Die jüngsten Daten unserer @boeckler_de Erwerbspersonenbefragung aus Jan ´22 deuten darauf hin, dass die materielle Absicherung der Pandemie weitgehend gelingt (mit wichtiger Ausnahme!), jedoch die fehlende Absicherung der Sorgearbeit immer problematischer wird.

Details 👇🧵
1/n
Zunächst zum Positiven:
Es gelingt in Deutschland weiterhin vergleichsweise gut, Erwerbsarbeit in der Coronakrise abzusichern. Die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung oder die eigene berufliche Zukunft stagnieren auf eher moderatem Niveau im Pandemievergleich.

2/n
Auch die eigene finanzielle Belastung und die Belastung der Arbeitssituation ist aus Sicht vieler Befragter weiterhin moderat - auch wenn beides zuletzt wieder leicht anstieg.

3/n
Eine wichtige Ausnahme stellen hier aber Menschen mit geringen Einkommen im Haushalt dar: ihre finanziellen Belastungswerte sind so hoch, wie noch zu keinem anderen Mess-Zeitpunkt in der Pandemie. 41% geben hier starke oder äußerste Belastungen an.

4/n
Weiter mit dem Negativen: Die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung ist auf dem niedrigsten Stand, der im Studienverlauf bisher von uns gemessen wurde. Anteil Zufriedener hat sich seit Pandemiebeginn mehr als halbiert auf jetzt nur noch 31% Zufriedene.

5/n
Der Rückgang fällt dabei in verschiedenen Einkommensschichten weitgehend synchron aus, allerdings ausgehend von unterschiedlichen Niveaus, so dass die Zufriedenheit unter Erwerbspersonen mit den niedrigsten Haushaltseinkommen am geringsten ist. Hier nur noch 24% zufrieden.

6/n
Eine Ursache dafür sicherlich auch die gestiegenen Sorgen um die gesellschaftl. Situation im Land. Hier besonders herausstechend, dass sich zuletzt deutlich mehr Menschen um den soz. Zusammenhalt sorgen. Auch die Sorge um die Entwicklung der soz. Ungleichheit steigt leicht.

7/n
Besonders fallen die Befunde zu Eltern und hier insbesondere zu Müttern ins Auge: "Eltern, vor allem Mütter, fühlen sich alleingelassen und zunehmend ausgelaugt. Das führt zu einem massiven Vertrauensverlust“, wie @BettiKohlrausch es zusammenfasst. Die Befunde im Einzelnen:

8/n
Mütter haben wieder deutlich häufiger ihre Arbeitszeit reduziert. Nur im sehr harten 1. Lockdown war der Wert hier höher. Die Entwicklung bei den Vätern ist hier anders.
Auch sind es die Mütter, die weiterhin deutlich häufiger den Hauptteil der Kinderbetreuung übernehmen.

9/n
Die angegebene Belastung der "Gesamtsituation" ist bei allen Erwerbspersonen zuletzt wieder angestiegen. Klar die höchsten Werte äußern hier aber weiterhin die Mütter.

10/n
Hinzu kommen erhebliche Sorgen. Wenn man sich anschaut, wo die zuletzt am stärksten angestiegenen Sorgen am meisten verbreitet sind, fällt wer auf? Mütter.
Sie machen sich die größten Sorgen um den sozialen Zusammenhalt und die Entwicklung der sozialen Ungleichheit.

11/n
Zudem sind unter Müttern besonders viele unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung (78% unzufrieden). Ein Grund sicherlich auch die Situation an Schulen und Kitas und die wieder deutlich gestiegene Ansteckungssorge, die v.a. von Müttern geteilt wird.

12/n
Eine ausführlichere Betrachtung der Situation von Müttern und ihres Zufriedenheits-/Vertrauensverlusts können wir hoffentlich schon nächste Woche vorstellen. Hier wird u.a. auch ersichtlich, dass Mütter aus sehr gegensätzlichen Pandemieperspektiven Unzufriedenheit äußern.

13/n
Zugespitzt:
Die, die das Vertrauen in die offizielle Pandemiedeutung verloren haben und in den zehrenden Einschränkungen die größere Bedrohung
als im Virus sehen vs. die, die sich (u ihre Kinder) nicht gut beschützt fühlen.
Beide eint Unzufriedenheit und extreme Belastung.

14/n
Schließlich liefern die Daten auch Erkenntnisse für die Impfkampagne, jedoch auch eher ernüchternde. Unter den weiterhin Ungeimpften (nur 7% in der Stichprobe) gibt es einen mittlerweile sehr verhärteten Widerstand: 90% sind hier klar gegen eine Impfung entschieden.

15/n
Zudem ist hier eine große Bereitschaft Proteste gegen Einschränkungen zu unterstützen, großer Zweifel an der offiziellen Pandemiedeutung, geringe Ansteckungssorgen und massive Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung.

16/n
Es zeigt sich, dass diese Gruppe der weiterhin Ungeimpften aber bereits zu Beginn der Pandemie mit sehr geringer Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung auffiel.

17/n
Anhand des Boosterverhaltens lässt sich zudem nachzeichnen, wie einige aussteigen. Viele von denen, die jetzt beim boostern ausgestiegen sind, hatten schon zu Pandemiebeginn geringes Politikvertrauen und geringe Zufriedenheit.

18/n
Bei einigen, die sich nicht boostern lassen, ist das Vertrauen und die Zufriedenheit aber gerade zuletzt zurückgegangen. Hier sind auch die Sorgen vor der Gefährlichkeit des Virus nicht mehr sehr verbreitet.

19/n
Die Datenbasis ist die mittlerweile 7. Welle der @boeckler_de @WSIInstitut Erwerbspersonenbefragung. Eine Panelbefragung, bei der dieselben Personen wiederholt befragt werden. Die jüngste Welle wurde zwischen dem 13.-24.1.22 erhoben. Die Stichprobe umfasst 6.419 Befragte.

20/n
Die vollständige Pressemitteilung zu der Studie findet sich hier: boeckler.de/de/pressemitte…

21/n

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Andreas Hövermann

Andreas Hövermann Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @AndreasHoev

Feb 15
Neues zur Inflationsbelastung vom @IMKFlash Inflationsmonitor:
Paare mit mittlerem Einkommen derzeit am stärksten, Singles mit hohem Einkommen am wenigsten betroffen – steigende Gaspreise belasten zunehmend Ärmere. Staat sollte gegensteuern.

Details im 🧵
1/n
Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben sind die Preise im Januar 2022 um 5,0% bzw. um 4,2% gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 4,9% lag.

2/n
Auch für Singles mit niedrigen, mittleren und höheren Einkommen lagen die Raten mit 4,4 bis 4,7 % im Januar etwas unterhalb der allgemeinen Preissteigerung.

3/n
Read 15 tweets
Jan 18
Hm, wenn es um die Vermögen in Deutschland insgesamt nicht so schlecht steht und die Jungen auffällig wenig haben, wer hat denn dann die Vermögen?🤔👇
...und in der Tat scheint die Vermögensungleichheit zwischen jung und alt in Deutschland im EU-Vergleich besonders ausgeprägt zu sein: Vermögen der Jüngeren eher unterdurchschnittlich, Vermögen der 55-74-jährigen stark überdurchschnittlich.
Hinzu kommt ein weiteres Detail: die Vermögensungleichheit ist innerhalb der Altersgruppen sehr unterschiedlich. Bei den <35-Jährigen liegt der Gini-Koeffizient bei 0,85. Ü45 Jahren sinkt die Ungleichheit, der Gini-Index liegt bei rund 0,65.

iwkoeln.de/studien/judith…
Read 6 tweets
Oct 8, 2021
6 Fragen zu Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen in der dt. Erwerbsbevölkerung, auf die unsere neue Studie Antworten bietet.

1⃣ Wie ist die Zustimmung in der (Erwerbs-)Bevölkerung zu Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen (kurz "VM")? Und geht sie im Zeitverlauf eher zurück?
➡️weite Verbreitung bis in die Mitte der Gesellschaft (18% teilen "hohes Ausmaß"). Es ist eher ein Anstieg zu beobachten trotz zu der Zeit (Juli) geringer Inzidenzen/wenig akuter Pandemiesituation; trotz nur noch geringem Demonstrationszulauf: ➡️VM immun gegen Gegenbeweise.
Es ist anzunehmen, dass Pandemie von einigen nur als Plattform, als Auslöser/Ventil verwendet wird für eigentliche dahinterstehende Politikdesintegration, -enttäuschung und -misstrauen. Nach Corona werden die VM bei Vielen nicht einfach verschwinden.
Read 11 tweets
Oct 7, 2021
Earlier today, I published a new study that analyzed the prevalence and development of Covid-Skepticism and Conspiracy Myths in Germany. Data are from the @boeckler_de @WSIInstitut workforce-panel study, latest wave July´21: N= 5.047.
Here are the 4⃣ main findings in a thread 👇
1⃣ Covid Skepticism & Conspiracy Myths remain widespread in 🇩🇪 in Summer ´21 – regardless of lower incidences or fewer protests: 18% of German workforce with average agreement to all items. Agreement is rather rising than decreasing compared to earlier timepoints in the pandemic.
2⃣ The 6 items of Covid Skepticism and harsher Conspiracy Myths are very highly correlated: respondents sharing skepticism in most cases also agree to Conspiracy Myths - only a few differentiate between the items.
Read 8 tweets
Oct 7, 2021
Heute ist meine neue Studie mit einem Update zur Verbreitung von Corona-Skepsis und Verschwörungsmythen in der aktuellen @boeckler_de @WSIInstitut Erwerbspersonenbefragung mit Daten von Mitte Juli erschienen. Hier im längeren Thread zusammenfassende Details zur Studie 👇
Ich fokussiere im Folgenden auf 6 Aussagen; einige mit eindeutig konspirativen Elementen, andere zielen eher auf Corona-Skepsis u Zweifel ab. Interessant und wichtig: Befragte stimmen tendenziell allen Aussagen zu oder lehnen alle ab, sodass man Aussagen gut zusammenfassen kann.
Die Zustimmungswerte sind dabei beträchtlich (Stand: Juli '21): 20% können sich vorstellen, "dass hinter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will", 27% glauben nicht, "dass das Coronavirus so gefährlich ist, wie es häufig behauptet wird."
Read 25 tweets
Oct 5, 2021
Analyse zum Wahlverhalten bei der #btw21 der @zeitonline bietet sehr spannende Einblicke in großer Detailtiefe. Tolle Arbeit, @c_endt @colorfuldata @julians @juliustroeger @venohr und Annick Ehmann.

Einige Beispiele...

zeit.de/politik/deutsc…
Neben dem Wahlverhalten auf detaillierter Gemeindeebene, gibt es auch Karten dazu, wo die Parteien am meisten Zuspruch bekommen: Die FDP besonders stark in BaWü. Zudem bemerkenswert, wie sehr sich Karten der Linken und der AfD gleichen, da sie v.a. im Osten stark sind.

#btw21 Image
Krass auch die Analyse, wo welche Koalition eine Mehrheit hätte: auffällig hier, dass die denkbaren Koalitionen im Großteil der ostdeutschen Regionen keine Mehrheit haben. Gleichzeitig hätte ein Linksbündnis im Süden der Republik kaum irgendwo eine Mehrheit.

#btw21 Image
Read 5 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Don't want to be a Premium member but still want to support us?

Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal

Or Donate anonymously using crypto!

Ethereum

0xfe58350B80634f60Fa6Dc149a72b4DFbc17D341E copy

Bitcoin

3ATGMxNzCUFzxpMCHL5sWSt4DVtS8UqXpi copy

Thank you for your support!

:(