Deutschland hat unter den Industrieländern mit die größte private #Vorsorgelücke fürs Alter, da viele zu wenige eigene #Ersparnisse/Vermögen während ihres Arbeitslebens aufbauen (können).
Die #Ungleichheit der privaten #Vermögen ist deutlich höher als die offiziellen Statistiken zeigen, da Hochvermögende meist nicht erfasst werden. Wir haben das mit unseren DIW-SOEP Daten am @DIW_Berlin versucht zu korrigieren. #Ungleichheit
Der Anteil am Volkseinkommen hat sich für die ärmere Hälfte von 33 % in den 1960er Jahren auf heute 17 % fast halbiert.
Dies ist ein wichtiger Grund für die Zunahme der #Ungleichheit von #Vermögen.
1. Hohe #Vermögen sind per se weder ungerecht,noch ökonomisch schädlich. Die Frage ist, welchen Beitrag Vermögen leisten: viel ist in Form von Betriebsvermögen, häufig Familienunternehmen, die gute Jobs und Perspektiven schaffen.
2. Es ist zumindest aus ökonomischer Sicht problematisch, dass über die Hälfte der privaten Vermögen nicht durch die eigenen Hände Arbeit erwirtschaftet, sondern durch #Erbschaft und Schenkung erzielt werden.
3. Aus ökonomischer Sicht ist ein #Steuersystem, das Arbeit weniger und Vermögen stärker belastet sinnvoll. Das gegenwärtige Steuersystem in Deutschland schafft Verzerrungen und Fehlanreize.
4. Das Kernproblem ist, dass in Deutschland mit ca. einem Drittel ungewöhnlich viele Menschen praktisch kein Erspartes haben. Das macht sie stark abhängig vom Sozialstaat und begrenzt ihre eigene Autonomie und #Freiheit.
5. Deutschland hat einen starken #Sozialstaat, der eine private Absicherung etwas weniger dringlich macht,als anderswo.Aber Vorsicht: Ansprüche auf Sozialleistungen (zB gesetzliche Rente) sind keine Vermögen, sondern Versicherungsleistungen. Diese helfen zB in dieser Krise wenig.
6. Die meisten Bürger*innen sparen nicht oder wenig, nicht weil sie dies freiwillig tun/nicht wollen und sich auf den Sozialstaat verlassen, sondern weil sie nicht können/geringe #Einkommen haben.
7. Es sollte hohe politische Priorität haben, gezielt die Vermögensbildung derer mit geringen und mittleren Einkommen zu unterstützen. Bessere #Löhne und Arbeitseinkommen, stärkere Unterstützung für private #Vorsorge und ein besseres Steuersystem sind drei zentrale Elemente.
Viele der Analyse hier zu Sparen, Schulden, Zinsen und Inflation werden im Detail in meinem neuen Buch (März 2022) “Geld oder Leben — Wie unser irrationales Verhältnis zum #Geld die Gesellschaft spaltet” besprochen.
1. Unternehmerisches Risiko: Wieso soll Bürgerinnen und Bürger den größten Teil der unternehmerischen Verluste aus Gasimporten übernehmen, wenn die Mehrzahl der Importeure wegen anderer Energiebereiche erhebliche Gewinne macht (zB RWE und Shell verzichten daher auf die Umlage)?
2. Asymmetrie bei Gasumlage und #Übergewinnsteuer: Konsument*innen müssen für die übermäßigen Verluste der Energiekonzerne haften, übermäßige (leistungslose) Gewinne werden jedoch nicht zusätzlich besteuert, nach dem Prinzip: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Die Narrative zu Sparen, Vermögen und Inflation überschlagen und widersprechen sich. Ich will in untersch.🧵 hier versuchen mit Fakten und Zahlen, meist auf Grundlage meiner und unserer Arbeit am @DIW_Berlin, den Diskurs zu den Prioritäten von Entlastungen informieren zu helfen.
Der Hauptgrund für den Anstieg der #Ungleichheit sind die Arbeitszeiten und die systematischen Unterschiede zwischen gewünschtem und tatsächlichem Erwerbsumfang: …
15 % der seit 1993 gestiegenen Ungleichheit der Erwerbseinkommen wird durch die zunehmende Ungleichheit der Stundenlöhne erklärt, 40% durch die zunehmende Ungleichheit der Arbeitszeiten und 45 % sind im wachsenden Zusammenhang von Stundenlohn und Arbeitszeit begründet.
🧵Mythos #Inflationsausgleichsgesetz: Die Behauptung, Menschen mit geringen Einkommen „zahlten keine Steuern“ ist falsch — sie zahlen mehr ihres Einkommens an #Steuern als viele andere, wegen indirekter Steuern.
Geringverdiener sind in dieser Krise doppelt benachteiligt:
1. Sie erfahren eine 3-4 mal höhere #Inflation als Topverdiener.
2. Sie bekommen vom #Inflationsausgleichsgesetz wenig, obwohl sie durch die Inflation einen starken Anstieg ihrer Steuerzahlungen an den Staat erfahren.
Der Finanzminister hat Recht: der Staat darf nicht Krisengewinner sein und sollte alle durch die Inflation verursachten Steuereinnahmen zurĂĽckgeben. Das #Inflationsausgleichsgesetz tut dies aber nicht: es gibt diese Gewinne vor allem an die Topverdiener, nicht an Geringverdiener.
Die Bundesregierung sollte die am stärksten betroffenen Menschen entlasten und sich selbst nicht an der Inflation bereichern.Dieser Vorschlag gibt die Inflationsgewinne jedoch nicht alle zurück, sondern primär an Menschen mit hohen & mittleren Einkommen.
Denn 40 % der Steuereinnahmen sind indirekte Steuern, wie die Mehrwertsteuer, die vor allem Menschen mit geringen Einkommen belasten. Für diese Menschen sieht der Plan des Bundesfinanzministers jedoch keine ausreichende steuerliche Entlastung vor. #Inflationsausgleichsgesetz
Das #Inflationsausgleichsgesetz setzt die falschen Prioritäten, denn Menschen mit geringen Einkommen erfahren eine 3-4 mal höhere Belastung ihres Einkommens durch die Inflation. Es wird die #Ungleichheit und die soziale Polarisierung weiter verschärfen.
Natürlich könnte die Bundesregierung die kalte Progression ausgleichen. Dies sollte jedoch aus ökonomischer wie sozialer Perspektive die letzte aller Prioritäten sein. Das hat nichts mit #Klassenkampf zu tun, sondern mit ökonomischer Logik.
Der Ausgleich der kalten Progression ist extrem teuer: es würde den Staat, und damit alle Bürger*innen, ca 10 Milliarden € kosten, und zwar jedes Jahr, für immer.
Und: als Teil eines Pakets wĂĽrde es ultimativ wohl ein Aussetzen der #Schuldenbremse auch fĂĽr 2023 erfordern.
90 % der 10 Milliarden € des Ausgleichs der kalten Progression kämen den oberen 30 % zugute, die unteren 30 % erhalten so gut wie gar nichts.