Österreich exportiert pro Jahr 1,5 Tonnen Rindersperma in die Welt.
In diesem Thread erzähle ich Euch, warum das eine richtig gute Sache ist. Und ein bisschen McDonalds kommt auch vor.
Eine Milchkuh wird in ihrem Leben drei bis viermal trächtig. Einen Stier sieht sie dafür praktisch nie. Der „Natursprung“, also die natürliche Zeugung des Kalbes, hat längst ausgedient. Mehr als 90 Prozent der Kühe (auch bio) werden künstlich befruchtet. 2/
Der Bauer hat nur wenige Stunden Zeit, in der „Hauptbrunft“ die Kuh zu besamen. Und sie muss schnell trächtig werden. Weitere Parameter einer guten Kuh: Wenn sie viele Milchzyklen durchhält, ob sie keine toten Kälber wirft, wie gesund ihr Euter bei der Dauerbelastung bleibt. 3/
Seit 2021 wird auch das „Melkverhalten“ bemessen. Sind die Tiere ängstlich, aggressiv beim Melken? Akzeptieren sie den Melkroboter? Vor allem bei der Holstein-Rasse ist das wichtig. Das sind die schwarz-weißen Turbokühe mit einer Milchleistung von 8000 kg Milch pro Jahr. 4/
In Österreich steht zwar zu 80 Prozent Fleckvieh im Stall, weltweit aber sind neun von zehn Milchkühen Holsteiner. Sie sind rund 150cm hoch, sie wiegen zwischen 650 und 750 kg. Der Fachjargon nennt sie großrahmig, hochbeinig, flachbemuskelt. Sie geben ja ohne Ende Milch. 5/
1900 gab eine Kuh etwa 2000 kg Milch pro Jahr. Heute schaut das anders aus 👇(Quelle Statista). Deutsche Auswanderer in den USA züchteten die Holsteinrasse aus mitgebrachten Tieren. Und verschifften sie dann nach Europa zurück. 6/
Den Fokus auf die Milchleistung hat die EU-Behörde für Nahrungsmittelsicherheit schon 2009 kritisiert. „Langfristige genetische Selektion für hohe Milchleistung ist der Hauptfaktor für niedriges Tierwohl - insbesondere Gesundheitsprobleme - bei Milchkühen“, heißt es da. 7/
Besonders die weltweit dominante Holstein-Rasse, hat ein Problem: Sie ist genetisch aus dem Ruder gelaufen. Dieser Ochs mit Namen Knickers, 2018 in Australien geboren, wurde so groß, dass der Schlachter sich weigerte, das Messer anzusetzen. 8/
Einzelne Holsteinkühe geben bis 100.000 Liter Milch in einem Leben. Sie leiden aber oft an Euterentzündungen, an Fruchtbarkeitsstörungen. Der Stoffwechsel schafft die Umstellung auf Milchleistung nicht, da ihm die Muskulatur als Puffer und Energiereservoir fehlt. 9/
Die Viecher sind so effizient, dass sie nach fünf Jahren und drei Kälbern völlig ausgelaugt und schlachtreif sind. 10/
Der sichtbare Rippenbogen ist aber immer noch ein Leistungsmerkmal, hochgewachsene Tiere der Renner. Tierärzte sprechen von einem „asymmetrischen Wachstums“: Die Organe haben sich den neuen Dimensionen nicht angepasst: Qualzucht. Und jetzt kommt das Fleckvieh (endlich). 11/
Das Fleckvieh aus dem Dreiländereck D/CH/A ist eine Zweinutzungsrasse, sie gibt Milch und Fleisch. Die Tiere schaffen auch einen Sommer auf der Alm. Sie fressen Heu und Gras. In der Milchleistung sind sie etwas schwächer als die Holsteins. Aber sie halten länger durch. 12/
6,3 Jahre alt wird eine durchschnittliche Milchkuh in Österreich. Diese Robustheit ist jetzt ein Verkaufsargument. Auf der ganzen Welt sollen Zuchtlinien durch das Fleckvieh robuster werden. Im Rindersperma-Business ist österreichisches Ejakulat besonders gefragt. 13/
Es wird es in die ganze Welt verschickt, am meisten in die Türkei (< 400 Kilogramm). 2 Millionen Euro setzten die Österreichischen Besamungsstationen damit um. Global gesehen ins Rindersperma das 2875 meistgehandelte Produkt. 14/
Das Fleckvieh wird in die Zuchtlinien eingekreuzt, um die genetischen Auswüchse zu parieren. Diese Pracht hier ist einer der aufstrebendsten österreichischen Stiere👇 15/
Künstliche Befruchtung bei Tieren ist nicht neu: Die erste Hündin wurde erfolgreich 1870 künstlich besamt. Dann versuchte der Zar, aber auch Militärs in Großbritannien und in der Donaumonarchie durch ausgewählte Vaterlinien den Zuchterfolg der Kavalleriepferde zu verbessern. 16/
Der Traktor machte diese Bemühungen obsolet. Das Interesse galt nun dem Rind. Für den internationalen Handel entscheidend war aber die Erfindung der Kryokonservierung in den 1960er Jahren. Dabei wird der Samen schockgefroren und in flüssigem Stickstoff bei -196°C gelagert. 17/
Man kann ihn dann in die ganze Welt verschicken. Er ist auf unbestimmte Zeit haltbar. Ein paar Sekunden braucht der Samen nur, um im 38 °C Wasserbad aufzutauen.
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Ein Röhrchen: Zehn Millionen Samenfäden in 0,25 Mililliter als Markenbotschafter der österreichischen Zuchtlandschaft. Ein guter Stier schafft 100 Portionen pro Schuss. Zwei Mal in der Woche wird die Kuhattrappe rausgeholt. Eine Portion kostet zwischen fünf und 15 Euro. 19/
Gesexte Portionen sind teurer: Da wird das Sperma nach X- und Y-Chromosom getrennt, so sollen eher weibliche Nachkommen erzeugt werden. Der Fleckvieh-Stier endet nach zwei Jahren Aufzucht beim Schlachter. Das Holstein-Stierkalb verschenkt der Bauer. 20/
Es ist literally nichts wert, da es kein Fleisch ansetzt. 21/
Und was passiert eigentlich mit den aussortierten österreichischen Milchkühen? Sie landen bei McDonalds im Patty. Der eigentliche Grund, warum die Fastfood-Kette mit dem Label „100 Prozent Fleisch aus Österreich“ werben kann. 22/
Fotos: Heribert Corn/ Genostar/ Statista/ Weltbank
Männliche Nachkommen in der Viehzucht sind arme Schweine. Über männliche Küken habe ich hier geschrieben:
Die Sektion 1 im Finanzministerium 👇. Zwei von drei Gruppenleitungen vakant, vier von zehn Abteilungen ohne Chef/Chefin, eine nur interimistisch besetzt. Die Posten wurden offenbar für politische Versorgungen freigehalten. Falls jemand aus dem Kabinett einen Job braucht. 1/
Die zuständige Sektionschefin war über das Kabinett von Staatssekretärin Christine Marek erst ins Wirtschaftsministerium und dann über Umwege ins BMF gekommen. 2/
Sie ist kein Einzelfall. Fast die Hälfte der Sektionsleiter in österreichischen Ministerien waren vorher in einem Kabinett (also politisch handverlesen), in den 1980er Jahren war es nur jeder 6te. 3/
Bye Bye Brown. Warum die Lohmann Brown-Classic-Henne verschwinden muss. Und eine österreichische Lösung für ein richtiges Problem. Ein Thread
Lohmann Brown Classic ist die beliebteste Legerasse in der europäischen Hühnerzucht, sie wird ebenso in den USA vermarktet und legt Eier auch in UK, im Iran (you name it). In Österreich ist das Huhn Marktführer (90 %) in der konventionellen Eierprodu ebenso wie bei Bio. 2/
Es war im Jahr 1959, als das Unternehmen Lohmann die Idee des Hybridhuhns von 🇺🇸nach Cuxhaven🇩🇪 brachte: Beim Hybridhuhn werden zwei Zuchtlinien miteinander gekreuzt. Die Idee hatte ein amerikanischer Mais-Züchter gehabt. Und damit die Eierproduktion in den USA revolutioniert. 3/
Weil Ihr Euch in der Steuersache Sigi #Wolf alle fragt, wie es überhaupt zu einer Reduktion der Steuerschuld von veranschlagten elf Millionen auf sieben Millionen gekommen ist. Eine Rekonstruktion, die ehrlicherweise mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Thread
Rückblick: 2012 hatte ein Sachbearbeiter des Finanzamts Wiener Neustadt festgestellt, dass Sigi Wolf aufgrund einer Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens mit der Schweiz zwischen 2006 und 2011 rund elf Millionen Euro zu wenig an Einkommenssteuern bezahlt hatte. 2/
Man muss hier festhalten, dass diese Änderungen nicht nur die Steuerberater von Wolf, sondern auch das Finanzamt offenbar übersehen hatten. Das Finanzamt jedenfalls hatte eben bis 2011 die Steuererklärung Wolfs akzeptiert. 3/
Ein kleines Schmankerl in der Causa Sigi #Wolf. Steuerafficionados (und alle Steuerzahler), here weg go.
Es geht um einen internen Erlass im #BMF, der offenbar keiner war. Um eine entscheidende Fußnote. Und ja, es geht um 630.000 Steuergeld. Thread
Wir sind schon mitten drinnen in der Steuercausa Wolf, die 2012 ihren Ausgang nahm. Da kam ein Finanzbeamter des BMF ja drauf, dass Sigi Wolf rund elf Millionen Euro nachbezahlen muss. Man einigte sich auf sieben (ja warum eigentlich?) 1/
Bleiben wir bei den sieben Millionen Euro, davon waren rund 680.000 Euro Anspruchszinsen, also Strafzinsen. Auch diese wollte Wolf offenbar nicht bezahlen. 2/
Hat Thomas Schmid dem Investor Sigi Wolf einen Steuernachlass verschafft? Der Fall Sigi Wolf in zwölf Takes und einer Stellungnahme. 🧵
Der Investor Siegried Wolf arbeitet auch in der Schweiz 🇨🇭. Durch ein Doppelbesteuerungsabkommen 2007 hat sich die Art geändert, wie diese Einkünfte in Österreich besteuert werden. 2/
Wolfs Steuerberater aber tun weiterhin so, als würde nach der alten Methode abgerechnet. Deshalb kommt 2017 eine Steuernachzahlung in Höhe von 7 Mio. Euro. 💸 3/
Jetzt also soll es eine Impfpflicht richten. Das ist einfacher und schwieriger als gedacht. (Thread)
Ab dem 1. Februar 2022 soll eine verpflichtende Covid-Impfung in Österreich gelten. Die einflussreiche britische Zeitung Financial Times räumte für diese “drastische Maßnahme” gar die Cover-Seite am heutigen Samstag frei: “Austria set to make jabs mandatory”. 2/
Wie sie aussieht, ist noch unklar. Hat man wieder einmal nicht vorbereitet. Die österreichische Politik denkt in was auch immer, aber nicht in Szenarien. Nicht im Worst-Case. 3/