Thread by @CorneliusRoemer

Omikron hat möglicherweise eine kürzere Generationszeit.
Warum wäre das gut? Weil sich dadurch die Schätzungen für den intrinsischen Übertragungsvorteil ggü Delta verringern und Omikron somit einfacher zu bekämpfen wäre als befürchtet.
Was ist die Evidenz dafür? 1/

@trvrb fasst das in diesem Thread sehr gut zusammen.
1. Die gemessene Inkubationszeit bei dem norwegischen Superspreading-Event war deutlich kürzer als wir es von Delta kennen, 3 Tage statt ~4-5 bei Delta 2/

https://twitter.com/trvrb/status/1474143598476083201?s=20

2. In Südafrika scheint der Peak überschritten. Dafür gibt es andere mögliche Erklärungen, aber dennoch, eine kürzere Generationszeit wäre eine sehr einfache Erklärung im Sinne von Occams Rasiermesser. 3/

https://twitter.com/trvrb/status/1474143584710377488?s=20

3. In England und Schottland gab es im Omikron-Anteils-Plot einen prägnanten Knick: der relative Übertragungsvorteil scheint sich verlangsamt zu haben - und zwar just dann als die Fälle insgesamt langsamer zu wachsen schienen (auch Delta).
(Plot von @seabbs)
4/

Das ist genau das, was man bei einer kürzeren Generationszeit erwarten würde. Je höher die Zahl der Kontakte und damit der Anstieg der Fallzahlen umso schneller (auch relativ) wächst der Anteil einer Variante mit kürzere Generationszeit.

https://twitter.com/TWenseleers/status/1474162668537880577

5/

Das gilt auch im Umkehrschluss. Eine Variante mit kürzerer Generationszeit verschwindet schneller, wenn die Fallzahlen sinken, zum Beispiel wegen Kontaktbeschränkungen. Hier kommt Deutschland ins Spiel. 6/

In Deutschland scheint der relative Übertragungsvorteil geringer zu sein als in UK/Dänemark/USA wo Wachstumsraten von 0,3-0,4/Tag gesehen wurden.
In Deutschland jedoch scheint es eher um die 0,2/Tag zu sein. 7/

Die Erklärung könnte neben geringerer Immunität nun auch die sinkenden Fallzahlen insgesamt zu sein. Sinkende Fallzahlen führen dazu, dass Omikron ggü Delta weniger bevorteilt ist, sich auch relativ weniger schnell ausbreiten kann. 8/

Wir scheinen Glück gehabt zu haben, dass wir bereits vor Omikron wegen der hohen Deltazahlen starke Kontaktbeschränkungen hatten.
Die verkürzte Omikron-Generationszeit ist noch nicht definitiv, aber mir erscheint sie als eine sehr plausible Erklärung für diverse Beobachtungen. 9/

Das alles ändert erst einmal nichts daran, dass wir weiterhin unsere Kontakte minimieren sollten.
Möglicherweise haben wir aber etwas mehr Zeit um die Impfkampagne noch weiter voranzutreiben. 10/

Jetzt wo eine Impfpflicht im Raum steht und immer wahrscheinlicher wird, ist es eine sehr gute Zeit für Ungeimpfte sich Erstimpfen zu lassen.
Wenn man sich sowieso impfen lassen muss, dann doch lieber jetzt, wo es einen klaren Vorteil bringt in der kommenden Omikronwelle. 11/

Nachtrag: Der britische Modellierungsexpertenrat hat die Implikationen einer kürzeren Generationszeit bereits am 18. Dezember sehr gut beschrieben
Je kürzer die Generationszeit, umso größer ist der Effekt von Maßnahmen. 12/
gov.uk/government/pub…

Im Modellierungsratsbericht ist auch diese schöne Grafik enthalten, ein Mapping von Wahrscheinlichkeiten zu Wörtern, die diese Wahrscheinlichkeiten ausdrücken.
Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass sich mehr von uns daran orientieren. 13/

Hier hat @MartinKalop sehr schön visualisiert, warum eine kürzere Generationszeit bedeutet, dass gleiche Kontaktverringerung eine größere Auswirkungen hat. 14/
h/t @AlgeMartin

https://twitter.com/MartinKalop/status/1474040650219892747?t=CIdIWdY3E8T0W2GMrc-UnQ&s=19