Thema der 13. Sitzung des #NSU-Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag ist heute Franz Glasauer (Kirchberg). Der neonazistische Multiaktivist war, soweit bisher bekannt,die einzige Person aus der rechten Szene, der der NSU im Rahmen seiner Selbstenttarnung die DVD zusandte. 
Der Fallkomplex Glasauer wurde bisher kaum als Ermittlungsansatz genutzt. #Antifarecherche und Expert_innen haben jedoch seit Jahren Informationen zusammengetragen, die direkt zum NSU bzw. dessen Unterstützungsnetzwerk weisen. Es könnte ein interessanter Nachmittag werden.
Erster Zeuge ist ein früherer Erdinger Staatsschützer, der am 25.11.2011 die DVD des #NSU bei Glasauer abholte. Etwas zerknirscht räumt er ein, dessen Angaben damals unhinterfragt in seinen Vermerk aufgenommen und auch nicht weiter nach dem fehlenden Briefkuvert gesucht zu haben.
Der Staatsschützer berichtet, Glasauer habe ihm dann noch mitgeteilt, dass er Domain, Kundendaten und Namensrechte am neonazistischen "Patria Versand" an den #Verfassungsschutz verkaufen möchte. Er habe diesen Wunsch Glasauers in einem offiziellen Schreiben dem VS übermittelt.
Der Staatsschützer hat seine Korrespondenz sogar mitgebracht. Diese Information war bisher in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Brisant ist diese nicht zuletzt, weil der Versand schließlich tatsächlich an Roland Sokol, V-Mann des baden-württembergischen #VS, übergeben wurde.
Den größten Teil der Sitzung nimmt die Befragung von Franz Glasauer ein. Ernüchternd: es sind so gut wie keine Medien da und außer Toni Schuberl (B90/Grüne) hat keine_e Abgeordnete Fragen vorbereitet. Schuberl, der Ausschussvorsitzende, ist jedoch vorbereitet und on fire.
Sokol als Geschäftsnachfolger, so behauptet Glasauer, sei ihm wohl vom "Nation Europa"-Verlag vermittelt worden. Mit Peter Dehoust von NE war Glasauer in der DLVH aktiv. Tino Brandt arbeitete bei NE, das Projekt gehörte vielleicht sogar zum Adressat_innenkreis des #NSU-Briefs.
Damit geht's direkt um die Kontakte zum NSU-Netzwerk. Ab jetzt mauert der Zeuge und will sich an gar nichts mehr erinnern und schiebt einen angeblichen Impfschaden als Begründung für seine Erinnerungslücken vor. Glasauer wird frech und greift Schuberl als "Freund der Antifa" an.
Schuberl hält Glasauer vor, die Kutten des Ku-Klux-Klans im militanten Nürnberger Zine "Der Landser" inseriert zu haben. Doch der Zeuge will weder zum "Landser", noch zu dessen Herausgebern, noch zum KKK Kontakte unterhalten haben.
Glasauer will weder André Eminger noch dessen Bruder kennen. Schuberl hält ihm eine Anzeige des "Patria-Versands" in deren Zine "The aryan law & order" vor. Glasauer hatte 2010 die CD "Adolf Hitler lebt" mit dem "Dönerkiller"-Song vorrätig. Daran will er sich auch nicht erinnern.
Dass er den Chemnitzer Wotan-Versand übernommen hat, will Glasauer nicht mehr präsent sein. Er bestätigt jedoch Geschäftsbeziehungen zu Florian K. ("Troublemaker") in #Nürnberg, "PC Records" in #Chemnitz und dass er den führenden bayerischen Hammerskin Thomas P. beschäftigte.
Die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses NSU II findet am 21. November 2022 um 14.00 Uhr statt.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
