So. Habe Kaffee und Kuchen organisiert, jetzt kann es losgehen.
Das erste Problem, das zu lösen ist: **Was sind Götter?**
Im allgemeinsten Sinne sind es menschenähnliche Bewusstseine, die jedoch nicht an menschliche Körper und Erscheinungsformen gebunden sind...
...sondern völlig unabhängig von der Menschheit im umgebenden Universum existieren, wobei ihnen Fähigkeiten innewohnen, die über menschliche weit hinausgehen.
Der Urmensch beobachtete intensiv die Natur, der er, mangels technologischer Panzerung, auf Gedeih und Verderb verbunden war. Ihm fiel auf, dass die Prozesse im Universum Regeln und Rhythmen unterworfen sind, die die Vermutung nahelegten, dass eine Intelligenz dahinterstecke.
Die Gestirne veränderten sich nach einem vorhersagbaren, strukturierten Schema; Gewitterwolken türmten sich zu Gebilden, die lebendig oder wie Kunstwerke aussahen; Jahreszeiten, Wetterphänomene, Pflanzen, Tiere erschienen und verschwanden in komplexen, geordneten Mustern.
Die Fähigkeit, Ordnung und Komplexität zu erzeugen, kennt der Mensch vor allem von sich selbst. Er nimmt sie als wichtigste Funktion seines Bewusstseins wahr, obwohl viele komplexe Tätigkeiten (e.g. Tanzen) ohne Hinzunahme des Bewusstseins viel besser funktionieren.
Daher lag es nahe, zu vermuten, dass in den Naturphänomenen auch denkende Geister steckten.
Der frühe Mensch nahm die Natur als übermächtig wahr. Ein Gewitter, ein Vulkanausbruch, ein Tsunami o.ä. erschienen ihm in noch höherem Maße als uns Heutigen als unvorstellbare, unentrinnbare Kraft von übermenschlicher Wucht. Die in der Natur wirkenden Intelligenzen...
...mussten also extrem mächtig sein.
Allmächtig waren die Götter der alten Vorstellungsweise jedoch nicht: vor allem deshalb, weil jeder nur einen Teilaspekt der Natur beherrscht (e.g. Zeus Himmel und Wetter; Poseidon das Meer; Aphrodite Fruchtbarkeit, Liebe, Schönheit; Hades das Erdinnere und Totenreich etc.).
Oft erschien es den Menschen, als kämpften verschiedene Teilaspekte gegeneinander (e.g. Lava strömt ins Meer unter brüllendem Sieden des Wassers -- der Feuergott und der Meergott führen Krieg). Daher war die Macht jedes einzelnen Gottes notwendigerweise begrenzt.
Viele Mythologien postulierten, dass es noch übergeordnete Kräfte geben müsse, denen selbst die Götter unterworfen wären: über den Göttern steht das Schicksal, und über diesem die Notwendigkeit.
Die antiken Götter waren auch keinesfalls unsterblich...
-- man stellte sich in der Regel mehrere Göttergenerationen vor, wobei die jüngere der älteren die Macht auf unfriedlichem Wege zu entreißen pflegte.
Ähnlichkeiten mit dem Verhalten menschlicher Könige, Königinnen, Prinzen, Generäle, Aristokraten etc. sind rein zufällig.
Mit dem Anwachsen menschlicher Siedlungen zu Städten und von Städten zu Nationen wurde die Etablierung einer Rechtsprechung und, damit verknüpft, einer universellen Ethik -- wobei "universell" sich zu dieser Zeit meist nur auf die Bürger einer bestimmten Nation bezog...
...oder auch nur auf eine bestimmte soziale Kaste.
Ethische Kodizes und Gesetzestafeln wurden oft als Geschenke der Götter verehrt, so wie der Kodex Hammurabi (1800 v. Chr.). Auf der Keilschriftstehle ist oben dargestellt, wie ein Gott (Sonnengott Samas oder Stadtgott Marduk)...
...dem knieenden König ein Zepter überreicht.
(Erratum: **Stele**)
Das Problem war, dass die traditionellen Götter sich nicht wirklich als Überbringer universeller ethischer Regelwerke eigneten. Dies fiel nicht nur Platon auf, der die alten Göttersagen in seinem Idealstaat als verfassungsfeindlich und jugendgefährdend deklariert wissen wollte.
Denn die alten Götter waren nicht gut. Sie standen nicht für moralische Prinzipien, sondern für die Herrschaft über verschiedene Aspekte des Universums. Kaum etwas, was die homerischen Götter tun, lässt sie als moralische Vorbilder erscheinen.
Schon früh kamen manche Menschen auf den Gedanken, dass die Götter reine Phantasiefiguren seien. Noch vor der Zeit von Sokrates und Platon erklärte Demokrit, dass in der Natur anscheinend "alles von selbst geschehe" und göttliche Wesenheiten dazu nicht nötig seien.
Doch solche atheistischen Schlussfolgerungen blieben selten. Im Wesentlichen wurden die Götter im Laufe der Zeit moralischer, abstrakter und mächtiger. Dass in der Gewitterwolke tatsächlich ein menschenähnliches Wesen zugange sei und Blitze werfe...
...schien den Menschen zunehmend implausibel: daher fasste man die Götter zu abstrakten, unsichtbaren, allmächtigen Figuren zusammen, welche unsterblich waren und mit dem Begriff des "Guten" identifiziert wurden.
YHVH ist Platons Konzept der Ideenwelt bzw. der "reinen Idee" ziemlich ähnlich, ebenso der Nirvana-Vorstellung im Buddhismus -- ein absoluter, zeit- und gedankenloser Zustand der Erleuchtung, das Ende der Inkarnationsfolge, den die Buddhisten durch Meditation...
...die Platoniker durch Philosophie, die Abramiten durch Befolgen von Geboten (was schon bei den Pythagoreern¹⁾ wichtig war) zu erreichen trachten.
¹⁾ Er war nämlich nicht nur Geometer, sondern auch Prophet bzw. Guru. Die Beschäftigung mit Mathematik sah Pythagoras als...
...Studium des Göttlichen. Ein Adept, der bewies, dass das Verhältnis der Quadratdiagonalen zur Seite kein ganzzahliger Bruch ist, wurde auf eine Reise an den Grund des Mittelmeers geschickt.
Als YHVH also den Karrieresprung von einem obskuren Nomadengott zum westeurasischen Hauptgott wagte, fand er fruchtbaren, von Pythagoras und Platon gedüngten Boden vor. In Asien übernahm der Buddismus eine ähnliche Rolle. Inwieweit es auf anderen Kontinenten --
-- Afrika, Amerika -- vergleichbare theologische Entwicklungen (konkrete Götter --> abstrakte Gottheit bzw. Idee) gab, entzieht sich meinen Kenntnissen.
(Bei den Azteken könnte ich mir das recht gut vorstellen.)
Diskussionen über die Eigenschaften der abstrakten Gottheit YHVH prägten die westeurasische Kulturgeschichte von der Spätantike bis in die heutige Zeit. Im Mittelalter entwickelte man die aristotelische Logik stark weiter, um theologische Fragen zu beantworten...
...was bedeutet, dass ihr, wenn ich das nächste Mal etwas programmiert in der Art:
if(a == b && (!flag || b < x))
{
// etc
}
-- einem mittelalterlichen Mönch danken solltet, der die e.g. Frage zu klären trachtete, ob Gott Gut und Böse vertauschen kann.
Variationen der christlichen Mythologie mit ihrer Erlösungslehre und einem abstrakten Prinzip, das über alles herrscht, sind der Marxismus (YHYH --> dialektischer Materialismus) und der Transhumanismus (YHVH --> Maschinenintelligenz).
Trotz aller Abstraktionen ist das animistische Denken der Frühzeit bei sehr vielen Menschen immer noch quietschlebendig. Ein beträchtlicher Anteil der Katholiken glaubt, dass das Wasser der Quelle von Lourdes tatsächlich Krebs heilen kann u.ä.
Kann man die Frage "Gibt es Götter?" also sinnvoll diskutieren bzw. beantworten?
Das hängt davon ab, welche Art von Göttern man meint. Legt man den urtümlichen Begriff zugrunde (menschenähnliche Wesenheit, die Naturphänomene kontrolliert), dann ließe sich antworten...
JA, denn *wir* sind diese Götter!
Einzig die gezielte Wetterkontrolle scheint momentan noch utopisch; ansonsten sind wir den Olympiern ziemlich ähnlich geworden und werden es zukünftig wohl in noch höherem Maße werden (übermenschliche Schönheit und Kraft durch Biotechnik, Lebensverlängerung, etc.).
Moralisch sind wir ihnen ganz gelegentlich sogar ein Stückchen voraus. Zumindest in den zivilisatorisch höherentwickelten Kulturen ist heute generell bekannt, dass man hinkende Personen nicht zur Belustigung missbraucht.
Unsere Fähigkeiten beruhen darüberhinaus auf eigener Arbeit, während die alten Götter diese "einfach so" hatten.
Legt man den modernen, abstrakten Gottesbegriff zugrunde, wird die Frage schwieriger.
"Über die gesamte Realität herrschendes Prinzip, welches über einen Willen verfügt und Gut und Böse definiert".
Lässt man Wille und Moral weg, dann ist die Antwort einfach: die Mathematik ist dieses Prinzip, so, wie Pythagoras es bereits postulierte.
Man kann sich fragen, ob die Moral nicht aus mathematischen Prinzipien gewonnen werden könnte? Gutes+böses Handeln ließe sich möglicherweise auf die Neurologie zurückführen (Lust- / Schmerzzentrum: "böse" ist das mutwillige Auslösen des Schmerzzentrums in anderen Nervensystemen).
Aufbau der Nervensysteme ließe sich mit der Komplexitätstheorie und Thermodynamik (die biologische Evolution erfolgt in einem Entropiegefälle zwischen sichtbarer und infraroter Strahlung) in Zusammenhang bringen.
Auf diese Weise eine formalisierte Ethik zu gewinnen, ist eine interessante "Philosophy Fiction".
Ähnlich unterhaltsame Spekulationen lassen sich über einen "universellen Willen" bzw. ein Bewusstsein, das die gesamte Realität durchdringt, anstellen. Die Anordnung von Galaxien und Dunkelmaterie im Universum hat inspirierende Ähnlichkeit mit einem Nervensystem.
Um die Frage aufzurollen:
Bezüglich urtümlicher, naiver Göttervorstellungen ist die Antwort deutlich **Nein** -- solche Götter sind seit den Vorsokratikern widerlegt. Man kann allerdings beobachten, dass wir allmählich ihnen ähnelnde Eigenschaften annehmen.
Definiert man "Gott" dagegen im abstraktesten Sinne: ein universelles Prinzip, das die gesamte Realität durchdringt -- dann lautet die Antwort **Ja**, die Belege sind überwältigend, dass dieses Prinzip die Mathematik ist. Auch diese Erkenntnis geht auf die Antike zurück.
Versucht man diesem Prinzip Eigenschaften unterzuschieben, wie sie für Nervensysteme typisch sind (Wille, moralische Vorstellungen -- man macht den abstrakten Gott also etwas weniger abstrakt), dann findet man ein riesiges Feld für interessante Spekulationen!
It promises subscribers the text “complete as written,” a tiny and telling phrase which shows that Beach would not allow Joyce to be censored. [...] Ezra Pound had omitted words like “pissed,” “bugger,” “venereal,” and “cunt” from the typescripts of Ulysses.
Teilweise sind die Befindlichkeit heute wieder so wie vor 100 Jahren. Bei manchen Menschen ruft die "Hochstand-Szene" aus Curiepolis Schnaufen, Räuspern und pikiertes Füßescharren hervor.
Dies ist quasi der curiepolitanische Molly-Bloom-Monolog. Im Gegensatz zu letzterem befindet sich der Text aber nicht am Schluss, sondern im ersten Teil des Buches.
Während draußen Kalisalpeter mit Kohlenstoff + Schwefel reagiert, wollen wir, da alle mich interessierenden Partys abgeblasen wurden, ein wenig Infected Mushroom hören und uns über eine etwas größere Explosion unterhalten: den #Urknall. #Physik#Kosmologie
Was die meisten Menschen mit diesem Wort verbinden: Eine riesige Explosion, die vor längerer Zeit stattfand und bei der irgendwie das Universum entstand.
Wer etwas mehr darüber gelesen hat, wird vielleicht den von Gamow vorhergesagten und von Penzias und Wilson entdeckten Mikrowellenhintergrund erwähnen oder die von Hubble zuerst beobachtete Flucht der Galaxien.
(Da draußen herrscht übrigens eine an 1945 gemahnende Schallkulisse)
Damit postulierst du, dass ein übergeordnetes Wertsystem existiert, anhand dessen menschlichen Aktivitäten das Recht zu existieren zugeordnet oder entzogen werden kann: genau so, wie die Marxisten in der DDR.
Nach den Vorstellungen Letzterer bestand das Wertsystem darin, dass "gute Kunst" die Ziele des Marxismus-Leninismus unterstützen muss; nach Benedikts Vorstellungen lautet es: gute Kunst muss sich verkaufen lassen.
Kunst bzw. Künstler können über beides nur lachen.
Kunst existiert einfach. Sie kümmert sich nicht um Wertsysteme. Wenn Kunst sich an ein Wertsystem anpasst -- z. B. indem sie sich zum politischen Sprachrohr macht oder versucht, den Mehrheitsgeschmack zu bedienen -- hört sie bereits auf, Kunst zu sein und wird zum Kitsch.
Der Satz, den er bewiesen -- die Poincaré-Vermutung -- bezieht sich auf Umformung geometrischer Körper ineinander; diesen Forschungsbereich nennt man Topologie.
Zwei Körper heißen *homöomorph*, wenn man sie ohne Löcher zu bohren, schneiden oder kleben ineinander verwandeln kann.
Z. B. ist eine Tasse mit Henkel homöomorph zu einem Donut: Wenn man eine aus Knetgummi herstellt, kann man sie zu einer Donutform unkneten, ohne neue Löcher in die Masse drücken zu müssen. Diese geometrische Form nennt man einen Torus.
Es stimmt *nicht*, dass die Konstruktion eines rationalen Handlungsablaufs unendlich viel schwieriger ist als der Aufbau einer irrationalen Bilderwelt in einem Stück des Theaters des Absurden, und die Behauptung, jedes Kind könne so malen wie KLEE oder PICASSO, ist ebenso unwahr.
Zwischen künstlerisch und dramatisch gültigem Un-Sinn und einfachem Unsinn besteht ein himmelweiter Unterschied. Jeder, der sich einmal ernstlich bemüht hat, Nonsens-Verse zu schreiben oder ein Nonsens-Stück zu ersinnen, wird die Richtigkeit dieser These bestätigen.
Beim Aufbau einer realistischen Handlung, wie beim Malen nach einem Modell, kann sich der Künstler nach der Wirklichkeit richten, er kann von eigenen Erfahrungen und Beobachtungen -- Personen, die er kennt, Ereignissen, die er erlebt hat -- ausgehen.
In diesem Fach sollten wir u.a. das Häkeln erlernen. Ich hatte kein einziges Mal irgendwelches Arbeitsmaterial dabei, weswegen mir eine Klassenkameradin, die in mich verknallt war, weil ich sie immer ärgerte, eine Häkelnadel und Wolle zusteckte.
Nach der Doppelstunde hatte ich ein ca. fingerbreites Stück Stoff gehäkelt, das noch an dem Wollknäuel hing. Beim Aussteigen aus dem Schulbus übergab ich diese Produktion obengenannter Klassenkameradin. Diese sagte: "Ja, willst du das denn nicht fertigmachen?"