Forschung zur #Professionalität i. #Lehrerberuf hat mich noch einmal zu Jürgen #Oelkers "Pädagogik, Elite, Missbrauch" greifen lassen; liest sich wie ein Krimi & ist nicht nur Spurensuche zum pädophilen #Missbrauchstäter Gerold Becker, sondern Verteidigung des #Schulsystems & /1
seiner #Lehrer gg. Reformprojekte der pädagogischen Provinz & eine Vision seit #Rousseau: Den charismatischen Schulreformer ohne Qualifikation. Oelkers Buch erzählt auch eine Mentalitätsgeschichte der #BRD, in der Becker durch einen pädagogisch-medialen Komplex /2
gestützt & gedeckt wird. Zentral hier natürlich der BRD-Star-Pädagoge Hartmut v. #Hentig, dessen eigene Qualifikation - obw. weit größer als die Beckers - in Schulfragen bei Oelkers eher dürftig wirkt; zentral die Massenmedien, die Beckers Treiben adorierten & Kriminalität, /3
aber auch schieres Unvermögen übersahen. Triebkraft hinter Beckers Karriere: Der auch von v. #Hentig unterstützte Glaube, man benötige Leuchtturmschulen neben dem Regelschulsystem, die allein fähig seien, Reformen v. #Unterricht etc. zu leisten. Was diese Schulen /4
inkl. der v. v. #Hentig begründeten "Laborschule" laut Oelkers im Wesentlichen trieben, war die Produktion attraktiver #Rhetorik, die kurzerhand als Abbild der Realität behandelt wurde. In Wirklichkeit gestaltete sich v. #Hentigs Schulprojekt in den Aufbaujahren als /5
überaus schleppend, es kam zu offenen Konflikten, v. #Hentig trat zurück, dann vom Rücktritt zurück. Wie er selbst all das beschrieb, lässt tief auf ihn & seine Zeit blicken (zit. Oelkers, 207). Hier allerdings: Kein Missbrauch. In Beckers Schule dagegen /6
wurde nicht nur ein System des sex. Missbrauchs installiert, sondern es gab massiven Alkoholmissbrauch, Mobbing & Hunger, denn die Internatsleitung schaffte es nicht, genügend Essen f. d. SuS zu organisieren. Währenddessen wurden die #Regelschulen & ihr Personal munter päd./7
verunglimpft, was die Massenmedien verbreiteten. Der wirkliche #Reformprozess von Schulen & Unterricht, so aber #Oelkers, fand ab den 1960er & 70er Jahren nicht in "Leuchttürmen" o. Experimentalschulen statt, sondern in der zähen, geduldigen, kleinschrittigen Arbeit von /8
Kolleginnen & Kollegen a. d. Schulen, die von den SuS d. #BRD besucht wurden - den "Normalschulen" vor Ort. Dass Projekte & Epxerimente wichtig sein können & Verdienste haben, steht außer Frage; das dürfte auch heute aber ggü. d. Arbeit i. d. Bereite eher überbetont sein.
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Die #IQB-#Bildungstrends verraten viel über den #Deutschunterricht. (1.) ein paar Worte zu einigen Ergebnissen, die in d. Öffentlichkeit tls. verkürzt repräsentiert werden; (2.) was sind Probleme des Fachs Deutsch?; (3.) Erstaunliches zur empirischen Bildungsforschung. /1
Alles nachzulesen im IQB - Bericht (1.) Die ERGEBNISSE sind schlecht und zeigen zudem e. stark negativen Trend 2015-2022, der tlws. schon 2009 einsetzte. Ich beschränke mich exemplarisch auf das Lesen, was möglich ist, da die Ergebnisse für Zuhören /2iqb.hu-berlin.de/bt/BT2022/Beri…
u. Orthographie ähnlich sind. Auch schaue ich nur bsp.haft auf Bund & NRW. Vorab sei angemerkt, dass der Negativtrend im Bereich Orthographie, die heute oft symbolisch für Leistungsschwäche steht, noch am geringsten ausfällt. Erhoben wurde unter anderem, wie viele SuS sog. /3
Die knapp 30 Seiten lange Zusammenfassung des Gutachtens „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die #Grundschule“ der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der #KMK ist bemerkenswerte Reaktion auf die #IQB-Ergebnisse. /1
kmk.org/de/kmk/staendi… Speziell für das Fach #Deutsch & sprachliche Kompetenzen enthält das rd. 200 S. lange eigentliche Gutachten weiterführende Angaben. Die fachlich nicht spezifische #Zusammenfassung ist aber bereits lesenswert & wahlweise entschlossenes o. verzweifeltes /2
Dokument, das an einzelnen Stellen erhebliche Sprengkraft haben dürfte. Es enthält viele interessante Details & Vorschlage. Grundsätzlich sehe ich aber in der Zusammenfassung fünf Tendenzen: (1.) Mindeststandards als neue Leitgröße; (2.) Verwissenschaftlichung im Sinne von /3
Die gestern vermeldete Studie des #ifo-Instituts zum Stand schulischen Lernens während #Corona hat einige kontroverse Rückmeldungen erzeugt. Einige Ergebnisse & Anmerkungen auch zur allgemeinen Studienlage: /1 ifo.de/publikationen/…
Ludger #Wößmann et al. ermitteln die Zeit, die Schüler_innen mit schulischen Aktivitäten vor Corona verbracht haben, mit 7,4 h/Tag (Durchschnitt) & stellen dem 4,3 h „Lernzeit“ Anfang 2021 gegenüber. Dies ist mehr als Anfang 2020 (damals 3,6 h). Von den 4,3 h entfällt ca. 1 h /2
auf schulischen Unterricht im engeren Sinne. Die Differenzen sind erheblich, 23% der SuS haben sich maximal 2 h/Tag mit Schule befasst, 58% max. 4 h. Der Vergleich zu Zahlen vor Corona ist m. E. zurecht kritisiert worden: Er droht, die Effizienz des Präsenzunterrichts /3
Passend zur Tagung „#HeinrichHauser und seine Zeiten“ am 22. & 23. September @Germanistik_RUB ist Hausers lange unzugänglicher Film „Chicago. Weltstadt in Flegeljahren“ erschienen & läuft morgen (20.04.) um 23:35 Uhr auch auf @ARTEde (65 Min.). arte-edition.de/item/3020.html /1
Die DVD stattet den Stummfilm nachträglich mit zwei Tonspuren aus: Musik von Andy #Miles oder Lesung kurzer Passagen aus Hausers Reportage #FeldwegeNachChicago von Wilfried #Reichardt und Hans-Ulrich #Werner. Beides hörenswert. Das Filmmaterial ist vglsw. kurz, überw. /2
sachlich-lakonisch, mit einem Interesse an technischen & architektonischen Formen und Abläufen & ihrer filmischen Inszenierung. Aufnahmen von Menschen kommen auch vor, von der - aus heutiger Sicht - oft ärmlichen Anmutung abgesehen bemerkenswert zeitlos. Die gelesenen Texte /3
D. A. Pacygas "#Slaughterhouse" ist e. Buch über industrielle Produktion v. #Fleisch, aber auch über die brutale Dynamik des US-Kapitalismus, bei d. Parallelen zur Gegenwart ins Auge fallen. Noch e. Thread über Fleisch & #Chicago, aber auch die dt.e Provinz & (kurz) Literatur. /1
1922 ist "meatpacking (...) the largest industry by volume in the United Staates", stärker als Stahl- o. Autoindustrie (140), & Chicago das unangefochtene Zentrum. Das hat nicht allein m. industrieller Schlachtung zu tun, die dt.e Autor_innen auf Durchreise bestaunen, sondern /2
mit Trägertechnologien, (1.) der Eisenbahn, deren Bedeutungsverlust gegenüber dem LKW-Verkehr in den 1950er & 60er Jahren innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Kollaps v. Chicago als Fleischzentrum führt; (2.) Kühlmöglichkeiten & -technik. Noch in den 1850er Jahren /3
Weitere Eindrücke zur industriellen #Fleisch-Produktion im Kontext eines Hauptseminars: Ein Thread zu e. "Visitor's Guide" d. Firma #Swift im Chicago d. frühen 20. Jhd.s & zu Fleisch, Advertising & Gender. - Um 1900, als dt. Besucher (u. a. Max Weber) nach #Chicago strömen /1
ist der Vieh- & Schlachthof (#UnionStockyard) eine gewaltige Attraktion: Ca. 500.000 Besucher kommen jährlich, schreibt Dominic A. #Pacyga i. #Slaughterhouse. Hier konnte man die "basic themes of modern industrialization" (ebd.) sehen. Die großen #Meatpacking-Firmen /2
produzierten Werbematerial, Andenken & boten neben wirkl. Führungen auch schriftliche Touristenführer als Souvenirs, wie das #VisitorsReferenceBook, das über das Repository d. #DukeUniversity studiert werden kann. Das angegebene Publikationsdatum 1903 /3 repository.duke.edu/dc/eaa/A0340