Thread by @Gregor_Wakounig

In Kärnten/Koroška melden immer mehr nicht-slowenischsprachige Eltern ihre Kinder zum Slowenischunterricht an.
"Super, mehr Sprachenvielfalt" könnte man da meinen, jedoch ist die Anzahl der Anmeldungen oft auch ein Grund für weitere Verdrängung des Slowenischen. Ein Thread.

In den ist die Anzahl der Kinder, welche in Kärnten/Koroška eine zweisprachige Volksschule oder gar das slowenische Gymanisum in Klagenfurt/Celovec besuchen, ziemlich angestiegen. Gründe dafür sind einerseits so etwas wie eine politische Normalisierung in Kärnten,

wo die slowenische Sprache und SlowenInnen nicht mehr als das Feindbild #1 herhalten müssen. Die rechtsextreme und deutschnationale Mission der Germanisierung Kärntens ist schließlich fast geglückt.

Andererseits kehren viele KärntnerInnen, welche beispielsweise in Wien/Graz studiert haben, in die alte Heimat zurück. Diese sind meistens gut gebildet und wissen um die Geschichte des antislowenischen Rassismus in Koroška/Kärnten.

Viele haben Eltern oder Großeltern welche slowenisch sprechen, die Sprache aber nicht weitergaben. Dem Kind will man diesen "Sprachraub" nicht zumuten. Was macht man also? Man steckt das Kind in den slowenischen Kindergarten/Volksschule/Gymnasium.

Der Joke dabei: Mittlerweile stellt die große Anzahl einsprachiger Kinder slowenische Bildungseinrichtungen vor Probleme. Anstatt Kindern, welche die Sprache schon beherrschen adäquaten Muttersprachlichen Unterricht zu bieten, muss die ganze Klasse von Null anfangen.

Die Qualität des Slowenischunterrichts in Koroška ist an sich schon nicht die beste, mittlerweile wird sie durch obige Probleme noch weiter gesenkt.

Auch die Umgangssprache unter den SchülerInnen verschiebt sich noch weiter in Richtung Deutsch. Schließlich können einige Kinder kein Slowenisch, was liegt also am nähesten um sich verständigen zu können: Deutsch.

Viele dieser jungen und gebildete Eltern beziehen den Spracherwerb auf eine der Sprachen die sie erlernt haben. Neben Englisch ist sind das oft besonders innerhalb linksintellektueller Zirkel beliebte Sprachen: Spanisch, Französisch, Italienisch.

Übersehen wird dabei, wie dieser Spracherwerb stattgefunden hat: ENG/FRA/SPA und so weiter sind in der österr. Öffentlichkeit stark präsente und prestigeträchtige Sprachen. Sie gelten als "nützlich" und sind in den Mainstream-Medien zu lesen und zu hören.

Slowenische Musik, Filme oder Literatur hingegen? Ich kann mich nicht erinnern jemals etwas davon in der Originalsprache gesehen/hört zu haben. Manu Chao, Adriano Celentano und US-KünstlerInnen aber die ganze Zeit.

Die Eltern sind mit diesen "nützlichen" Sprachen aufgewachsen, haben sie unbewusst schon seit dem Kindesalter konsumiert und haben mit ihnen gearbeitet. Spanisch und Französisch eignete man sich halt im Auslandssemester oder bei der Abenteuerreise an.

FreundInnen aus diesen Ländern hat man auch. Slowenisch aber? Slowenisch ist dann oft diese misteriöse Sprache der Großeltern, die man halt leider selber nicht kann, aber die Kids werden's ja lernen.
Jedoch wie?

Zuhause findet man selten bis nie slowenische Bücher. Man findet selten bis nie slowenische Musik und slowenische Filme.
Und vor allem: Die Eltern selber können oft überhaupt kein Slowenisch und lernen es auch selber nicht. Für das Kind bleibt Slowenisch somit eine Fremdsprache.

Was man machen kann? Zuerst einmal sollte man Slowenisch nicht als vor dem Aussterben bedrohte Sprache ansehen, welche das Kind retten soll. Es ist eine lebendige, im Alltag gesprochene Sprache. In Slowenien sowieso, aber auch in Koroška.

Will man wirklich, dass das Kind die Sprache lernt, müssen auch Anreize dafür geschaffen werden. Wo hilft mir die Sprache? Was kann ich damit machen?
Ich sag's euch, eine slowenische Kinderserie oder HipHop-Texte verstehen zu können sind weit bessere Anreize

als Sprach-Widerbelebungswünsche antifaschistischer Eltern.
Ebenfalls wichtig: Lernt slowenische Lebensrealitäten kennen und lässt das Kind daran teilnehmen. Seid aktiv im örtlichen slowenischen Kulturverein. Fahrt so oft es geht nach Slowenien mit den Kids.

Und vor allem: Lernt und benutzt die Sprache selber.
Passiert das nicht, kommt es zur Abwertung des Slowenischen zu einer Zweitsprache, welche von oben befohlen wird. Eine Stress-Sprache, welche eher als antifaschistischer Versuch der Rettung der Familienehre angesehen wird

("Unser Kind wird aber slowenisch lernen! Nicht so wie unsere Eltern, die uns das nicht beigebracht haben!!") als etwas Leiwandes und Lebendiges.
Sourct den Spracherwerb nicht auf slowenische Schulen aus.

Ja, es ist toll, dass endlich mehr und mehr Leute in Koroška wieder slowenisch reden. Aber diese Schulen sind nicht dafür gedacht monolinguale Kindern das Slowenische beizubringen.

Kurz: Falls ihr wollt, dass euer Kind wirklich slowenisch Spricht in Kärnten, ist das kein Spaziergang wie Englisch. Es wird hart und zach. So wie es für kärntner SlowenInnen war, die Sprache überhaupt am Leben zu erhalten.

Falls ihr euch das nicht zutraut, dann lasst es. Stresst das Kind nicht und stresst euch selber nicht.
Stresst lieber eure Eltern und Großeltern, die noch Slowenisch können. Überzeugt sie, mit dem Kind ausschließlich Slowenisch zu reden.

Falls ihr euch das nicht zutraut, dann lasst es. Stresst das Kind nicht und stresst euch selber nicht.
Stresst lieber eure Eltern und Großeltern, die noch Slowenisch können. Überzeugt sie, mit dem Kind ausschließlich Slowenisch zu reden.