Update #Kazachstan
Die Wucht der Ereignisse lässt nach.
Nun kann man sich "tieferen" Fragen widmen, wie etwa der zuletzt oft gestellten Frage:
"Wurden die Proteste von außen initiiert/angefacht/koordiniert?"
Im Thread ein Klärungsversuch mit einigen "Pros" und "Contras"👇
(1/24)
Zuerst die "Pros".
Dass insbesondere Exil-Kasachen aus dem Ausland die Proteste medial anfachten, ist unumstritten.
Die Exilanten erklärten das nämlich selbst ganz offen und mit viel medialem Aufsehen...vermutlich, um bei der EU aufzufallen.
#Kasachstan #Kazachstan
(2/24)
Das Vorzeigebeispiel ist da der kasachische Exil-Oligarch und Ex-Bankier Abljazov.
Während der Proteste gab er Interviews aus Paris ab, rief die Protestler in #Kasachstan zum Regimesturz auf und bezeichnete sich selbst großspurig als den "Anführer der Proteste"
#Kazachstan
(3/24)
Zuletzt legte er noch einen drauf und erklärte, er habe den US-Präsidenten sowie Staatschefs der EU angeschrieben und Sanktionen gegen #Kasachstan gefordert.
Abljazov will offensichtlich in einer Reihe mit Tichanovskaja und Co wahrgenommen werden.
#KazakhstanProtests
(4/24)
Die EU reagierte darauf aber extrem verhalten.
Kein Wunder.
Abljazov ist einst aus #Kasachstan geflohen, weil er dort wegen Korruption, Großbetrug, Steuerdelikten etc. angeklagt wurde.
Ein Exil-Oligarch als die neue "EU-Hoffnung"?.. das war wohl selbst für Brüssel zu viel.
(5/24)
Im Sinne der oben gestellten Fragestellung, ist es aber natürlich eine klare Antwort.
Ja, die Proteste wurden auch aus dem Ausland angefacht...allerdings eher von Exilanten.
Das ist keine Interpretation, sondern eine Tatsache, die von den Exilanten eben selbst betont wurde
(6/24)
Zugleich lässt sich dies nicht automatisch etwa mit dem Umbruch in der #Ukraine vergleichen. Dort gab es wirklich eine offene politisch-diplomatische Intervention des Westens.
EU-Vertreter feuerten die Proteste an, schlossen mit Janukowitsch einen Deal und brachen ihn zugleich
7/
Janukowitsch selbst erklärte später, Steinmeier habe ihm mit dem Deal eine "Falle" gestellt.
Anderes banales Beispiel:
In Kiew hatte Nuland damals Kekse verteilt. US-Geheimdienste waren (und sind) in Kiew auf das Äußerste aktiv.
Das alles sieht man in #Kasachstan NICHT.
(8/24)
Zumindest nicht offen.
Dass sich insbesondere die USA Zentralasien längst als ein Ziel ausgesucht haben, um Russland zu schwächen, ist unumstritten.
Woher man das weiß?
Na ganz einfach. US-Thinktanks veröffentlichten die Pläne schwarz auf weiß🤷♂️👇
(9/24)
rand.org/pubs/research_…
So ist in einer Analyse der berüchtigten RAND-Corporation mit dem unmissverständlichen Titel "Overextending and Unbalancing Russia" (Russland überdehnen und destabilisieren/aus dem Gleichgewicht bringen) Zentralasien klar als eine der "Stoßrichtungen" aufgeführt
#Kasachstan
(10/
Die Analyse erschien in einer Kurz- und in einer Langfassung.
In beiden ist Zentralasien (wo #Kasachstan natürlich das wichtigste Land ist) aufgeführt.
Generell liest sich die Analyse wie eine penibel genaue Beschreibung der US-"Offensivrichtungen" der letzten Jahre.
(11/24)
Da ist wirklich alles aufgeführt, was in den letzten Jahren auch real eingetreten war.
Waffen an die #Ukraine ? Ja.
Rebellen in #Syrien ? Ja.
#Belarus ? Ja.
Süd-Kaukasus? Ja. (Karabachkonfikt)
Zentralasien? Seit einer Woche nun auch mit einem "Ja" zu beantworten.
usw.
(12/24)
Interessant ist in diesem Sinne auch, dass die US-Analysten sich durchaus bewusst waren, dass Zentralasien für sie eine schwierige Region sein wird.
Es werde "sehr schwierig und könnte teuer werden".
In der Tat. Jetzt sehen wir, dass es ja auch nicht gelungen ist.
(13/24)
Auch solche schöne Grafiken zu Erfolgsaussichten werden von den Analysten präsentiert.
Man sieht, für Zentralasien waren die Aussichten doch von Anfang an eher schlecht.
Geringe Erfolgswahrscheinlichkeit, geringe Profite aber "moderate" Kosten und Risiken.
#Kasachstan
(14/24)
Die öffentlich zugänglichen Analysen der RAND sind ziemlich unmissverständlich, wenn auch recht allgemein formuliert in ihrer Schreibweise.
Man kann aber getrost davon ausgehen, dass die nicht-öffentlichen Fassungen für die US-Ministerien da dann deutlich detailreicher sind
15/24
Apropos.
Nicht nur die "geopolitischen Maßnahmen" lesen sich wie eine eins-zu-eins Beschreibung/Vorhersage.
Die wirtschaftlichen ebenfalls:
- Behinderung der Ölexporte? Ja.
- Behinderung von Pipeline-Erweiterungen? Ja (Nord Stream 2).
- Sanktionen? Ja.
usw.
(16/24)
So.
Jetzt kommen wir zu den "Contras".
Trotz der offenen Unterstützung aus dem Ausland sowie den bekannten US-Plänen und -Analysen für die Region gibt es auch einige Aspekte, die die "Pros" wenn nicht komplett widerlegen, so doch zumindest stark relativieren.
#Kazakhstan
(17/24)
So ist es eine Sache, wenn Exil-Oligarchen aus Paris große Töne spucken und zu einer Revolution aufrufen oder US-Thinktanks Pläne anstellen.
Das Andere ist aber, dass Menschen vor Ort auch wirklich bereit sind, diesen Aufrufen zu folgen und ihren Kopf hinzuhalten.
(18/24)
Damit Menschen das machen, braucht es ausreichend Konfliktpotential innerhalb einer Gesellschaft und leider ist dieses Potential in #Kasachstan vorhanden.
Es ist ein riesiges Land mit einer teils extrem heterogenen und gespalteten Gesellschaft.
#KazakhstanProtests
(19/24)
Die kasachische Gesellschaft besitzt mit ihren zahlreichen pro-russischen, anti-russischen, radikal-muslimischen, säkularen, separatistischen Gruppen zahlreiche Konfliktlinien.
Zwischen dem eher pro-russ.Nodern und dem anti-russ.Süden liegt eine regelrechte Bruchstelle.
(20/24)
Unter diesen Bedingungen war es ein leichtes, dass die wirtschaftlichen Turbulenzen (explodierende Gaspreise) dazu geführt haben, dass all die Konfliktlinien aufgebrochen sind und die anfangs friedlichen Proteste von Radikalen unterwandert und ausgenutzt wurden.
#Kasachstan
(21/
Hinzu kamen natürlich die erbitterten inneren Machtkämpfe zwischen dem Nasarbajev-Clan (Ex-Präsident) und Toqajev (aktueller Präsident).
Der Nasarbajev-Clan nutzte die Proteste anscheinend bewusst für seine Interessen.
Mehr zur "Revolution von oben" hier👇
Fazit.
Ja, die Proteste in #Kasachstan wurden aus dem Ausland angefacht, insb. von Exil-Kasachen und teils dubiosen Exil-Oligarchen.
Hinweise auf eine direkte Intervention des Westens bei den Krawallen gibt es aber NICHT, obwohl die Region absolut im Visier der USA ist.
(23/24)
Fazit 2.
Viel eher ist #Kasachstan aufgrund der Machtkämpfe innerhalb der Elite, der dadurch wuchernden Korruption sowie aufgrund zahlreicher gesellschaftlicher Konfliktlinien und den sich nun zuspitzenden Wirtschaftsproblemen fast schon prädestiniert für Protestausbrüche
(24/24)
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