"Koeppen sollte als Nachkriegsliteratur gelesen werden, in der auch Rassismus thematisiert wird. Geprüft, wie gut „Tauben im Gras“ dafür geeignet ist, wird nicht." Darüber sollte mehr gesprochen werden: Wie & was ist zu überprüfen? taz.de/Debatte-ueber-… via @tazgezwitscher
1. Frage: Pflichtlektüre vs. Wahllektüre. Ich bin mindestens für 1 zeitweiligen Stopp als Pflichtlektüre. Die derzeitige Debatte muss ernst genommen werden.
2. Es braucht 1 Auseinandersetzung über die Frage, mit welchen Zielen welche Texte im DU-Unterricht gelesen werden.
3. Aus 2 folgt auch: Der DU-Unterricht muss in diesem Szenario ernst genommen werden. Allgemeine pädagogische Zugänge zum Thema Rassismus sind z.B. noch keine Hilfe für DU-Lehrkräfte, wie man über rassistische Texte im Unterricht mit Schüler*innen spricht. Umgang mit Zitaten etc.
4. Ziel 1 Prüfung kann daher nicht einfach sein, Texte nach ja/nein-Eignung zu sortieren, sondern nach spezifischen Kontexten: wie viel Wissen wurde bereits erarbeitet über Rassismus, wie fügt sich der ausgewählte Text dazu etc. Dann kann man differenzieren:
5. Der DU-Unterricht eignet sich gut um zu vermitteln, dass sich die Vorstellung, wie Aufklärung über Rassismus im literarischen Diskurs funktioniert, verändert. Das muss allerdings gut vorbereitet werden durch 1 Spektrum von Texten.
6. Innerhalb dieses Spektrums von Texten gibt es dann auch Gelegenheit darüber zu sprechen, dass intendierte Aufklärung auch scheitern kann. Z.B. wenn rassistische Stereotypen reproduziert werden. Verständnis von Uneindeutigkeit & Ambivalenz schulen. #Rassismus #Rassismuskritik
Diese Punkte machen hoffentlich einsichtig, warum es nicht ausreichend ist zu sagen: Koeppen wollte aufklären über Rassismus, also ist das 1 gute Wahl. Umgekehrt aber auch, dass die Debatte um Texte eingebettet werden muss in das Nachdenken über Literatur im DU-Unterricht.
Die Debatte wird z.Zt. viel zu eng geführt auf ja/nein dieser Text oder jener. Dem DU-Unterricht wird dabei wahlweise die gesamte rassismuskritische Arbeit überantwortet, so getan, als liefe das *irgendwie* über die Auswahl von selbst, & zu wenig über LiteraturLernen gesprochen.
Zurück zum Ausgangstweet. Die Bebilderung des Artikels folgt dem Muster: Wird die Kolonialgeschichte nicht aufgearbeitet, führt das zur Reproduktion von Rassismus. Problembeschreibung im Fall Koeppen aber lautet: 'Funktioniert die Rassismuskritik oder scheitert sie & wenn ja wie?

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Jul 10, 2022
Christian Boltanski hat zwei Erinnerungsorte in der Völklinger Hütte geschaffen. Beide finde ich sehr gut. #Weltkulturerbe
Erinnerung an die Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte während des Zweiten Weltkrieges. Man geht durch 1 kurzen Gang in 1 engen Raum, hört verschiedene Stimmen & kann bald einzelne Namen identifizieren. Auf den Kästen stehen Nummern. #Weltkulturerbe #Boltanski
Die Spinde aus Holz oder Stahl erinnern an die Arbeitsbedingungen in der Völklinger Hütte. Auch hier: denkbar einfaches Konzept, aber es funktioniert sehr gut. #Weltkulturerbe #Boltanski
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Jul 7, 2022
Wissenschaftskommunikation in den Geisteswissenschaften - jetzt mit Fokus auf differentielle Didaktik im #wisskomm SE. Übersetzt: "Lernende sind verschieden", Heterogenität von Gruppen -> Binnendifferenzierung, individuelles Fordern & Fördern erfordert entsprechende Diagnostik.
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Apr 5, 2022
Morgen startet #RelevanteLiteraturwissenschaft ins neue Semester! Hashtag #RelevanteLV22. Im Angebot ist 1 Mischung aus neuen & bekannten Themen wie z.B. #Kanon (also das übliche Baukastenprinzip).
Wichtig: Es finden wieder Gastvorträge statt, & ihr seid herzlich eingeladen!
5 Gastvorträge + Diskussion erwarten euch! Jeweils ab 16.15 Uhr #RelevanteLW22

1) 18.5. Iulia-Karin Patrut: Diskurskritik und Theorieimpulse in der Literatur

2) 1.6. Lena Wetenkamp: Trauma und Postmemory. Literarische und literaturwissenschaftliche Zugänge zum Gedächtnis
3) 15.6. Thomas Ernst: Studien der Subversion. Warum man 'politische Literatur' breiter verstehen sollte

4) 22.6. Sandra Beck: Von Terrorismus, Gewalt und vom Schmerz. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

#RelevanteLW22
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Apr 3, 2022
Universitäten wollen (möglichst viel) Lehre in Präsenz im Sommersemester, & das kann gut gelingen mit Maskenpflicht, Abstand & 3G-Regeln. Was ist nun von Beiträgen zu halten, die sagen: 'Aber das IfSG gibt das nicht her?' & 'Präsenz wird in jedem Fall angeordnet'? #Thread
Erste Antwort zum IfSg: Das mag sein. Das darf Universitäten nicht abschrecken zu tun, was sie für sinnvoll & nötig halten, & es darf nicht als Ausrede genutzt werden. Es gehört zur institutionellen Verantwortung, angemessene Studienbedingungen in der Pandemie zu ermöglichen.
Maskenpflicht, Abstand & 3G über das Hausrecht zu regeln ist 1 wichtiges Signal an alle Mitarbeiter:innen & Studierende, dass Präsenz im erwünschten Umfang nur unter diesen Bedingungen gefordert & verantwortlich geleistet werden kann. Motto: Präsenz, aber sicher! Denn,
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Oct 31, 2021
"Haben wir verlernt zu lieben?" fragt Florian Illies, & stellt das gegen "Hetze" & die "Polarisierung der Gesellschaft". Liebe als 1 Gefühl, das sich auf die gesamte Gesellschaft richtet? Respekt, Verantwortung, Konflikt- & Kompromissfähigkeit... aber doch nicht LIEBE. Cringe.
Fantastisch finde ich ja auch, wie in 1 Artikel, in dem Debattenunfähigkeit kritisiert wird, einfach mal der Begriff "Gendersprache" verwendet wird, als ob der neutral wäre. Wie wenig kann man sich für seine eigenen Problembeschreibungen interessieren?
"Es geht nie ums Argument oder den Austausch, sondern immer nur ums Rechthaben, auf 280 Zeichen."
Twitter ist böse, klar. Dass es dort ALLES gibt, problematische Dynamiken & Argument, Austausch, Kritik, ja, das könnte man wahrnehmen, interessierte man sich für die Gegenwart.
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Jun 15, 2021
Im @dlfkultur ist 1 Collage erschienen, die O-Töne aus 1 Interview (ne Weil her) zu #Wissenschaftsfreiheit verarbeitet. Dabei habe ich u.a. über die AfD gesprochen & dass man unfreiwillig als Geschlechterforscherin in den politischen Raum gezerrt wird. So sieht das dann aus:
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Falls sich das jemand fragt: Es war 1 Interview zu #Wissenschaftsfreiheit, & es war klar, dass es nicht als Einzelinterview gesendet werden würde. Es war aber nie die Rede von AfD-Politikern, & schon gar nicht von dieser Art von Verwendung für 1 Collage.
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