Alarm von Großinvestoren, Bank Run, Bankenrettung? Die Silicon Valley Bank #SVB ist am Freitag zusammengebrochen. Wie konnte es dazu kommen? Und was heißt das für Finanzstabilität, auch in Europa? Ein 🧵👇 \1
Also: Was ist das für eine Bank? Das Geschäftsmodell der SVB war, wie der Name vermuten lässt, auf Tech-Start-ups ausgerichtet. Diese haben große Teile ihrer Finanzierung bei SVB angelegt. Dadurch hat die SVB einen hohen Anteil von Einlagen über 250.000$. (wird später wichtig) \2
Das zentrale Problem der SVB lag in ihrer Anlagestrategie. Durch die vielen (Tech-)Unternehmenskunden hatte sie ordentlich hohe Einlagen und steckte diese v.a. in niedrig verzinste Anleihen. Die waren in den Zeiten der insgesamt niedrigen Zinsen noch “gute” Anlagen. \3
In letzter Zeit wurde der Leitzins durch die FED saftig erhöht. Durch die steigenden Zinsen fielen die Anleihen im Wert, denn durch die Zinswende gab es besser verzinste Angebote am Markt. Gegen dieses Risiko hätte sich die SVB absichern (hedgen) können, hat sie aber nicht. \4
Besonders brisant: Präsident Trump hatte 2018 die Regulierung aus der #Finanzkrise zurückgefahren. Dadurch mussten regionale Banken wie die SVB sich keinen Stresstests mehr unterziehen.
Letzte Woche machte sich die SVB dann auf die Suche nach Kapitalgebern, um das Loch, das durch den sinkenden Wert der Anleihen gerissen wurde, zu stopfen. Die Reaktionen auf die geplante Stabilisierungsmaßnahme fielen aber nicht besonders rosig aus. \6
Risikokapitalgeber wie Peter Thiel schlugen bei ihren Unternehmen im Silicon Valley Alarm und machten auf Probleme der SVB aufmerksam. Kunden (v.a. Tech-Start-ups) verfielen in Panik um ihr angelegtes Geld und begannen, es abzuziehen. Die Folge war ein sogenannter Bank Run. \7
Nun sind in den USA Einlagen bis zu 250.000$ durch die bankfinanzierte Einlagensicherungen (FDIC) abgesichert. Aber wie gesagt, hatten viele der Unternehmenskunden mehr als das bei der Bank angelegt. \8
Was passiert also mit den Kundinnen, die mehr als 250.000$ bei der Bank liegen hatten? Hier hat die Aufsicht bereits am Sonntag reagiert und alle Einlagen großzügig abgesichert. Dabei berufen sie sich auf eine Ausnahme für systemische Risiken. \9
Dreist: Der SVB-CEO hatte vor zwei Wochen sein Aktienpaket für 3,6 Millionen Dollar verkauft. Außerdem seien am Freitag noch Boni ausgezahlt worden: handelsblatt.com/finanzen/banke… (€) \10
Was bedeutet das nun für Finanzstabilität und welche Schlüsse lassen sich für Regulierung in der EU ziehen? Klar ist schon mal, die Pleite von SVB und die Reaktion der FED zeigt, dass der Krisenmodus an den Finanzmärkten Normalität geworden ist. \11
Dass die USA die Einlagen der #SVB absichern kann, ohne in die Staatskasse zu greifen, liegt an der Einlagensicherung FDIC. Die ist durch Beiträge von Banken finanziert. Also: KEIN Bailout mit Staatsgeldern nötig. Geld verlieren Aktionäre und einige Anleihenbesitzer der SVB. \12
Die FED hatte offenbar Sorge, dass weitere Banken das Ziel von Bank Runs werden könnten und hat deshalb am Sonntag ein Sonderprogramm aufgelegt. Banken können nun Anleihen, die durch die Zinswende weniger wert sind, zum ursprünglichen Wert gegen Liquidität tauschen. \13
Dies hilft Banken, die ihre Zinsänderungsrisiken nicht abgesichert haben. Das Risiko dieses Geschäfts trägt allerdings das US-Finanzministerium und somit die Steuerzahlenden. Diese Maßnahmen sollen eine größere Panik an den Finanzmärkten verhindern. \14
Dass die FED die Anleihen zum alten Wert (Nennwert) nimmt, ist ein außerordentlicher Eingriff ins Finanzsystem und eine eigene Form von Rettungsmaßnahme. Das verdeutlicht wieder mal die Instabilität des Systems.
Zinsänderungsrisiken können auch für europäische Banken ein Problem werden, wenn diese nicht abgesichert sind. Das sagt auch der Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank. finanz-szene.de/banking/die-bu… \16
In Europa haben wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht: Es gibt immer noch keine europäische Organisation, die wie die FDIC Kriseneingriff und Einlagensicherung umfasst, auch weil Finanzminister Lindner hier blockiert. handelsblatt.com/finanzen/banke… \17
Hinzu kommt, dass die EU-Kommission mit Basel III erst kürzlich beschloss, internationale Eigenkapitalstandards zu unterschreiten. Europäische Banken müssen also weniger Kapital vorhalten als amerikanische! finanzwende.de/themen/finanzl… \18
Die neuen Rettungsmaßnahmen zeigen, wie instabil der Finanzmarkt ist. Zur Erinnerung weitere Beispiele: Die Repokrise Herbst 2019, Corona-Finanzkrise März 2020, Archegos Pleite 2021, UK Pensionsfonds 2022 - und jetzt die Silicon Valley Bank. \19
Das heißt: Finanzstabilität muss endlich priorisiert werden, damit nicht ständig Zentralbanken und Finanzminister einspringen müssen und diejenigen belohnen, die exzessive Risiken eingehen. \20
Und es heißt: Deutsche Banken sollten ihre anvisierten Dividendenausschüttungen mit Blick auf die Finanzstabilität überdenken. In so unsicheren Zeiten ist es nicht angemessen, wenn Manager Millionen zugesteckt bekommen, die als Kapitalpuffer bitter nötig sind! \21
Wer 3 Wohnungen erbt, zahlt #Erbschaftsteuer - wer 300 Wohnungen erbt, zahlt keine. Bisschen ungerecht, oder?? Wir schauen uns an, wie eine Landesregierung diese merkwürdige Regelung begründet. In der Hauptrolle: mal wieder die #Arbeitsplätze!👇🧵finanzwende.de/kampagnen/steu… \1
Es gibt nämlich Menschen, die bei ihren Regierungen nachfragen, wie es zu so merkwürdigen Regelungen wie der Sache mit den 300 Wohnungen kommt. Das bayerische Finanzministerium antwortet (löblicherweise) und begründet die Regel mit “sozialpolitischen Zwecken”. \2
Hinter den “sozialpolitischen Zwecken” verbirgt sich das alte Totschlagargument der Erbschaftsteuer-Diskussion: Bloß keine #Arbeitsplätze gefährden. Logik in etwa: 300 Wohnungen müssen irgendwie verwaltet werden, also hängen da Arbeitsplätze dran, also besser nicht besteuern. \3
“Aber die #Arbeitsplätze!!!” Ein Argument, das wir immer wieder hören: Wer Privilegien bei der #Erbschaftsteuer abschafft, belastet Unternehmen – und gefährdet Jobs. Klingt logisch, ist aber falsch. Sagt sogar das Finanzministerium. Ein Service-Thread 🧵👇
Aktuell gilt in #Deutschland im Schnitt: Je höher das Erbe, desto niedriger die #Steuern. Der Grund sind zahlreiche Ausnahmeregelungen und “Gestaltungsmöglichkeiten”. Das ist unfair – und sollte eigentlich genau andersherum sein, Stichwort progressive Steuer. \1
Trotzdem finden viele diese Ungerechtigkeit okay. Ein Argument: Ausnahmen bei der Erbschaftsteuer sollen verhindern, dass Unternehmen durch hohe Steuerzahlungen ins Schwimmen kommen und zum Beispiel #Arbeitsplätze abbauen. Doch das passiert gar nicht, sagen Experten. \2
Wer ein Haus oder eine Wohnung erbt, muss künftig deutlich mehr #Erbschaftsteuer zahlen - aber stimmt das wirklich? Oder geht es um was anderes? (Spoiler: Ja!) Ein Lesethread zum Wochenende - inklusive Nebelkerzen, Superreichen und Markus Söder. \1
Worum geht es? Um die Neubewertung von Immobilienerbschaften, die angeblich für deutlich höhere Steuerlast sorgt, auch bei “Omas Häuschen”. Grund dafür ist das neue Jahressteuergesetz, das die Bewertungsverfahren bei einem Immobilien-Erbe ändert. \2
Genauer geht es um die sogenannten Sachwert- und Ertragswertverfahren. Hier ändern sich Details, dadurch kann die Steuer tatsächlich steigen. Unter anderem geht es darum, dass eine längere Nutzung der Immobilie angenommen wird – 80 statt 70 Jahre. \3
Liebe #Ampel 🚦 vor einem Jahr wurdet Ihr gewählt. Ende November jährt sich Euer Koalitionsvertrag. Bis dahin könnt Ihr noch ein Versprechen umsetzen: Das Schließen von steuerlichen Schlupflöchern beim Immobilienerwerb von Konzernen - sogenannte #ShareDeals. Worum geht's? 🧵👇
Wenn jemand Anteile eines Unternehmens kauft, das Immobilien besitzt, entfällt die Grunderwerbsteuer. Das kann leicht zur Steuervermeidung ausgenutzt werden!
Außerdem fördert das #Geldwäsche, denn der Immobiliensektor ist anfällig für schmutziges Geld und voller Konzernhüllen. \2
Das Problem betrifft also neben Steuergestaltungen auch #Geldwäsche. Hier wurde nicht genug getan. Zuletzt wurde festgelegt, dass der Erwerb nur noch steuerfrei bleibt, wenn man unter 90 Prozent der Anteile kauft. Das reicht nicht. /3
Spätestens mit #Corona wurde klar, wie wichtig der #Pflege-Sektor ist. Aber auch, wie groß die Probleme sind. Ein Grund dafür ist die zunehmende Finanzialisierung des Sektors. Wie das zusammenhängt, hier im Thread. 🧵👇
Die Studie von @fw_recherche: finanzwende.de/ueber-uns/aktu… \1
Die Finanzialisierung bedeutet hier, dass Pflegeheime immer mehr als Spekulationsobjekte angesehen werden. Genauer: #PrivateEquity Firmen kaufen und verkaufen Pflegeheime, um Profit zu machen.
.@fw_recherche hat sich 3 #Pflegeheime in 🇫🇷 🇬🇧 und 🇩🇪angeschaut, um zu verstehen, was passiert, wenn Investoren Pflegeheime als Kapitalanlagen benutzen. \3
In der Bundespressekonferenz forderten @FabioDeMasi, @HHirte und @SchickGerhard den Ersten Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher, wegen #CumEx-Skandal zum Rücktritt auf. Hier eine Erklärung👇/1
Mitte November 2016 entschied das Finanzamt nach Absprache mit der Finanzbehörde in Hamburg eine Rückforderung von 47 Mio. Euro an die Warburg Bank verjähren zu lassen, obwohl das Finanzamt Anfang Oktober das noch anders sah. /2
Innerhalb von 6 Wochen kam es damit zu einer Kehrtwende. Mitinhaber der Warburg Bank Christian Olearius traf sich in der Zwischenzeit mit dem damaligen Bürgermeister Olaf Scholz, obwohl bereits strafrechtlich gegen Olearius ermittelt wurde. /3