1) Habe mich nicht darum beworben, bin nicht gefragt worden, er wurde mir reingewürgt: 24h, 7d, kein Urlaubsanspruch, unbefristet. Erfolgsaussichten? Vage. Stellenbeschreibung: nebulös. Soziale Anerkennung noch mieser als die Bezahlung.
2) Hab versucht, diesen Job so schnell wie möglich abzuwickeln, doch er klebt an mir fest wie das Pech an der Marie, wo vorher noch Gold glitzerte.
Nur ich kann ihn erledigen, nimmt mir keiner ab, aber eine Einarbeitung wäre hilfreich. Die einen raten: Abwarten und Tee trinken.
3) Ohne Fleiß kein Preis, belehren die nächsten. Andere meinen, ich soll mich einfach mal zusammenreißen.
Ich habe Grüntee getrunken, davon bekam ich Herzrasen, dagegen hilft Weißdorn. Johanniskraut ist gut gegen Tränenfluss, aber macht müde… Abwarten ist schwieriger.
4) Wenn es nach den Katzen ginge, sollte ich das Abwarten nur fürs Dosenöffnen unterbrechen. Ich bräuchte nicht mal meine Hände zu bewegen, sie würden ihrer Leiber schon darunterdrücken und beschmusen. Also abwarten, bis mittags im Bett, zum Lesen fehlt die Konzentration.
5) Ohne Fleiß kein Preis: Aufraffen zur Säuberung, Nahrungsauf- und -abgabe.
Hausarbeit. Ringen nach Luft, Brust schmerzt, Puls auf Ü 200, als ich erst die Hälfte meines Wohnzimmers gesaugt habe. Also flachlegen, Einatmen-Pause-Ausatmen, weinen, beruhigen, weiter…
6) Einkaufen, mit der Tram, nicht zu viel, kann ich nicht tragen, am Treppengeländer nach oben ziehen, Tür auf, Tasche weg und auf die Couch.
Ein kleiner Spaziergang? Wird zur Fernreise. Bin eine Schnecke, die alle furzlang kleben bleibt. Scheinbar genießerisch schaue ich…
7) in die Luft, um einen Schlendereindruck zu erwecken. Frau hat ihren Stolz. Eine Stunde Atemgymnastik, klar mache ich Pausen, aber ohne Fleiß… Abends Schüttelfrost, Schmerzen, Atemnot, Kraftlosigkeit: Crash, wirft mich 1 Woche zurück. Also wieder abwarten und Tee trinken.
8) Nun will ich mich endlich mal zusammenreißen, ich spinne doch. Blutwerte: in Ordnung. Alles Einbildung.
Dann crasht es wieder. Jetzt reicht‘s, Krankheitseinsicht und: Ohne Kampf keine Genesung! Melde mich im Krankenhaus für Naturheilweisen stationär an.
9) Kurantrag!
Facharzttermine! Hausarzt: ABWARTEN!!! - Hausarztwechsel.
Kardiologin: kein Sport! Pneumologin: Asthma/Sprays.
Neurologin: Polyneuropathie, kaum seitliche Fußreflexe
HNO: dicke Lymphdrüsen. Dermatologe: Verdacht auf Weißen Hautkrebs, Mist!
10) Zweiter Dermatologe: kein Hautkrebs, ein „Coronabobbel“, Salbe hilft, auch gegen Ausschlag an den Füßen.
Termin in Post-Covid-Sprechstunde steht.
10 Tage „Grashaus“, wie das Krankenhaus für Naturheilweisen gefrotzelt wird. Ich schlucke alles, sogar die Zuckerkullern.
11) Bekomme Infusionen, lerne optimal zu Atmen, mich zu entspannen, male in der Kunsttherapie angestaute Trauer raus, übe Nordic-Walking, bekomme TENS, steigere mich auf dem Hometrainer von 10 auf 30 min, lasse mich zitronig einwickeln, lege Heusäckchen auf meine Leber,
12) Rosmarien-/Lavendelfußbäder, knete Rapssamen, werde begossen, massiert, schwitze mich in der Hyperthermie in Recordzeit auf 38,9. Das beste: meine Kurschattin, Liebe auf dem ersten Blick!
Wieder zu Hause geht es mir eine Woche lang schlecht.
13) Kurschattin steht mir aus der Ferne bei und ich ihr. Wir geben uns Medikamente in individuell angepasster Dosierung: Humor, Trost, Motivation und Liebe.
Nun einen Zahn zulegen, ich gehe joggen!
Noch weiß ich nicht, dass es mir die nächsten 3 Tage schlecht gehen wird.
14) Was ist ein angemessener Preis für Lebensfreude?
Ich platze beinahe vor Stolz.
Als ich mein Video anschaue, realisiere ich, dass Gehen zZ mein Joggen ist. Stürze von 100 auf 0 und poste für alle, die auch diesen doofen Job machen müssen, gesund werden von #LongCovid
1) Wir schreiben den Anfang 1945. Es ist bitterkalt in der Lüneburger Heide. Es herrscht Krieg. In der Ferne hört man das Quietschen von Zugwaggons. Waggons des Grauens. Sie bringen abgemagerte, geschundene Frauenkörper ins Frauenlager des KZ...
2) Bergen-Belsen. Neben den Waggons an den verzogenen Gleisen ein Menschenstrom, der sich in Richtung KZ bewegt. Ihre Körper schwach vor Erschöpfung, und das was sie dort erwartet sind Hunger, keine Hygiene, Dreck und der Tod. Wer nicht verhungerte, erlag qualvoll...
3) der grassierenden Typhusepidemie. Am Ende erliegen diesem Schicksal über 50.000 Menschen. Die bewachende SS beschränkte sich seit jeher nur auf das Verhindern von Fluchtversuchen aus dem Lager. Medikamente oder Ambulanz – Fehlanzeige. 15. Februar 1945, ein junger Körper liegt