Dieser Hass auf Lastenräder ist ja ehrlich gesagt nur rückwärtsgewandte Trotzreaktion. Dass immer weniger Leute 2 Tonnen schwere Verbrenner als Statussymbol für sich selbst wollen und bei anderen bewundern, wird als Angriff auf die eigene Identität betrachtet und darum bekämpft.
Wenn die Nachbar*innen (höhöhö und außen) plötzlich kein Auto mehr haben, wird auch meine eigene Entscheidung dafür in Frage gestellt. Bin ich fauler als die Müllers? Ist mir die Umwelt scheißegal? Natürlich nicht! Diese kognitive Dissonanz muss irgendwie ausgemerzt werden.
Unsere absolut autofixierte Kultur sowie eine übermächtige Lobby, die uns ab dem Kleinkindalter eingetrichtert haben, dass Autos fabelhaft sind, werden von reaktionären Parteien & Redaktionen flankiert, die ein verkehrspolitisches Umdenken mit religiösem Eifer verhindern wollen.
Erst über die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Fleischarbeiter*innen beschweren, dann über höhere Preise für Billigfleisch beschweren, die natürlich nötig sind, um (u.a.) diese Arbeitsbedingungen zu verbessern, alles klar Twitter.
Um das etwas auszuführen:
Das momentane System zur Fleischerzeugung ist auf Ausbeutung aufgebaut: Der Natur, der Tiere und eben der Arbeiter*innen.
Wenn man das verändern will, kann 500 Gramm Hähnchen nicht 1,49€ kosten. Das ist nicht möglich.
Davor kann man, wie in den letzten Jahrzehnten mehrheitlich geschehen, die Augen verschließen. Man kann verschweigen, wie menschenunwürdig Arbeiter*innen dort untergebracht sind, wie widerwärtig Tiere dort “gehalten” werden und was übermäßiger Fleischkonsum mit der Erde macht.
Ich würde zu diesem Austausch (kudos @Hoellenaufsicht, wie immer on point) gerne etwas sagen:
"Wie kann eine Journalistin nur so schlecht informiert sein?" steht oft über und unter diesem Tweet - das ist zwar eine naheliegende, aber von einer falschen Prämisse ausgehende Frage.
Denn natürlich ist niemand, die oder der im weitesten Sinne im Medienbetrieb arbeitet, derart uninformiert oder intellektuell nicht in der Lage, die Zusammenhänge zu verstehen. Es ist eine Strategie, wie sie auch von Berufslügnern bei Propagandasendern wie RT angewendet wird.
Nach der steilen These folgt der Einspruch und dann wird nach Belegen verlangt. Ob diese erbracht werden oder nicht, spielt für die weitere Argumentation keine Rolle (darum: sehr gut @Hoellenaufsicht, darauf nicht einzusteigen).
Das nächste Kapitel im FDP-Bestseller "Wie kommuniziere ich möglichst unehrlich zur Corona-Pandemie" - natürlich "LÖST" ein Lockdown das Problem der Pandemie nicht, aber er entlastet Gesundheitssystem + kritische Infrastruktur.
Mehrfach wurde nun bereits darauf hingewiesen, dass auch eine erfolgreiche Booster-Kampagne bei realistischen Impfzahlen mit der Omikron-Variante und 2G/3G nicht ausreichen wird. Die bestehende Impflücke ist viel zu groß dafür.
Wenn wir die absoluten Zahlen nicht nach unten bekommen, wird man sich früher oder später auch mit 70% verringerter Wahrscheinlichkeit anstecken.
Ich will aber noch etwas anderes sagen, denn selbst am Tag ihrer Buchveröffentlichung zeigt diese Frau uns allen, was das Wort "Haltung" überhaupt bedeutet.
Jasmina Kuhnke zeigt mittlerweile seit mehreren Jahren, was passiert, wenn man eben NICHT vor dem rechten Mob einknickt. Wenn man eben NICHT sagt "ach den Kampf kämpfe ich jetzt nicht", wenn man eben NICHT zurücksteckt - mit allen Konsequenzen.
Von Hass, Gewalt- und Morddrohungen über konkrete Gefahren für ihr Leben und daraufhin nötig gewordenen Umzügen bis zur Absage ihres heutigen Auftrittes auf der @Book_Fair, weil dort auch Rechtsradikale herumlaufen: Sie zeigt uns, was es heißt, den Weg zu Ende zu gehen.
Wirklich niemand darf auch nur von einem einzigen Aspekt Story um Reichelt und Döpfner überrascht oder schockiert sein und wirklich NIEMAND sollte denken, dass das irgendetwas beim Axel Springer Verlag ändern wird.
Matthias Döpfner ist ein gefährlicher Ideologe und weitaus gefährlicher als Julian Reichelt, weil er 1. nicht so plump agiert und 2. viel mehr Geld & Macht besitzt.
Reichelt sein ausführendes Organ. Döpfner wird ihn niemals entlassen, wenn er nicht muss.
Selbst WENN (und das ist ein großes wenn) Reichelt nun wegen dieses Skandals gehen müsste, wird Döpfner jemand anderen finden, der die Arbeit exakt in seinem Sinne fortsetzt. Das ganze Unternehmen ist mit Leuten wie Reichelt besetzt, die Kultur genau darauf ausgerichtet.