereiten hakt. 6/

Alles was es braucht ist eine Person, die täglich an ca. 5-10 Labore eine Email schreibt, die Daten anfordert in folgendem Format:
Probendatum | Omikron | Gesamt
2021-12-05 | 10 | 104
2021-12-06 | 13 | 85
...
Das dann aggregiert und auf Github packt. Es ist so einfach! 7/

Diese Daten wären unglaublich wertvoll. Wir könnten endlich den Omikron Anteil genau messen und dementsprechend handeln. Im Moment stochern wir im Dunkeln, weil das RKI sich keine halbe Stelle leisten kann für die Datensammlung.
Es ist wirklich unfassbar. 8/

Es ist gut, dass das @LaborBecker seine Zahlen eigenhändig veröffentlicht. Leider auch nur einmal pro Woche, also mit einer Woche Verzögerung und aggregiert pro Woche statt Tag und nur Anteile keine Counts, aber immerhin. Es ist das Beste was wir haben. 9/

https://twitter.com/LaborBecker/status/1473243632081809410?s=20

In meinen Augen ist das wirklich ein Behördenversagen, das aufgearbeitet gehört. Wie kann sowas passieren, dass die Daten nicht gesammelt werden?
Wie kann es sein, dass Lothar Wieler auf einer BPK sagt, alles sei gut so wie es ist? Das ist es offensichtlich nicht. 10/

Letzte Woche hat ein Journalist zu dieser Thematik eine Frage gestellt. Leider war der Journalist aber nicht sehr gut informiert und konnte Wieler nichts entgegensetzen, als dieser sagte, dass das was das RKI macht ausreicht.
Ich hoffe, dieser Thread hilft das zu ändern. 11/

Warum wäre es so wichtig, diese Daten zeitnah und hochaufgelöst zu haben? Weil es offensichtlich ist, dass viele Omikron erst wahr haben wollen, wenn sie es im eigenen Land, an den eigenen Zahlen sehen.
Fehlende Daten -> schlechte Modellierungen -> zu langsames Handeln 12/

Was können wir tun? Ich halte es leider für unrealistisch, dass sich das RKI plötzlich selbst fixt und die Daten ordentlich sammelt, insbesondere jetzt wo Weihnachtsferien sind.
Meine Hoffnung ist, dass die Labore ehrenamtlich und aus Verantwortungsbewusstsein reagieren. 13/

Das @LaborBecker zB könnte täglich tagesaufgelöste Daten veröffentlichen.
Andere Labore könnten es dem Labor gleichtun und Daten veröffentlichen, sobald sie sie haben. Wenn irgendwer in einem Labor arbeitet, bitte sprecht die Laborleitung drauf an. 14/

Das ist keine Kritik an den Individuen, die im RKI ihr Bestes geben. Es liegt sicherlich am System Behörde.
Dennoch ist es wichtig dieses Thema anzusprechen.
Und ich finde der Behördenleiter muss Probleme anerkennen können und nicht nur blind verteidigen. 15/

Manche schreiben, es fehlt an digitaler Infrastruktur.
Der Witz ist: die braucht es überhaupt nicht.
Diese Daten hätte man vor 70 Jahren schon per Telefon sammeln können. Es sind nur ein paar wenige Zahlen pro Tag. 16/

Ist das nicht verrückt? Wir stecken Millionen Euro in die Laborarbeit. Aber können keine paar Tausend Euro ausgeben um eine einzige Person anzustellen, die diese Daten sammelt, die für die gesamte Pandemiepolitik entscheidend sind? 17/

Manche BL sammeln diese Zahlen, veröffentlichen sie aber nicht in brauchbarer Form.
BaWü meldet täglich wie viele Omikrons bisher gefunden wurden, kumulativ.
Leider nicht brauchbar. Denn es muss:
a) tages- oder wenigstens wochenaufgelöst sein
b) fehlt Zahl der Nicht-Omikrons 18/

.@FrauStahlhut hat eine bessere Idee, statt abzutelefonieren gibt es ein Google Sheet, in dem die Labore die Daten eintragen.
Ein Blatt pro Person. Easy.
@risklayer macht jeden Tag dutzend Mal mehr als das.
Egal wie, es wäre wirklich trivial diese Daten zu sammeln. 19/

In der Hoffnung, dass irgendein Labor das diese Daten hat diesen Aufruf sieht: ich habe mal ein Google Sheet angelegt. Labore können sich einfach bei mir melden, dann bekommen sie ihr eigenes Blatt und können ihre Daten eintragen. 20/
docs.google.com/spreadsheets/d…

Wenn ein Labor diese Daten hat und bereit ist sie zu teilen, einfach bei mir melden: [e-mail]
Es wäre nur ein kleiner Schritt für das Labor.
Aber ein großer Schritt für die Lageeinschätzung. 21/

.@ALMevTeam könnte hier vermittelnd tätig werden
ALM sammelt bereits wöchentlich Testzahlen und Positivraten.
Leider ist wöchentlich hier nicht genug. 22/

Zusammenfassend:
Die Daten werden bereits gesammelt, aber nur mit mindestens einer Woche Verzögerung und dann nur aufgelöst pro Woche und nicht pro Tag.
Das reicht hier einfach offensichtlich nicht. 23/

Die medizinischen Labore Düsseldorf veröffentlichen gewisse Zahlen, aber leider nur Genomsequenzierungen (immerhin!) und das leider nur als Plot ohne Achsenbeschriftung.
Die Rohdaten wären sehr viel nützlicher. Einfach eine Tabelle, fertig.
labor-duesseldorf.de/news/entwicklu… 24/

Tja, BPK vorbei, wurde nicht gefragt.
Stattdessen wurden in meinen Augen sinnlose Fragen gestellt:
- Wie lange wirkt der Booster bei Omicrons?
Sowas soll man Wissenschaftler fragen, nicht den Gesundheitsminister, dafür ist doch die Zeit zu knapp... 25/