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Feb 14 11 tweets 3 min read
Des weiteren habe ich auf meiner Fahrt diesen Podcast von @SchmittJunior und @AufAnfang gehoert. Es war sehr lehrreich um zu erfahren, wie ein Wirtschaftssoziologe auf die Dinge blickt. Ein paar Anmerkungen:
1) In Bilanzen denken. Da hole ich jetzt meine von @nymoen_ole gelernte Standardkritik raus: echt - glaubt ihr wirklich Mainstreamoekonomen koennten nicht denken oder daechten nicht in Bilanzen?
2) Ja, die juristische Seite unserer heutigen Geldform ist im Podcast durchaus gut beschrieben. Und ich freute mich auch zu hoeren, dass Aaron denkt, dass #MMT aus diesen Erkenntnissen zu viel macht. Das denke ich auch. ABER: ich glaube, dass Aaron einerseits
immer noch zu viel daraus macht, oekonomisch gesehen. Denn die Erkenntnis der monetaeren Maschine negiert ja nicht, das was er wirtschaftssoziologisch die Werkzeugtheorie nennt. Wir Oekonomen nennen das Geldfunktionen. Die bleiben ja vorhanden und sind wirkmaechtig.
3) Andererseits ist uns Oekonomen (und auch vielen Juristen) schon voellig klar, welche Steuerungsmacht Geldpolitik haben koennte (ich hatte den Eindruck, dass Aaron zu meinen scheint, das sei uns nicht klar).
Gerade DESHALB wollen wir ja, anders als er, diese Steuerungsmacht sehr begrenzen. Und sie demokratisch gewaehlten (und abwaehlbaren) Vertretern, also der Fiskalpolitik, ueberlassen. Nichts davon im Podcast.
Warum? Weil wir eben erkannt haben, dass der Werkzeugcharakter des Geldes nicht weggeht und gebraucht wird, deshalb haben wir diese limitierte Aufgabe freiwillig aus dem demokratischen Prozess herausgenommen und sie Technokraten uebergeben.
In diesem Sinne ist sogenanntes unpolitisches Geld eine hochpolitische Entscheidung, die aber sachlogisch richtig ist.
4) Es gab auch Widerspruechliches: einerseits werden am Anfang staendig die Beziehungen zwischen Staatsschulden und Geldpolitik betont, dann aber irgendwann einmal behauptet: die Geldpolitik ermoegliche heute immer nur private Finanzinvestitionen (statt zB oeffentliche). Was nun?
5) Bei seiner pragmatischen Schlussfolgerung hat er Recht: Schulden, sowohl private als auch oeffentliche, sind ein wichtiges Instrument zur besseren intertemporalen Allokation und damit koennen sie wohlfahrtssteigernd sein (meine Begriffe).
Sie sind jedenfalls Werkzeuge und daher weder inhaerent gut nocht inhaerent schlecht. Aber das ist nun wirklich oekonomischer Mainstream.

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Feb 14
Lecture 9 Intermediate Macroeconomics: today, the lecture part was short, as we wrote a midterm.

We did three things:
1) We reinterpreted the firm investment model as one of res. construction and included a relative price of housing. We saw that the resulting optimality condition allows us to understand construction booms as the result of expected house price increases (housing market frenzies).
2) After that, we got to know the new market for funds, which has now firms' investment demand as the demand or funds curve and national saving, which is the difference between private saving and the government deficit, as the supply of funds curve.
Read 6 tweets
Feb 14
Was ich nicht verstehe: müssten die Anliegen der #Schattenfamilien nicht ureigenes liberales, sicher aber libertäres Terrain sein. Zumindest aus libertärer Sicht ist Praesenzpflicht in der Schule eine staatliche Zwangsmaßnahme. Dagegen sollte es zumindest at the margin
ein individuelles Abwehrrecht geben, bzw als Liberaler würde ich sagen: wenn der Staat schon Praesenzpflicht in der Schule verordnet, wäre es nicht auch seine Pflicht, für Gefährdete Alternativen bereitzustellen? Das ist für mich eben der Unterschied zu Kneipen: ich denke nicht,
dass die Schattenfamilien gegenüber Dritten einfordern können, dass sie nicht in Kneipen und Clubs gehen (weiß nicht, ob sie das tun, würde mich aber wundern). Aber gegenüber dem Staat sollten sie sowohl Abwehrrechte haben als auch - hier verlasse ich libertäres Terrain - einen
Read 4 tweets
Feb 11
Wichtiges Kriterium fuer den Umgang der Oeffentlichkeit (vor allem von Politikern und Journalisten) mit sogenannten (oft selbsternannten) oekonomischen Experten: bitte auf Elastizitaetenschizophrenie achten.
Beispiele: wenn man implizit fuer eine politische Forderung (low-skilled migration) annimmt, dass die Arbeitsnachfrageelastizitaet hoch ist und fuer eine andere politische Forderung (Mindestlohn), dass die Arbeitsnachfrageelastizitaet niedrig.
Die andere Elastizitaetenschizophrenie wurde von @jasonfurman entdeckt: Preiselastizitaeten der Nachfrage sind bei Behauptungen von hohen Fiskalmultiplikatoren immer niedrig, bei Corporate Greed Verdaechtigungen immer sehr hoch.
Read 6 tweets
Feb 10
Das sind die richtigen Fragen, die sich die "Marktmacht fuehrt zu Inflation"-Leute stellen und beantworten muessen.
Darueber hinaus machen viele gerade weitere Denkfehler in der #inflation Diskussion.
1) Natuerlich ist es so, dass Preiskontrollen Inflation mechanisch stoppen koennten. Das Argument ist aber ungefaehr so wie: nicht der Starkregen war Schuld an der Flut, sondern das Oeffnen des Dammes, bzw. haette man den Damm doch nur lange genug geschlossen gehalten.
Read 7 tweets
Feb 9
Lecture 8 Intermediate Macro:

Today we finished the consumption part of the lecture with a second microfoundation for kinked budget sets: collateral constraints. Collateralized loans are an institutional feature to overcome the fact that people in general cannot commit to repay
loans no matter what (think of the merchant Antonio in the Merchant of Venice). So, lenders will often demand collateral with a loan. The most important instance in practice are mortgages, where the house serves as the underlying collateral
(an example of uncollateralized loans are credit cards). As a consequence, agents can only borrow against future house values but not against future endowment (or labor) income. This also leads to kinked budget sets.
Read 18 tweets
Feb 9
Will mal kurz ein kleines Loblied auf Twitter singen. Was es eben auch sein kann… und das hat mit @nymoen_ole zu tun. Es gab mal eine Zeit, wo wir uns auf Twitter gerne mal abgeblafft haben (heute Morgen hatte ich leider wieder mal fast einen Rückfall in diese Zeit, deswegen ua
auch den kleinen Thread jetzt). Meistens ignoriert, ab und an böse angeblafft. Ich dachte: ist halt einer dieser halbstarken Krawallpluralos, der nie in VWL Vorlesungen geht und große Töne über Ökonomik spuckt. Er dachte wahrscheinlich über mich: arrogantes Mainstreamarschloch.
Doch dann haben wir irgendwann angefangen zu DMen (ich vermute, das wurde durch Vermittlung eines gemeinsamen Twitterbekannten möglich, weiß das aber nicht genau). Und zwar sinnvoll. Ohne den ganzen ira et studio Bullshit. Ohne posturing für die Crowd.
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