Wenn sich manche über Drostens Art wundern wie er auf Kekulé reagiert, muss man hier ne kleine Einordnung machen. Der (Natur)Wissenschaftsbetrieb ist nicht das Gleiche wie die Politik oder gar eine Kommentarspalt wo jeder seine Meinung abgeben kann der sich berufen fühlt. #Thread
Wäre dem so, gäbe es nämlich keinerlei produktiven wissenschaftlichen Diskurs. Die unausweichliche Vielzahl fachlich unzureichender Beiträge würden es schon allein unmöglich machen einen über über den aktuellen Forschungsstand eines Gebietes zu erlangen. Von der produktiven
Einbindung fundierter & konstruktiver kritischer Beiträge ganz zu schweigen. Sie gingen in der Vielzahl des allgemeinen Geplärrs unter. Deshalb hat der Wissenschaftsbetrieb hier ein offizielles wie gleichzeitig auch inoffizielles Filtersystem. Jemand der im Diskurs mitreden will
muss bewiesen haben (& ständig weiter beweisen) dass er produktiv zum Diskurs beiträgt. Und zwar durch relevante (=möglichst exakt zum Thema & mit neuem Erkenntnisgewinn), anerkannte (im Begutachtungsprozess bestätigte), aktuelle Forschungsbeiträge (aktuelle Publikationen).
Nur wer hier jahrelang hart arbeitet erlangt die fachliche Qualifikation & sozialen Reputation (was Drosten Anerkennung in der "Community" nennt) um mitreden zu können und zu "dürfen". Das klingt elitär, das ist es in gewissem Sinne auch, aber es ist ein notwendiges Konstrukt.
Kekulé hat eindrucksvolle Titel und einen guten Lebenslauf. Aber er hat schon lange nicht mehr publiziert und seine Spezialisierung war auch nicht auf Corona Viren. So arrogant das klingen mag, er ist damit für die maßgebliche Forschercommunity raus & nicht relevant.
Denn Niveau, Entwicklung & Erkenntnisgewinn sind in diesen Bereichen so anspruchsvoll dass auch jemand der vor 10-20 Jahren maßgebliche Beiträge geleistet hat, schlichtweg nicht mehr auf Stand ist, vielleicht sogar gar nicht sein kann.
Das erste Über soll natürlich Überblick heißen... :-/
Vielleicht kann man jetzt ein wenig besser einordnen warum Drosten so reagiert wie er es tut & dass er nicht nur grundlos die beleidigte Diva gibt. Zusätzlich: Wahrscheinlich ist auch ein emotionaler Aspekte dabei der mitschwingt. Wer gut in seinem Job ist, kann das mMn kaum
ohne eine gewisse emotionale Involviertheit sein. Ich bin kein Profiler aber ich würde sagen wir können uns darauf einigen dass Herr Professor Drosten mit ganzem Herzen wissenschaftlich forscht. Es erstaunt daher zusätzlich zum oft nicht verstandenen oben beschriebenen Kontext
schon, wenn ihm diese Leidenschaft für seine Arbeit von manchen so negativ ausgelegt wird. Zumal sich im Gespräch meist offenbart, dass die die bei anderen perfekte Selbstreflexion fordern bei sich selbst oft nicht mal ansatzweise dazu in der Lage sind. #EndThread
