Da sitzt man also in Kiew und liest den Text von #Habermas, der mit für einen Großintellektuellen angemessen langen Sätzen daherkommt, sich qualitativ aber kaum vom "Manifest für den Frieden" unterscheidet.
Bezeichnend: Die #Ukraine als Subjekt kommt 1/ sueddeutsche.de/projekte/artik…
bei ihm kaum vor, stattdessen schließt er mit der Idee, man könne #Putin doch Abrüstungsabkommen anbieten, damit "ein für beide Seiten gesichtswahrender Kompromiss" gefunden werden könne. Dass der russische Diktator in erster Linie an der Ukraine selbst interessiert ist und
2/
diese nicht überfallen hat, weil er sich vom Westen bedroht fühlt, sondern weil dieser auf die Krim-Annexion und den Angriff im Donbas so weich reagiert hat, auf diesen Gedanken kommt er daher nicht. Damit setzt Habermas den Grundfehler vieler deutscher Intellektueller fort,
3/
für die Ostmittel- und Osteuropa eine Region ist, der keine Agency eigenen Rechts zugestanden wird. Sie ist nur Opfer, schlimmstenfalls Störenfried.
In diesem Text irritiert vor allem, dass Habermas dem Westen (denn die Ukraine spielt für ihn nur eine nachgeordnete Rollen) die
4/
wesentliche Verantwortung für die Fortdauer des Krieges auflädt: Indem der Westen seine Kriegsziele nie klar definiert habe (darf die Ukraine den Krieg nicht verlieren, oder soll sie ihn gewinnen), habe sie für Putin den Weg zu Verhandlungen verbaut - denn er habe fürchten
5/
müssen, dass es dem Westen um den "regime change" in Moskau gehe. Hallo? Seit Beginn der Großinvasion am 24.2. wird darüber diskutiert, ob die Ukraine auch nur die seitdem besetzten Gebiete befreien kann - und Habermas stellt in den Raum, Kiew könne quasi Moskau besetzen.
6/
Das ist Täter-Opfer-Umkehr in Reinform. Und weiß Habermas nicht, dass er damit ein Kernelement der putinschen Propaganda von der bedrohten "Mutter Russland" wiederholt, die vom Westen bedroht werde und gegen die man sich wie im WK2 wehren müssen?
7/
Vor allem aber spricht er von „schmerzhaften Kompromissen“, ohne auch nur mit einem Wort zu erklären, wie diese denn aussehen sollen.
8/8
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Die „russischen Sicherheitsinteressen“ sind bei der NATO-Osterweiterung beachtet worden: Entsprechend NATO-Russland-Grundakte wurden dort vor 2014 keine ausländischen Truppen stationiert, Ausnahme: die kleine Flugstaffel im Baltikum, weil die Republiken keine eigene Luftwaffe 1/
haben. Erst 2014 sind insgesamt 4000 NATO-Soldaten im Baltikum und Polen stationiert worden. Mit denen sich Russland jedoch schwerlich erobern ließen. Warum wohl ausgerechnet 2014 🤔? Könnte es mit Ereignissen zu tun haben, die auch Frankreich veranlassten, die Auslieferung
2/
zweier Hubschrauberträger an Russland zu canceln? Rheinmetall wollte zeitgleich ein *Gefechtsübungszentrum* an Russland liefern. Warum bloß ist auch dieses Geschäft geplatzt? Und was wollte Russland mit den Hubschrauberträgern?
3/
auf welcher Seite der Front jemand gestanden hat und wie seine/ihre jeweiligen Schlussfolgerungen aus den damaligen Erfahrungen dementsprechend einzuschätzen sind.
Höppner gehörte zu den *Invasoren*, die einen Völkermord verübten. Seine Schlussfolgerung aus den Verbrechen, an
denen er beteiligt war (schon allein durch den Teilnahme an Kampfhandlungen), lautet aber, dass sich die *Angegriffenen* nicht verteidigen sollen. Auf den WK2 übertragen hieße das z.B., die Rote Armee hätte kapitulieren müssen, anstatt das deutsche Terrorregime zu bekämpfen. Dann
Es ist bemerkenswert, dass die offensichtliche Parallele zwischen dem Zerfall Jugoslawiens und dem der #Sowjetunion weiterhin vielfach ignoriert wird: In beiden Fällen gab es eine Teilrepublik (#Serbien bzw. #Russland), das sich als Primus inter Pares verstand - oder im Klartext:
deren Führer meinten, ihr Land solle weiterhin die Macht über seine Nachbarn ausüben. So wie Milošević auf Blut-und-Boden-Ideologie setzte, um vermeintlich historisch begründete Gebietsansprüche durchzusetzen, argumentiert auch #Putin nun gegenüber der #Ukraine, es handele sich
bei diesem Land um zumindest großteils "ur-russisches" Territorium. Was Milošević das "heilige" Amselfeld war, ist Putin nun die "heilige" Krim - in beiden Fällen wird gleich auf das Mittelalter zurückgegriffen, um die nationale Expansion zu legitimieren.
Es lässt sich sogar
Der #HolocaustRemembranceDay wurde auf den Tag der Befreiung von #Auschwitz gelegt. Die Konzentration des Gedenkens auf das "industrielle Morden" in den Todeslagern hat allerdings die Vorstellung befördert, der Judenmord sei eine Angelegenheit gewesen, die von einer relativ 1/
kleinen Gruppe SS-Leute streng abgeschirmt durchgeführt worden sei. Doch sind v.a. im Baltikum, Belarus und der #Ukraine ca 2,5 Millionen Jüdinnen und Juden gewissermaßen in grausiger Handarbeit umgebracht worden - unter Beteiligung deutscher Polizisten, Wehrmachtssoldaten und
2/
Angehörigen der deutschen Besatzungsbehörden. Wenn Gettos "liquidiert" wurden, standen z.B. häufig Gebietskommissare dabei und kontrollierten die Quoten der zu Ermordenden.
Dieser "Holocaust durch Kugeln" war vielfach Gesprächsstoff, anfangs waren die Massaker ein blutiges
3/
„Der Große Vaterländische Krieg war das Trauma der Russen im 20. Jahrhundert. Dieses Trauma jetzt mit deutschen Panzern wieder wachzurufen, ist mit unkalkulierbaren Risiken verbunden.“
Engelbrecht, der hier den stalinistischen Begriff für den deutsch-sowjetischen Krieg
2/
übernimmt, übersieht geflissentlich, dass der deutsche Überfall erst recht für die Ukraine ein Trauma darstellt: Sie ist vollständig von der Wehrmacht besetzt worden, hier haben die Deutschen ihre schlimmsten Massaker verübt.
Putin vereinnahmt den Kampf gegen NS-Deutschland
3/
Fake News über #Russland|s #Angriffskrieg auf die #Ukraine, dass man gar nicht mehr hinterher kommt. Dem Einwand etwa, dass in dem russisch besetzten Gebieten ja Menschen leben, die nun unterdrückt werden, entgegnet sie mit der Behauptung, die Ukraine wolle von der Krim
800.000 „Russen“ deportieren. Sie verschweigt, dass die Ukraine nur solche russischen Staatsbürger deportieren will, die nach der Besetzung der Krim sich widerrechtlich dort als Besatzer niedergelassen haben. Stattdessen will Wagenknecht die Besatzer darüber abstimmen lassen,