Thomas Schmid, einst Chef, Hrsg. und bis heute Autor der @welt, lobt Antje #Vollmer und kritisiert mit ihr die "unglaubliche Nonchalance und vor allem in die debattenlose Geschwindigkeit", mit der sich die @Die_Gruenen vom #Pazifismus entfernt hätten. 1/ schmid.welt.de/2023/02/26/die…
Er unterstellt den Grünen, sich mit fremden Federn zu schmücken, hätten sie diese neue Position doch erst "kürzlich" bezogen, während sie vor 40 Jahren noch gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierten.
Die letzten 30 Jahre muss Schmid die Grünen folglich nicht mehr auf dem
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Schirm gehabt haben. Sonst könnte er sich etwa an die Debatten erinnern, über die vor fast auf den Tag genau vor 30 Jahren @derspiegel berichtete: Als damals Serbien das Nachbarland #Bosnien überfiel, um das Gleiche zu tun, was #Russland nun in der 3/ spiegel.de/politik/gefueh…
#Ukraine tut - nämlich einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg zu führen, der mit angeblich historisch belegten Gebietsansprüchen legitimiert wurde - stand Europa schon einmal an der Seite. Und schon damals riefen Grüne wie Eva Quistorp und @fuecks dazu auf, den Überfallenen
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mit Waffen zu helfen. Was Fücks damals (vor 30 Jahren, wohlgemerkt!) sagte, lässt sich direkt auf die Gegenwart übertragen: Er kritisierte, Bosnien werde von "links" wie "rechts" im Stich gelassen, über "bosnische Nationalisten" geschimpft, um sich taz.de/Archiv-Suche/!… 5/
"in einer komfortablen Idylle einzurichten". Auch Antje Vollmer erwähnt in dem von Thomas Schmid gelobten Text den Bosnienkrieg - und betreibt wie bei ihrem Blick auf den Ukrainekrieg auch in dieser Hinsicht Täter-Opfer-Umkehr: Die Krieg seien ausgelöst worden, weil man
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"dem nationalen Drängen der Slowenen und Kroaten" (und dann der Bosnier) nachgegeben hätte. "Der bosnische Bürgerkrieg (!!), Srebrenica, ... das vielfältige Aufbäumen von neuen nationalen Chauvinismen wären vermeidbar gewesen." Die Schuld sieht Vollmer 7/ berliner-zeitung.de/politik-gesell…
noch heute beim Westen, nicht bei Milosevic und seinem Traum von einem ethnisch reinen Großserbien, den er schon vor 1991 propagierte.
Und einen solche Text lobt Thomas Schmid als einen Beitrag dazu, "grundsätzlichen Fragen" nicht auszuweichen.
Auch eine Form der #Querfront.
8/8
P.S.: Der SPIEGEL-Artikel von 1993 ist übrigens ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie chauvinistisch Frauen dargestellt werden, die sich für Waffenhilfe einsetzen: Sie wurden als "kriegerische Frauen" und "Bellizistinnen" bezeichnet - so wie @EFDavies, @ClaudMajor u.a. heute...
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Vor etwas über einem Jahr hört ich in #Kiew ein Interview mit Klaus von #Dohnanyi über sein Buch: Die USA seien schuld daran, dass #Russland die #Ukraine bedrohe.
Kernpunkt seiner Aussage ist erneut der Mythos, die #NATO habe 1990 versprochen, sich nicht nach Osten auszuweiten. Alle russischen Politiker hätten seitdem „gewarnt, was die Erweiterung der NATO bedeuten würde". Diese Warnung ist ihm zufolge nun umgesetzt worden:
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"Der Angriffskrieg ist natürlich nie zu rechtfertigen, aber man muss versuchen, ihn zu verstehen" - durch die Erweiterung der NATO habe sich RU bedroht gefühlt. "Es ist eben eine andere Sache, ob man mit amerikanischen Marines an der Grenze Russlands patrouillieren kann."
3/20
Günter Verheugen gehört zu den Erstunterzeichnern des #Schwarzer-#Wagenknecht-Aufrufs zu "Verhandlungen" und wurde dazu im @DLF interviewt. Seine Aussagen sind schlagende Beispiele für Täter-Opfer-Umkehr und Botherism.
Gefragt, warum im Aufruf #Putin 1/ share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-…
keinerlei Forderungen gestellt werden, erklärt er, die eigene Regierung sei die logische Adressatin, denn als Deutsche hätten die Unterzeichner:innen ja "nur Einfluss auf die öffentliche Meinung in unserem Land". Dummerweise hat er diesen Grundsatz kurz darauf vergessen, als
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er sich darüber erregt, dass ukrainische Offizielle davon träumten, Panzer über den Roten Platz rollen zu lassen: „Ich finde schon, dass man der Ukraine sagen darf, die politischen Ziele, die sie in diesem Konflikt hat, deutlich definieren muss.“ Er werfe der Ukraine vor, den
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Vor einem Jahr verfolgte ich von #Kiew aus die deutschen Debatten, ob man der #Ukraine Waffen geben solle (oder dürfe…), um sich gegen die drohende Invasion #Russland|s zu verteidigen. An meinem letzten Wochenende vor der erzwungenen Abreise war ich bei der Demo, auf der sich 1/
die Teilnehmenden überzeugt zeigten, dem neuen Angriff widerstehen zu können. Zurück in Deutschland dann die gegenteilige Haltung: Viele Leute, die ich in den Tagen nach meiner Rückkehr vor zu den Demos am Brandenburger Tor einlud, reagierten nicht, eine ehemalige Kollegin 2/
erklärte mir explizit, die werde nicht komme - die Nachrichten seien doch so widersprüchlich. Wären die USA mit 160.000 Soldaten an einer Grenze aufmarschiert, wären sie alle auf der Zinne gewesen. Aber den guten Putin trauten auch vermeintliche „Russlandexperten“ das nicht zu 3/
Die Parole des deutschen #Pazifismus lautet "Nie wieder Krieg!" und bleibt die Antwort auf die Frage schuldig, was man tun soll, wenn andere sich nicht dran halten.
Dieser blinde Fleck ist historisch bedingt, denn unser Pazifismus entstand aus der Erfahrung, dass wir es waren, 1/
die andere Länder überfallen haben. Aus dieser Perspektive betrachtet ergibt die Parole Sinn - doch wie die letzten zwölf Monate überdeutlich gezeigt haben, stehen wir mit unser Erfahrung in Europa ziemlich alleine da. Aus Sicht der Briten und erst recht der Polen und Ukrainer
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stellt sich die Lage ganz anders dar: Nur der Angreifer kann entscheiden, er wolle "nie wieder Krieg", dem Angegriffene bleibt diese Wahlmöglichkeit verschlossen.
Dass dieser blinde Fleck dem deutschen Pazifismus der Nachkriegszeit fest eingeschrieben ist, zeigt der berühmte
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Eine Predigt des Hasses im Gewand des #Pazifismus von einem Protagonisten der alten Friedensbewegung: Eugen #Drewermann erklärt u.a. wörtlich, Hitler habe 1939 ja nur nur "zurückgeschlagen", indem er "Böses mit Bösen vergelten" wollte (ab 18:15). 1/
Er spricht viel über Opfer des Zweiten Weltkrieges, meint damit aber in erster Linie Deutsche. Während die Amerikaner und Briten als die eigentlich bösen dargestellt werden: Die Briten, die Hamburg bombardiert hätten, und die vor allem die "Amis", die im April 1945
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die (angeblich) militärisch sinnlosen Angriffe auf die deutschen Stellungen in Royan bei Bordeaux flogen - einzig, um ihre Napalmbomben am lebenden Objekt auszuprobieren.
Drewermanns sieht sich nicht als "antiamerikanisch" - es gebe da "wunderbare Autoren“ - aber die USA
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Thilo Bode versucht sich in der Quadratur des Kreises - und wiederholt dabei einen oft geäußerten logischen Fehler. Im Interview mit @tazgezwitscher sagt er zum Ziel von #Verhandlungen: Die #Ukraine brauche "Sicherheitsgarantien", diese müssten durch 1/ taz.de/Petition-von-W…
"einflussreiche Garantiemächte überwacht werden". Zugleich aber will er, dass auch #Russland Sicherheitsgarantien erhalte, konkret: die Zusicherung, dass die Ukraine nicht Mitglied der #NATO werde. Sobald aber die Ukraine Sicherheits*garantien* erhält, die diese Bezeichnung
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auch verdienen, und das auch noch von "einflussreichen" Mächten, ist die Ukraine de facto in der NATO. Andernfalls hätten wir nach Minsk II ein Budapester Memorandum II, und Russland hätte nach einer Atempause keinen Grund, nicht eine dritte Invasion zu beginnen.
Bode jedoch
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