War die Kritik an der FDP nach Regierungseintritt so absehbar? Absolut. Ich wusste, dass es genau so kommen wird. Wie es viele andere wussten. Denn so kommt es immer. Wenn der Liberalismus koaliert, kommen sie alle angelaufen und rufen Verrat. Die ewige Last dieser Partei.
Dabei geht es aber nicht nur um Aktuelles, sondern Prinzipien. Für große Teile der FDP ist die SPD-Kanzlerschaft ganz in Ordnung. Aber bestimmte Teile sehen die Wahl von Merz und die CDU, schmollen und schmachten. Sie wollen es nicht wahrhaben, dass die Ampel da ist und bleibt.
Natürlich ist die Lage auch für die Union kompliziert. Jetzt, wo endlich der Wirtschaftsliberale Merz nach Jahren an der Spitze ist, ausgerechnet jetzt ist die FDP weg. Das ist historisch dumm gelaufen. Und was macht man, wenn die sich in der Ampel sogar länger gut verstehen?
Man muss kein Fan der Ampel sein, um ihre sehr besondere Gestalt zu erkennen. Arbeitermilieu, Linke, Businesstypen, Anwälte, Kreative, ganz Alte und ganz Junge, haben diese Regierung ermöglicht. Sie ist eine außerordentlich gesellschaftlich breit gefächerte Regierung. Beachtlich.
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Ein paar Organisation-bezogene Gedanken zum Wannsee-Komplex gestern im ZDF. Das für viele Betrachter der #Wannseekonferenz -Filme (es gibt ja Filme und Dokus zuvor) Erschreckende oder tief Irritierende liegt ja keineswegs daran, dass diese Konstellation einem so völlig fremd sei.
Sondern, im Gegenteil, in der Vertrautheit. Präziser ist es der Kontrast von Fremdheit und Vertrautheit in einem. Solche Lenkungs- und Leitungskreise findet man abseits des Inhalts bis heute in den Führungsstrukturen von Staat und Wirtschaft.
Gästehaus, Besprechung, Frühstück. Die Nationalsozialisten haben an Organisatorischem nichts erfunden, sondern alles Bestehende in Kontinuität genutzt. Das Verfahren selbst ist höchst human, bedacht, stilvoll, keineswegs totalitär.
Eine freie Gesellschaft wird ständig die Sorge umtreiben, ob sie nicht doch unfrei sei. Man muss sehen, dass diese steigende Selbstirritation nicht mit Politik und Pathos zu klären ist, sondern, kühl betrachtet, schlicht die geradezu logische Folge allen Fortschritts darstellt.
Schon der Begriff „Freiheit“ kann unter Bedingungen einer sich frei voraussetzenden Welt (bzw. eines Teils davon), fast nur noch mit engen Vorstellungen des individuellen verbunden werden. So angegangen, ist „freies Leben“ unter komplexen Bedingungen freilich permanent gefährdet.
Freiheitsforderungen (in freizügiger Gesellschaft) können ihre semantische Aufladung jedoch nur begrenzt erkennen und kaum ändern. Der Gedanke, dass Verwirklichung von Freiheit bereits auf erfolgter weitgehender Verwirklichung gründet, ist zwar präzis, stört aber beim Fordern.
Gesellschaft ist heute, kurz gesagt, eigentlich dauerverstrickt in das Problem, ihre immer mehr gesteigerte Selbstkritik, -dramatisierung und -skandalisierung nur noch schwer abkühlen oder disziplinieren zu können, da auch diese Versuche sich direkt wieder moralisieren lassen.
Man kann das auch als Verarbeitungsfolge immer höherer Emanzipation/Liberalisierung betrachten. Kurioserweise steigert man mit Freizügigkeiten auch das Potenzial zur Ent-/Antidifferenzierung, weil nun die Ordnung anderer beobachtet und als Differenz problematisiert werden kann.
Wenn man moderne G. (ab 1700/1750) im Verlauf betrachtet, bringt Vertiefung der Funktionssysteme spätestens nach Mitte des 20. Jhd. auch Erhöhung der Konflikte um diese Leistungen selbst. Hohe Selbstkonfligierung ist heute geradezu das Nebenprodukt hoher sozialer Produktivität.
Heute hatte ich ein interessantes Gespräch indirekt um #Fridays4Future. Eine Ringeltaube hat direkt am Haus ein Nest gebaut. Also rief ich aufs Umweltamt an, was zu tun sei. Schnell war klar, dass es vorerst erhalten bleiben muss. Wie es so kam, ging der Dialog weiter. 1/
Der sehr freundliche Amtsmann erklärte, wie die Taubenproblematik in der Stadt sich mit der Zeit entwickelt hat. Dazu muss man sagen, dass unsere Stadt im Außenbild von einem sehr "grünen" Image profitiert. Ökologie/Park/Wasser etc. stehen immer groß auf der Agenda. 2/
Er ist seit rund 30 Jahren hier und erzählte, dass aber doch immer mehr gerodet werde. Dadurch sei immer mehr Busch verschwunden. Die Bürger drängten immer stärker aufs Fällen, wegen Laub und Fläche. Insgesamt reduziere sich die innerstädtische Forstfläche weiter. 3/