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Mar 2 17 tweets 4 min read
Szenario Embargo: Aktion und Reaktion. Der Kreml weiß, nur wenn die Heimatfront bröckelt, wird Russland diesen Krieg verlieren. Für zu viele im System Putin steht zu viel auf dem Spiel. Ich glaube leider, die Russen müssen Kriegsrecht verhängen, um die Kontrolle zu behalten.
1/12
Sobald das geschehen sollte, wird die Kontrolle Putins über Wirtschaft und Medien absolut. Abweichler werden drakonisch bestraft. Ab dann würde nur noch echte, spürbare Not die Russen auf die Straße zwingen. Wie kann es dazu kommen?

2/12
Wir müssen uns klar darüber sein, dass die Ukrainer möglicherweise den Krieg nicht verlieren, weil sie kämpfen, komme was wolle. Gewinnen können sie ihm aber nur, wenn der russische Willen zu kämpfen bröckelt. Unter Kriegsrecht wird er zunächst nicht bröckeln.

3/12
Das bedeutet: Wenn wir eine blutige Patt-Situation und ein ewiges Afghanistan in der Ukraine betreiben verhindern wollen, müssen wir mehr machen als bisher. No-Fly-Zone geht nicht, wegen nuklearer Konsequenzen. Die einzig übrige Konsequenz: Öl- und Gasembargo.

4/12
Die russischen Gasexporte halten den Rubel über Wasser, da die Exporteure derzeit gezwungen werden, mit ihren Erlösen den Rubel zu stützen.

Sobald es ein Embargo gibt, fällt die russische Wirtschaft in eine Kriegswirtschaft. Und wir hätten mit allem Pulver geschossen.

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Was hieße das für uns?

1. Die Ukraine muss mit Energie versorgt werden und an das Europäische Stromnetz (geplant).
2. Die OPEC muss mehr liefern, ohne Preise zu erhöhen.
3. Wir müssten vermutlich trotzdem Strom rationieren.

6/12
Unsere Gas- und Energiewirtschaft müsste geplant werden, insbesondere energieintensive Produktion abgestimmt werden. Es könnte (könnte!) immer mal wieder geplante und ungeplante Blackouts geben. Kauft genug Kerzen :)

7/12
Russische Kriegswirtschaft heißt automatisch: Unzufriedenheit, Vetternwirtschaft, Schwarzmarkt. Alles, was Nawalny anprangert, träte noch deutlicher zu Tage. Ich habe keine Ahnung, wie das dann weiterginge.

8/12
Aber so lange der Ukraine-Krieg läuft, so lange muss diese Situation bestehen bleiben, da für alle Beteiligten in Russland und dem Westen viel zu viel auf dem Spiel steht. Das können Wochen sein, Monate oder sogar Jahre.

9/12
Je länger das anhält, desto stärker wird sich Putin in die Innenpolitik der EU einmischen. Rechte Netzwerke fördern, Spaltung säen, mit Leaks Wahlen beeinflussen, Erneuerbare Energien und heimische Gasförderung bekämpfen.

10/12
Die Netzwerke unter europ. Neonazis, die mit russischer Hilfe unter Querdenkern gebaut wurden, werden maximale Priorität.

Die Sowjetunion hatte einst die RAF unterstützt, ich sehe nicht, warum Putin hier anders verfahren sollte. Reputation hat er nicht mehr zu verlieren.

11/12
Das alles könnten Automatismen sein, die nur durch eine andere Lage im Kreml unterbrochen würden. Das heißt: Wir sollten uns vorbereiten. Mit Kerzen, und gegen Desinformation und Spaltung.

12/12
Addendum 1/2: Garry @Kasparov63 fordert, international sämtliche Technologie zu blockieren, die für die Förderung von Öl und Gas in Russland nötig ist.

Addendum 2/2: Geschwindigkeit ist der Schlüssel. Alles muss sehr, sehr rasch geschehen. Denn wenn die Ukraine ein Mal gefallen ist, haben wir einen neuen Status Quo, der erstmal zementiert ist.

Und noch etwas: Wir sollten Deserteure reich belohnen. Wir müssen alles in die Waagschale werfen, denn wenn das nicht gelingt, können die Konsequenzen weitaus kostspieliger sein, im Geld, Leben und Lebensqualität.

PS: Russland hat Börsen geschlossen und Ausländern den Verkauf ihrer Anteile an russischen Unternehmen untersagt. Beides ist temporär gedacht und soll nach einem Sieg und neuem Status Quo unter neuen Vorzeichen besser laufen.

Aber wenn der Krieg nicht endet: Wann wieder öffnen?
PPS: Die Uhr tickt für beide Seiten

1. Ukraine: Belagerte Städte leiden immer in der Geschichte des Kriegs unter Hunger, Durst und Kälte. Die Anfangsvorräte sind bald erschöpft.
2. Russland: Der Widerstand wird täglich mehr, Sanktionen zeigen Folgen.

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Mar 4
So sehr ich es mir auch anders wünsche: Es ist wahrscheinlich, dass dieser Konflikt noch sehr lange dauern wird. Wir müssen deshalb ehrlich damit beginnen, mit den Folgen zu planen.

1. Die Energiewende muss mit einem historischen, nationalen Kraftakt beschleunigt werden

1/x
2. Die Millionen Menschen aus der Ukraine werden vermutlich für eine längere Zeit Schutz, Zuhause und Arbeit bei uns, der EU, brauchen. Ihre Kinder brauchen Kitas und Schulen, die funktionieren.

2/x
3. Die Bundeswehr konnte mit knapp 60 Mrd € pro Jahr nicht viel Sinnvolles anstellen. Damit sie das mit 75 Mrd € pro Jahr kann, braucht sie dramatische Reformen.

3/x
Read 12 tweets
Mar 4
Ein Effekt der Sanktionen: Der Gaspreis steigt. Statt ca. € 250 Mio/Tag überweist die EU nun über € 600 Mio/Tag an Russland. Das hat Folgen:

1. Russland bekommt mehr Devisen und kann u.a. den Rubel stützen und in bspw Kasachstan eigentlich sanktionierte Technologie kaufen

1/5
2. Die Gasversorgung der EU wird teurer. Das heißt auch, dass alternative Versorgungsmöglichkeiten über Schiffe bspw aus den USA im Vergleich dazu nicht mehr prohibitiv teurer sind. Ein Embargo wird so greifbarer, weil ebenfalls teuer.

2/5
3. Ein Embargo braucht die Bereitschaft der OPEC, mehr zu liefern, ohne sich die Preise zu ruinieren/sie beliebig nach oben zu schrauben. Ein höherer Weltmarktpreis als Anker ist in der US-Innenpolitik leichter zu argumentieren als ein plötzlich erhöhter Notpreis der OPEC.

3/5
Read 5 tweets
Mar 3
Die Sanktionen alleine können und werden es nicht schaffen, den Ukraine-Krieg zu beenden. Sie machen zweierlei:

1. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Regime-Change im Kreml.
2. Sie reduzieren die Fähigkeit des Kremls, weitere Konflikte zu beginnen.

1/6
Der zweite Punkt ist entscheidend für die zukünftige Sicherheit Europas. Der Krieg in der Ukraine wird die Russen sehr viel Kriegsgerät kosten. Es zu ersetzen wird für die Russen enorm schwierig. Sowohl organisatorisch als auch finanziell.

2/6
Organisatorisch, weil in der gesamten Industrie Ersatzteile, Chips und Know-How knapp werden. Unter großer Not können die Russen womöglich die Korruption bändigen, aber das würde gleichzeitig das System destabilisieren, weil anti-Korruptions-Säuberungen anstünden.

3/6
Read 7 tweets
Mar 2
Wir befinden uns seit 7 Tagen in einer geopolitischen Singularität. Das heißt,

1. dass sich alles extrem schnell bewegt, alte Kräfte an Bedeutung verlieren sowie neue entstehen und
2. dass vollkommen unvorhersehbar ist, wie die Geopolitik danach aussieht.

1/8
Es handelt sich um eine 'ruckartige Anpassung', wobei viele der Kräfte, die schwächer werden, schon länger schwächer waren, und die Kräfte, die stärker werden, auch schon lange stärker wurden - das aber geopolitisch nicht eingepreist war.

2/8
Was definitiv neu ist: Die Kraft des Schwarms. Die war schon vorher existent, jetzt quillt sie hervor. Anonymous macht Hackbacks, Freiwillige allerorten analysieren Informationen, überweisen Hilfsgelder, organisieren Unterkünfte, beeinflussen Politik in ihren Ländern.

3/8
Read 13 tweets
Feb 28
Der beste Weg, den Putins Krieg zu verkürzen, ist, die russische Bevölkerung aufzuklären.

Alles, was Informationen nach Russland trägt, ist hilfreich. Ich sammel mal einige Dinge.

1/
Restaurant-Reviews bei russischen Restaurants hinterlassen. Der Thread hat Textbeispiele.
2/
Tinder und Grindr-Profile anlegen, in Russische Ortschaften legen und in der Bio über den Krieg schreiben. Google Translator hilft.

AI-generierte Profilbilder gibt's hier.
3/
generated.photos
Read 5 tweets
Jan 31
Es ist Zeit, in eine neue Normalität zu kommen. Dank Impfungen haben wir nun die Möglichkeit, in der Tat mit dem Virus zu leben. Dafür sind gesellschaftlich Viertimpfungen nötig. Wir sollten diese Gelegenheit ergreifen und mit aller Macht verfolgen. Ein Thread. 1/16
Omikron ist für Geboosterte zumindest keine Verschärfung der Lage - egal ob BA.1 oder BA2. 2/16
Beispielsweise: BA.2 scheint in geboosterten Haushalten keinen besonderen Vorteil zu genießen, wie Zahlen aus Dänemark zeigen. 3/16
Read 18 tweets

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