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Ernst Gennat @ernst_gennat
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Heute erzähle ich Ihnen mal eine "fiktive" Geschichte, aus dem fiktiven Beschaffungswesen einer fiktiven Polizeibehörde. Ähnlichkeiten mit realen Behörden, Personen & Ereignissen können nur zufällig sein. #Thread
Nun denn: Stellen Sie sich vor, einige Jahre früher stellt die fiktive Polizeidienststelle KX fest dass ihr wichtigstes Fahrzeug in die Jahre kommt. Defekte & Ausfallzeiten häufen sich langsam also wird ein Antrag auf Neuanschaffung verfasst. Die Kollegen von KX wissen natürlich
dass die Gelder knapp sind und so überrascht es sie nicht, dass der Antrag in den ersten zwei Jahren aufgrund anderer Prioritäten von der Investitionsliste runterrutscht. Nun denn, der Antrag wurde ja auch gestellt als es noch nicht gar so schlimm um das Fahrzeug stand. Derweil
nun aber die Zeit verstreicht häufen sich Reparaturen und der damit verbundene Aufwand immer mehr. Jedesmal muss eins von den nur knapp verfügbaren Ersatzfahrzeugen organisiert werden, die aber aufgrund ihrer Inneneinrichtung und des fehlenden Ausbaues schlecht für die Einsätze
von KX geeignet sind. Die Ausrüstung muss vor und nach der Reparatur sorgfältig umgeladen & überprüft werden, was insgesamt mindestens je einen Tag dauert. Also beginnt KX bei den Beschaffungsrunden zu insistieren uns siehe da, nach einem weiteren halben Jahr heißt es plötzlich
dass die Gelder genehmigt seien. Nun sei eingefügt, dass man bei KX mit dem Antrag als preisliche & technische Referenz ein für den gleichen Zweck konzipiertes Fahrzeug einer benachbarten Polizeibehörde angeführt hat. Selbiges hat man ausgiebig besichtigt und bei gemeinsamen
Übungen im Einsatz gesehen und für gut befunden. Mit der benachbarten Behörden besteht sogar eine Beschaffungskooperation also wendet sich KX an die zentrale Kfz Beschaffung der eigenen Behörde mit der Bitte um Anschaffung eines solchen Fahrzeugs mit Verweis auf die gemeinsam
nutzbare Beschaffungsliste. Diese Bestellung oxidiert nun erstmal einige Zeit im Eingangsfach der KfZ Beschaffung (ZKB) vor sich hin bis sich diese bei KX mit dem Hinweis meldet, man wolle das Fahrzeug doch lieber nicht zentral über den Einkauf der benachbarten Behörde bestellen
vielmehr sei es billiger wenn man ein Fahrzeug direkt beim Hersteller erwerbe und beim eigenen Ausrüster des Vertrauens umbauen lasse. Den Kollegen von KX schwant schon Schlimmes, aber um nicht in Konflikt mit der ZKB zu geraten stimmen sie erstmal zähneknirschend zu. Nachdem der
größere Teil des restlichen Jahres verstrichen ist, meldet sich ZKB wieder bei KX. Man habe jetzt ein passendes Grundfahrzeug verfügbar, es entspreche zwar "nicht ganz" den Vorgaben sei aber gut geeignet. Auf Nachfrage erfährt KX dass es nicht nur erheblich von den geforderten
und notwendigen Kriterien abweicht, es ist auch noch ein Gebrauchtfahrzeug mit geschätzt schon 25% der vorraussichtlichen maximalen Laufleistung. KX zieht die Reißleine und beharrt auf den geforderten Eigenschaften und verweist nochmal auf das bestellbare Konzept der benachbarten
Behörde. Es geht weitere Zeit ins Land, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Auf erneute Nachfrage gibt ZKE zur Antwort, man habe bislang kein passendes Grundfahrzeug bekommen können. Der dringende Hinweis doch endlich über die benachbarte Behörden zu gehen, die mit ihrem üblichen
Auftragsvolumen ein viel größerer Kunde sei, wird mit der Replik entgegnet, dafür sei es nun auch zu spät um das buchhalterisch noch in das zu Ende gehende Jahr verbuchen zu können. Das habe man davon dass man das gebrauchte Auto nicht habe haben wollen. Unausweichlich geht das
Jahr zu Ende und im Januar des neuen Jahres kommt von der Finanzverwaltung der Behörde der Hinweis dass man den Beschaffungsantrag nun bitte neu zu stellen habe, da die Mittelfreigabe nur für das abgelaufene Jahr gegolten habe. Ende Teil I.
Die Laune der Kollegen von KX durchschlägt langsam das Kellerfundament. Es wird also ein neuer (alter) Beschaffungsantrag gestellt, garniert mit ein paar Fallbeispielen aus dem Alltag mit dem alten Fahrzeug und begleitet von der Papierlage der Kommunikation mit ZKB über den
Dienstweg eskaliert, was man bislang vermeiden wollte. Die Mittelfreigabe erfolgt nach Vorstellung beim Direktionsleiter zügig, man ist guten Mutes dass es bis Jahresende was werden könne mit dem neuen Fahrzeug. Da wird der Verantwortliche der ZKB bei KX vorstellig. Er wirbt um
Verständnis für die eigene überarbeitete & unterfinanzierte Abteilung bevor er die Katze aus dem Sack lässt: Das vorkonfektionierte Fahrzeug der Nachbarbehörde können man nicht mehr bestellen da diese Runde im Nachbarland durch sei und die Gremien dort gerade ein neues Konzept
für solch ein Fahrzeug entwickelten. Auch seien beim Hersteller gewisse Probleme bezüglich der Abgasanlagen aufgetreten ;-). Darum sei es jetzt der schnellere Weg wieder nur das Grundfahrzeug zu bestellen und umbauen zu lassen. Solange man im vorgegebenen Budget für das Grund-
fahrzeug bleibe, könne KX dieses dafür auch frei nach seinen individuellen Bedürfnissen konfigurieren. So tun die Kollegen denn auch und investieren Zeit in die individuelle den Bedürfnissen und Vorgaben angepasste Konfiguration, welche sie der ZKB übermitteln. Diese stellt in
Aussicht dass es zwar möglicherweise bis Anfang des nächsten Jahres dauern werde, aber die Mittelfreigabe sei dennoch passend und überhaupt ab hier sei alles kein Problem mehr.
So geht denn der Sommer und der Großteil des Herbstes ins Land bis ein Kollege von KX zufällig bei der
KfZ Werkstatt der Behörde vorbeikommt und ein seltsames Auto bemerkt. Es ist neu, ähnelt in manchen Dingen dem geforderten Grundfahrzeug für KX & weicht doch in vielen Punkten von den gewünschten Konfiguration ab. Auf Nachfrage stellt sich heraus dass laut Werkstattmitarbeitern
dies Fahrzeug tatsächlich für KX sein soll. Er betrachtet es genauer und stellt fest, dass es bis auf einige Punkte in essentiellen Kriterien nicht der geforderten Konfiguration entspricht. KX setzt zu Nachforschungen an. Es stellt sich heraus, dass ZKB die übermittelte
Konfiguration in den zwei Monaten in denen der Auftrag unbearbeitet dort lag irgendwie verloren und statt nachzufragen einfach aus Verdacht aus dem Gedächtnis ein Fahrzeug bestellt hat. Nachfrage ergibt dass eine Rückgabe des Fahrzeugs, da es ja so individuell aber leider falsch
zusammengestellt wurde nicht möglich ist. ZKB versichert aber dass der Ausrüster der das Grundfahrzeug umbauen sollte die fehlenden oder falschen Komponenten "problemlos" auch umbauen könne. Eine Nachfrage von KX bei besagtem Fahrzeugbauer ergibt dass das ganze neben dem
erheblichen finanziellen Mehraufwand der in die zehntausende geht, auch technisch durchaus problematisch ist da manche notwendigen Grundkomponenten im Basisfahrzeug falsch sind. Große Begeisterung allenthalben liebe Geschichtenleser und nun harren sowohl Sie als auch ich gespannt
darauf, wie sich diese - ich kanns gar nicht oft genug betonen - natürlich völlig fiktiven Geschichte weiter entwickeln wird. Sicher meine Damen und Herren scheint nur eines: Es wird wohl länger dauern, es wird wohl (viel) teuer werden & es wird am Ende keiner zufrieden sein. #lt
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