Wir befinden uns seit 7 Tagen in einer geopolitischen Singularität. Das heißt,
1. dass sich alles extrem schnell bewegt, alte Kräfte an Bedeutung verlieren sowie neue entstehen und 2. dass vollkommen unvorhersehbar ist, wie die Geopolitik danach aussieht.
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Es handelt sich um eine 'ruckartige Anpassung', wobei viele der Kräfte, die schwächer werden, schon länger schwächer waren, und die Kräfte, die stärker werden, auch schon lange stärker wurden - das aber geopolitisch nicht eingepreist war.
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Was definitiv neu ist: Die Kraft des Schwarms. Die war schon vorher existent, jetzt quillt sie hervor. Anonymous macht Hackbacks, Freiwillige allerorten analysieren Informationen, überweisen Hilfsgelder, organisieren Unterkünfte, beeinflussen Politik in ihren Ländern.
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Ebenfalls neu ist, dass die Großmacht EU das erste Mal handelt wie eine Großmacht. Wertebasiert, kompromisslos, nicht mehr rein ökonomisch orientiert, geschlossen. Vor der Singularität undenkbar. Wie die EU danach aussieht? Nicht vorhersehbar.
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In Russland hat die Singularität eine Rückkehr in stalinistische Zeiten ausgelöst. Ob Informationen, Waren, Dienstleistungen, Meinungen: Alles Westliche verschwindet rasant. Wie das nach der Singularität aussieht? Alles scheint möglich.
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Das erste Mal seit Beginn des kalten Kriegs verfolgen einige Nuklearmächte offen das Ziel des Regimechanges in einer anderen Nuklearmacht und setzen ungeheuer viele Mittel ein. Was die geopolitischen Konsequenzen dieses Wandels sein werden, dürfte wohl niemand überblicken.
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Die geopolitische Singularität wurde durch den Westen ausgelöst. Weil er Putins Angriff auf die internationale Ordnung nicht akzeptieren konnte, kann sich die Welt nun neu bestimmen und definieren. Was in den nächsten Wochen passiert, wird Jahrzehnte prägen.
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Ich habe ein gutes Gefühl für die Zeit nach der geopolitischen Singularität. In Russland und auch China allerdings dürfte sie Orientierungslosigkeit hervorrufen und viele Strategien über den Haufen werfen.
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Wichtig ist: Wir sind noch ganz am Anfang der geopolitischen Singularität. Die globalen uns russischen Reaktionen auf die 'Zeitenwende' des Westens stehen noch aus. Und auch die konkreten Folgen für unseren Alltag müssen sich erst noch einstellen.
P.S.: Dieser neue kalte Krieg könnte einige unangenehme Neubestimmungen nötig machen.
- Wie wird Cyber-Krieg geführt und was sind 'angemessene' Vergeltungen? Gibt es Genfer Cyber-Konventionen?
- Wie reagiert die Staatengemeinschaft auf "Mini" -Nukes?
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- Wie demokratisch müssen/dürfen Maßnahmen gegen Desinformation sein?
- Sollte die offensichtlich kriegswichtige Wirksamkeit von Facebook, Google, SpaceX ect. unter parlamentarische Kontrolle gestellt werden?
Sicher noch mehr. Was fällt euch ein?
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Weitere kommende und heikle Situation:
Sobald die ersten freiwilligen Kämpfer mit NATO-Staatsbürgerschaft in Russische Gefangenschaft geraten, wird eine neue Art Diplomatie gefordert sein.
Wir halten niemanden davon ab, insofern akzeptieren wir die Konsequenzen.
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P.S.: Auch im kalten Krieg gab viele Stellvertreter-Kriege. Die jeweilige Unterstützung der anderen Seite wurde oft notdürftig verschleiert, um plausible Deniability zu erhalten. In Zeiten Sozialer Medien ist das Management von plausible Deniability viel schwieriger.
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Die Sanktionen alleine können und werden es nicht schaffen, den Ukraine-Krieg zu beenden. Sie machen zweierlei:
1. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Regime-Change im Kreml. 2. Sie reduzieren die Fähigkeit des Kremls, weitere Konflikte zu beginnen.
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Der zweite Punkt ist entscheidend für die zukünftige Sicherheit Europas. Der Krieg in der Ukraine wird die Russen sehr viel Kriegsgerät kosten. Es zu ersetzen wird für die Russen enorm schwierig. Sowohl organisatorisch als auch finanziell.
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Organisatorisch, weil in der gesamten Industrie Ersatzteile, Chips und Know-How knapp werden. Unter großer Not können die Russen womöglich die Korruption bändigen, aber das würde gleichzeitig das System destabilisieren, weil anti-Korruptions-Säuberungen anstünden.
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Szenario Embargo: Aktion und Reaktion. Der Kreml weiß, nur wenn die Heimatfront bröckelt, wird Russland diesen Krieg verlieren. Für zu viele im System Putin steht zu viel auf dem Spiel. Ich glaube leider, die Russen müssen Kriegsrecht verhängen, um die Kontrolle zu behalten.
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Sobald das geschehen sollte, wird die Kontrolle Putins über Wirtschaft und Medien absolut. Abweichler werden drakonisch bestraft. Ab dann würde nur noch echte, spürbare Not die Russen auf die Straße zwingen. Wie kann es dazu kommen?
2/12
Wir müssen uns klar darüber sein, dass die Ukrainer möglicherweise den Krieg nicht verlieren, weil sie kämpfen, komme was wolle. Gewinnen können sie ihm aber nur, wenn der russische Willen zu kämpfen bröckelt. Unter Kriegsrecht wird er zunächst nicht bröckeln.
Es ist Zeit, in eine neue Normalität zu kommen. Dank Impfungen haben wir nun die Möglichkeit, in der Tat mit dem Virus zu leben. Dafür sind gesellschaftlich Viertimpfungen nötig. Wir sollten diese Gelegenheit ergreifen und mit aller Macht verfolgen. Ein Thread. 1/16
Omikron ist für Geboosterte zumindest keine Verschärfung der Lage - egal ob BA.1 oder BA2.
Der Corona-#Expertenrat hat angemahnt, dass die gegenwärtigen Maßnahmen konsequenter eingehalten werden müssen und weiter die kritische Infrastruktur #Kritis beobachtet werden soll. 2/15
Am weitreichendsten ist sicherlich die Rationierung der PCR-Tests. Sie ist nötig, weil unsere Kapazitäten im europäischen Vergleich kaum gewachsen sind. Weiterhin bleibt es nicht-medizinischen Laboren mit PCR-Fähigkeiten untersagt, PCR-Tests zu verarbeiten. 3/15
Die Würfel sind gefallen: Unsere Strategie steht: Boostern und kritische Infrastruktur beobachten.
Die nächsten 3 Wochen werden zeigen, ob unsere Strategie funktioniert. Es ist unklar, wie sie sich auswirkt. Großbritannien und Südafrika lassen hoffen, USA nicht.
Thread. 1/17
Coronabriefing – Entwicklung und Szenarien
A. Diese Woche relevant
In vielen Bundesländern startet die Schule wieder voll. Durch Testungen und Infektionen werden die Zahlen steigen. Dieses wird die letzte Woche mit Überblick, dann reichen die Testkapazitäten nicht mehr. 2/17
Die Impfkampagne verfolgt weiter große Ziele. Dabei funktionieren Booster gut, Erstimpfungen weniger gut.
78% der derzeitigen Impfungen sind Booster, 14% Zweitimpfungen und 8% Erstimpfungen, hauptsächlich Kinder.