Thread by @dittrich_lars

Viele wissen das noch nicht, aber ich kann ziemlich solide die Zukunft vorhersehen.
Heute meine Prognose zu #Laborfleisch
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Die Idee von Laborfleisch ist, dass man lebende Zellen (z.B. von einer Kuh) im Labor vermehrt und so quasi unbegrenzt Fleisch erzeugt, ohne jemals wieder ein Tier dafür schlachten zu müssen. Das soll dann leidfrei, klimafreundlicher und trotzdem echtes Fleisch sein.

Sowohl für Klimafreundlichkeit als auch für Leidfreiheit gilt es noch einige technische Hürden zu überwinden. Bei Intresse hier eine schöne Zusammenfassung von @thoraschubert zdf.de/nachrichten/pa…. Ich gehe aber davon aus, dass das gelingen wird. Und dann?

Als erstes wird es eine enorme Marketingblase geben (nennt man das so? ich kann nur in die Zukunft sehen, kein Wirtschaftssprech). Firmen haben mit enormen Investitionen committet, gehen jetzt all-in mit Kampagne. Burgerketten, Tiefkühlkost, alle bieten ihre Version an.

Dementsprechend gibts auch zu Beginn hohen Absatz, was die Blase noch verstärkt. Aber es wollte nur jeder mal probieren. So geil ist es dann doch nicht. Man geht zurück zu echtem Fleisch und isst dafür lieber öfter mal vegetarisch.

Firmen gehen pleite, es hält sich ein kleineres Segment für Billigfleisch. So Gesichtswurst, Dosenravioli und so. Mit "Laborfleisch" wird darauf aber nicht mehr geworben. CSU setzt durch, dass es nicht "Fleisch" genannt werden darf und gekennzeichnet werden muss.

Gängig wird der werbewirksam angebrachte Aufdruck "ohne Laborfleisch". Steht zuerst nur auf Fertiggerichten, kurz darauf auch auf Reis, Mehl, Speisesalz.

Dann entsteht - vom Mainstream zunächst unbemerkt - eine zweite Laborfleischwelle innerhalb der Biohacker-Szene. Einige innovative, einige eklige Umsetzungen kommen da raus. Wirtschaftliche Relevanz erreicht das "eat my meat" Phänomen:

Influenzer:innen vermehren ihr eigenes Fleisch und verkaufen es an ihre Followers. Erfolgreich darunter einige Männer, die z.B. besonders sportlich sind und den Anschein erwecken, so könnte man auch werden, wenn man nur von ihnen esse. Aber der Löwenanteil dieser Szene...

...wird von Frauen getragen, die das sexualisiert bewerben. So mit "eat my meat" Kochvideos in knapper Bekleidung auf Insta. Vibes wie bei Frau Matto, die auf die Art Einweckgläser mit ihren Fürzen verkauft hat derstandard.de/story/20001323…

Das Vermarkten von (leidfreiem) Menschenfleisch wird in Talkshows und Kolumnen als große ethische Kontroverse inszeniert. So richtig durch die Medien geht es natürlich erst, seit man das Thema mit spärlich bekleideten Frauen bebildern kann.

Bürger sind besorgt, Kirchen sprechen von nie dagewesener Abscheulichkeit, Philosoph:innen sehen kein Problem und werden mit so langweiligen Standpunkten in Talkshows schnell nicht mehr eingeladen.

Precht irgendwann auch nicht mehr, weil er nur noch davon redet, dass er selbst einfach am besten schmecke und immer wieder andere Talkgäste mit Precht-Bällchen bedrängt.

Als dann bekannte Mainstreamprominente auf den Zug aufspringen und Nestle eine Kollektion von "Celebrity Meat" rausbringt, glätten sich die Wogen. Seit es Heidi Klum- und Helene Fischer- Bolognese gibt, finden das auch die besorgten Bürger gar nicht mehr so unmoralisch.

Das Business nimmt ein jähes Ende, als es einen großen Prionenskandal gibt. Das ganze Hollywood-Meat Werk in Nebraska ist kontaminiert, Millionen Menschen weltweit sterben an der neuen Prionenerkrankung hCJD (wobei CJD für Creutzfeldt-Jakob-Disease steht und h für hollywood).

Zum Glück war das Zeug so überteuert, sonst hätte es noch mehr erwischt. Nestle hatte immer darauf bestanden, dass es wegen der Pasteurisierung und dem hohen Einsatz von Antibiotika bei der Herstellung keine Gesundheitsgefahren geben könne.

Prionenforscher:innen weisen darauf hin, dass sie seit dem ersten Aufkommen von "eat my meat" vor dieser Gefahr gewarnt und mehrere Modellstudien in der Fachliteratur publiziert hätten. Prionen sind hitzebeständig und von Mensch auf Mensch leicht übertragbar.

Nachrichtenreadaktionen haben aber "Gesundheit" für einen schlechtern Aufhänger als "Moral" gehalten. Musste ja zu den Bildern der leichtbekleideten Frauen passen. Und "Prionen" hätte man erstmal langwierig erklären müssen. Dafür war eh kein Platz, wegen der großen Bilder.

In den Talkshows hat man lieber für Streit zwischen Kirchenvertreter:innen und Meatfluenzer:innen gesorgt.
Einmal war auch ein Prionenforscher bei Lanz. Aber der brach seine Ausführung ab und verließ das Studio, nachdem Precht ihm ein Bällchen in den Mund geschoben hatte.

Politiker zeigen sich als erfahrene Krisenmanager und erinnern, dass mit dieser tragischen Entwicklung nun wirklich niemand hätte rechnen können. Außer ein paar Schlaubergern natürlich, die hinterher immer alles besser wissen.

Laborfleisch wird gemieden wie nie zuvor, Deutschland verbietet den Verkauf und die Herstellung (lässt aber enorme Importe zur Fütterung von Masttieren zu). Hin und wieder merken Wissenschaftler:innen noch öffentlich an, ...

...dass das Prionenproblem mit tierischem Laborfleisch nicht größer wäre als mit jedem anderen Fleisch und man es gezielt kontrollieren könnte. Aus Klima- und ethischer Sicht wäre Laborfleisch sehr viel besser als das normale Fleisch, zu dem jetzt alle wieder zurückgekehrt sind.

Aber dafür ernten sie nur Ärger und Unverständnis. "Die Wissenschaft" hätte ja auch damals schon behauptet, es gäbe "100%-ige Sicherheit durch Pasteurisieren und Antibiotika", und das hätte ja wohl auch nicht gestimmt.

Außerdem sei Laborfleisch unnötig, man könne bei Sorge um Ethik und Klima doch einfach Kuhhörner verbuddeln, das sei ungefährlicher und wirke besser.