Neues zur Inflationsbelastung vom @IMKFlash Inflationsmonitor:
Paare mit mittlerem Einkommen derzeit am stärksten, Singles mit hohem Einkommen am wenigsten betroffen – steigende Gaspreise belasten zunehmend Ärmere. Staat sollte gegensteuern.
Details im 🧵 1/n
Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben sind die Preise im Januar 2022 um 5,0% bzw. um 4,2% gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 4,9% lag.
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Auch für Singles mit niedrigen, mittleren und höheren Einkommen lagen die Raten mit 4,4 bis 4,7 % im Januar etwas unterhalb der allgemeinen Preissteigerung.
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Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem oder mit mittlerem Einkommen verteuerte sich der haushaltsspezifische Warenkorb um jeweils 4,9%, bei Familien mit höherem Einkommen um 4,7%. Für Alleinerziehende mit einem Kind und mittlerem Einkommen betrug die Teuerungsrate 4,8%
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Energiepreise sind weiterhin wichtigste Inflationstreiber. Ihr starker Anstieg hat dazu geführt, dass Inflationsrate im Januar deutlich höher ausfiel als nach Wegfall des Sondereffekts durch die Wiederanhebung der MwSt erwartet worden war.
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Innerhalb der Kategorie verschieben sich aber die Gewichte: Da sich Haushaltsenergie zuletzt stark verteuerte, hat deren Einfluss auf Teuerung im Jan verglichen mit Dez´21 zugenommen, während sich bislang dominierende Rolle der anziehenden Kraftstoffpreise relativ abschwächte.
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Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen (wahrscheinlich!), dürften Haushalte mit niedrigeren Einkommen zunehmend stärker belastet sein. Denn Haushaltsenergie und Lebensmittel haben als Waren des Grundbedarfs bei ihren Ausgaben ein sehr hohes Gewicht...
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...während etwa Benzin bei Haushalten mit mittleren und höheren Einkommen eine vergleichsweise größere Rolle spielt. Bei Familien schlägt bspw. weiterhin der starke Preisanstieg bei Kraftstoffen durch.
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„Grob zusammengefasst lässt sich schlussfolgern, dass die Inflation Haushalte mit geringeren Einkommen zwar noch nicht überproportional trifft, aber infolge des höheren Anstiegs bei Haushaltsenergie relativ stärker als im Dezember 2021“, so Tober und @SDullien.
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Grundsätzlich haben Haushalte mit niedrigem Einkommen ein besonderes Problem mit starker Teuerung, weil sie vor allem unverzichtbare Alltagsgüter kaufen und kaum Spielräume besitzen, ihr Konsumniveau durch Rückgriff auf Erspartes aufrecht zu erhalten.
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Aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts sieht das @IMKFlash bzgl. der Gaspreise große Risiken und empfehlen und der Bundesregierung rasch wirtschaftspolitisch gegenzusteuern, um soziale Härten und eine Konjunktur-Beeinträchtigung abzuwenden.
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Eine vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage sei eine sinnvolle Maßnahme, reiche aber nicht aus. Zusätzlich wäre eine zeitweise Senkung der MwSt auf Energie eine Möglichkeit und eine zeitweilige preisliche Grundbedarfsdeckelung für Haushalte, die mit Gas heizen u/od kochen.
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Der Staat sollte beispielsweise für die ersten 8.000 kWh Gas, die Haushalte beziehen, den Preis auf dem aktuellen Niveau festschreiben und die Versorgungsunternehmen für eigene Mehrkosten entschädigen.
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Das würde ungefähr dem halben Jahresverbrauch einer Wohnung mit 100 m² entsprechen. Bei Haushalten mit vielen Personen könnte das Kontingent auch größer sein, so @SDullien und Tober.
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Die jüngsten Daten unserer @boeckler_de Erwerbspersonenbefragung aus Jan ´22 deuten darauf hin, dass die materielle Absicherung der Pandemie weitgehend gelingt (mit wichtiger Ausnahme!), jedoch die fehlende Absicherung der Sorgearbeit immer problematischer wird.
Details 👇🧵
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Zunächst zum Positiven:
Es gelingt in Deutschland weiterhin vergleichsweise gut, Erwerbsarbeit in der Coronakrise abzusichern. Die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung oder die eigene berufliche Zukunft stagnieren auf eher moderatem Niveau im Pandemievergleich.
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Auch die eigene finanzielle Belastung und die Belastung der Arbeitssituation ist aus Sicht vieler Befragter weiterhin moderat - auch wenn beides zuletzt wieder leicht anstieg.
Hm, wenn es um die Vermögen in Deutschland insgesamt nicht so schlecht steht und die Jungen auffällig wenig haben, wer hat denn dann die Vermögen?🤔👇
...und in der Tat scheint die Vermögensungleichheit zwischen jung und alt in Deutschland im EU-Vergleich besonders ausgeprägt zu sein: Vermögen der Jüngeren eher unterdurchschnittlich, Vermögen der 55-74-jährigen stark überdurchschnittlich.
Hinzu kommt ein weiteres Detail: die Vermögensungleichheit ist innerhalb der Altersgruppen sehr unterschiedlich. Bei den <35-Jährigen liegt der Gini-Koeffizient bei 0,85. Ü45 Jahren sinkt die Ungleichheit, der Gini-Index liegt bei rund 0,65.
6 Fragen zu Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen in der dt. Erwerbsbevölkerung, auf die unsere neue Studie Antworten bietet.
1⃣ Wie ist die Zustimmung in der (Erwerbs-)Bevölkerung zu Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen (kurz "VM")? Und geht sie im Zeitverlauf eher zurück?
➡️weite Verbreitung bis in die Mitte der Gesellschaft (18% teilen "hohes Ausmaß"). Es ist eher ein Anstieg zu beobachten trotz zu der Zeit (Juli) geringer Inzidenzen/wenig akuter Pandemiesituation; trotz nur noch geringem Demonstrationszulauf: ➡️VM immun gegen Gegenbeweise.
Es ist anzunehmen, dass Pandemie von einigen nur als Plattform, als Auslöser/Ventil verwendet wird für eigentliche dahinterstehende Politikdesintegration, -enttäuschung und -misstrauen. Nach Corona werden die VM bei Vielen nicht einfach verschwinden.
Earlier today, I published a new study that analyzed the prevalence and development of Covid-Skepticism and Conspiracy Myths in Germany. Data are from the @boeckler_de@WSIInstitut workforce-panel study, latest wave July´21: N= 5.047.
Here are the 4⃣ main findings in a thread 👇
1⃣ Covid Skepticism & Conspiracy Myths remain widespread in 🇩🇪 in Summer ´21 – regardless of lower incidences or fewer protests: 18% of German workforce with average agreement to all items. Agreement is rather rising than decreasing compared to earlier timepoints in the pandemic.
2⃣ The 6 items of Covid Skepticism and harsher Conspiracy Myths are very highly correlated: respondents sharing skepticism in most cases also agree to Conspiracy Myths - only a few differentiate between the items.
Heute ist meine neue Studie mit einem Update zur Verbreitung von Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen in der aktuellen @boeckler_de@WSIInstitut Erwerbspersonenbefragung mit Daten von Mitte Juli erschienen. Hier im längeren Thread zusammenfassende Details zur Studie 👇
Ich fokussiere im Folgenden auf 6 Aussagen; einige mit eindeutig konspirativen Elementen, andere zielen eher auf Corona-Skepsis u Zweifel ab. Interessant und wichtig: Befragte stimmen tendenziell allen Aussagen zu oder lehnen alle ab, sodass man Aussagen gut zusammenfassen kann.
Die Zustimmungswerte sind dabei beträchtlich (Stand: Juli '21): 20% können sich vorstellen, "dass hinter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will", 27% glauben nicht, "dass das Coronavirus so gefährlich ist, wie es häufig behauptet wird."
Neben dem Wahlverhalten auf detaillierter Gemeindeebene, gibt es auch Karten dazu, wo die Parteien am meisten Zuspruch bekommen: Die FDP besonders stark in BaWü. Zudem bemerkenswert, wie sehr sich Karten der Linken und der AfD gleichen, da sie v.a. im Osten stark sind.
Krass auch die Analyse, wo welche Koalition eine Mehrheit hätte: auffällig hier, dass die denkbaren Koalitionen im Großteil der ostdeutschen Regionen keine Mehrheit haben. Gleichzeitig hätte ein Linksbündnis im Süden der Republik kaum irgendwo eine Mehrheit.