In der Debatte um sog. Regenbogenfamilien geht es um nichts anderes als bürgerliche Identitätspolitik.
Die Konstellation Vater, Mutter, Kind+ ist Kern dieser konservativen Identitätserzählung, weswegen die Modernisierung des Familienrechts als Angriff wahrgenommen wird.
KEIN (!) heteronormatives Familienkonstrukt hat durch die Modernisierung des Familienrechts irgendeinen (!) Nachteil zu befürchten, genau wie keine heterosexuelle Ehe der Welt durch die Ehe für alle irgendeinen Schaden genommen hat.
Es geht also einzig und allein um die Deutungshoheit des Konzepts “Familie”, das Kern der konservativen Normalitätserzählung ist: Weiß, mittelständisch, zwei Autos, Eigenheim, 1-3 Kinder.
Für diese Leute (und nur für die) macht z.B. die Union Politik.
Wenn gesellschaftliche Normalität (die so oft beschworene „Mitte“) nun erweitert wird, indem mehr und mehr Lebensrealitäten als Teil dieser Normalität gedacht und auch gesetzlich behandelt werden, verlieren Konservative ihre Deutungshoheit darüber, was „normal“ ist und was nicht.
Dann wird (noch) deutlicher, dass die Union jahre- und jahrzehntelang ebenjene Klientel- und Identitätspolitik betrieben hat, die sie den Grünen so gerne vorwirft. Und das gilt es natürlich zu vermeiden: Die Identitätspolitik des Status Quo darf nicht als solche erkennbar werden.
In vielen Fällen dürften sich besagte Verfechter des Status Quo nicht über die oben genannten Punkte bewusst sein, was die Debatte darüber noch schwieriger macht, weil so rationale Gründe für eine irrationale Einstellung gesucht werden („Ein Kind braucht aber Vater und Mutter!“)
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Schnell angekommen in dem Job, zu dessen Qualifikationen es leider gehört, außenpolitische Realitäten (öffentlich) nicht anzuerkennen. Schade, aber natürlich nicht anders zu erwarten.
Klimapolitisch ist NS2 ein absolutes Desaster. Und egal, wie oft Manuela Schwesig und Olaf Scholz das noch behaupten: Wir brauchen diese #PipelineInDieKrise nicht.
Dieser Hass auf Lastenräder ist ja ehrlich gesagt nur rückwärtsgewandte Trotzreaktion. Dass immer weniger Leute 2 Tonnen schwere Verbrenner als Statussymbol für sich selbst wollen und bei anderen bewundern, wird als Angriff auf die eigene Identität betrachtet und darum bekämpft.
Wenn die Nachbar*innen (höhöhö und außen) plötzlich kein Auto mehr haben, wird auch meine eigene Entscheidung dafür in Frage gestellt. Bin ich fauler als die Müllers? Ist mir die Umwelt scheißegal? Natürlich nicht! Diese kognitive Dissonanz muss irgendwie ausgemerzt werden.
Unsere absolut autofixierte Kultur sowie eine übermächtige Lobby, die uns ab dem Kleinkindalter eingetrichtert haben, dass Autos fabelhaft sind, werden von reaktionären Parteien & Redaktionen flankiert, die ein verkehrspolitisches Umdenken mit religiösem Eifer verhindern wollen.
Erst über die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Fleischarbeiter*innen beschweren, dann über höhere Preise für Billigfleisch beschweren, die natürlich nötig sind, um (u.a.) diese Arbeitsbedingungen zu verbessern, alles klar Twitter.
Um das etwas auszuführen:
Das momentane System zur Fleischerzeugung ist auf Ausbeutung aufgebaut: Der Natur, der Tiere und eben der Arbeiter*innen.
Wenn man das verändern will, kann 500 Gramm Hähnchen nicht 1,49€ kosten. Das ist nicht möglich.
Davor kann man, wie in den letzten Jahrzehnten mehrheitlich geschehen, die Augen verschließen. Man kann verschweigen, wie menschenunwürdig Arbeiter*innen dort untergebracht sind, wie widerwärtig Tiere dort “gehalten” werden und was übermäßiger Fleischkonsum mit der Erde macht.
Ich würde zu diesem Austausch (kudos @Hoellenaufsicht, wie immer on point) gerne etwas sagen:
"Wie kann eine Journalistin nur so schlecht informiert sein?" steht oft über und unter diesem Tweet - das ist zwar eine naheliegende, aber von einer falschen Prämisse ausgehende Frage.
Denn natürlich ist niemand, die oder der im weitesten Sinne im Medienbetrieb arbeitet, derart uninformiert oder intellektuell nicht in der Lage, die Zusammenhänge zu verstehen. Es ist eine Strategie, wie sie auch von Berufslügnern bei Propagandasendern wie RT angewendet wird.
Nach der steilen These folgt der Einspruch und dann wird nach Belegen verlangt. Ob diese erbracht werden oder nicht, spielt für die weitere Argumentation keine Rolle (darum: sehr gut @Hoellenaufsicht, darauf nicht einzusteigen).
Das nächste Kapitel im FDP-Bestseller "Wie kommuniziere ich möglichst unehrlich zur Corona-Pandemie" - natürlich "LÖST" ein Lockdown das Problem der Pandemie nicht, aber er entlastet Gesundheitssystem + kritische Infrastruktur.
Mehrfach wurde nun bereits darauf hingewiesen, dass auch eine erfolgreiche Booster-Kampagne bei realistischen Impfzahlen mit der Omikron-Variante und 2G/3G nicht ausreichen wird. Die bestehende Impflücke ist viel zu groß dafür.
Wenn wir die absoluten Zahlen nicht nach unten bekommen, wird man sich früher oder später auch mit 70% verringerter Wahrscheinlichkeit anstecken.