Liebe @ARD_Presse, noch vor einigen Wochen hätte ich die Forderung von @KlimaVor8 selbst zurückgewiesen. Ich konnte die Mahnungen von Aktivist:innen nur bedingt nachvollziehen, es gebe nicht genug Berichterstattung zur #Klimakrise.
Seit den Protesten von #FridaysforFuture bekommt das Thema größere Aufmerksamkeit und viele der Berichte sind gut informiert. Aber im medialen Gesamtbild behandeln wir die Klimakrise weiterhin wie ein Problem unter vielen.
Und genau als das scheint auch Christoph Schmidt, geschäftsführender Redakteur für das #ARD-Vorabendprogramm, die Klimakrise zu betrachten: als Angelegenheit einer "parteiischen Interessensgruppe".
Das ist eine fatale Fehleinschätzung.
Die Klimakrise betrifft uns alle, immer stärker, immer schneller. Dennoch behandeln wir sie nicht wie etwas, das unser weiteres Leben akut bedroht. Wie Berichterstattung dann aussehen kann, haben wir in der #Coronakrise gesehen.
Seitdem mir bewusst ist, wie sehr die globale Erwärmung mein eigenes Leben - und das aller anderen Menschen - in den nächsten 5, 10, 20, 30 Jahren beeinflussen wird und wie akut die klimatische und ökologische Krise bereits ist ...
... - seitdem ist es auch nach klassischen journalistischen Gesichtspunkten eindeutig für mich, dass wir noch immer zu wenig und vor allem nicht greifbar genug über die Krise berichten.
Viele von uns Journalist:innen ist nicht klar, was die #Klimakrise mit unserem eigenen Leben zu tun hat. Und weil wir es uns nicht klar machen, können wir es auch unserem Publikum nicht realistisch aufzeigen.
Länger ausgeführt habe ich das in meinem offenen Brief @uebermedien:
Auch wenn wir Berichte von Kolleg:innen immer wieder kritisch hinterfragen, vertrauen wir grundsätzlich darauf, dass wichtige Themen schon ihren angemessen Platz in unserem pluralistischen Mediensysten finden. Wir können uns nicht vorstellen, dass wir kollektiv etwas übersehen.
Wenn wir unseren Job richtig machen und realistisch über das Ausmaß der Krise berichten würden, müssten #Klimavor8 den ganzen Aufwand gar nicht betreiben. Das ist keine Einmischung in journalistische Arbeit – es weist uns nur auf eine Lücke hin. Eine gewaltige+gefährliche Lücke.
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Die Jury des @mediummagazin hat mich unter die Journalist*innen des Jahres 2022 im Bereich Wissenschaft gewählt.
Das ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit, aber um ehrlich zu sein: Es fällt mir schwer, mich darüber zu freuen 🧵 #jdj2022
Ich mache das hier jetzt seit zweieinhalb Jahren, und obwohl ich sehe, dass sich etwas bewegt – dass Kolleg*innen etwas bewegen –, ist das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderung nicht ansatzweise da, wo wir es bräuchten.
Mir ist schon klar, dass zweieinhalb Jahre nicht besonders lang sind, wenn man versucht, etwas grundlegend zu verändern; mir ist auch klar, dass viele andere schon sehr viel länger daran arbeiten.
Heute Abend wird mit dem #Reporterpreis einer der renommiertesten Preise der Journalismus-Branche verliehen, viele großartige Kolleg*innen sind nominiert, darunter einige wirklich gute klimajournalistische Beiträge.
Das freut mich, aber das reicht nicht 🧵
Eigentlich wollte ich einen langen und elaborierten Thread dazu schreiben, aber ich habe keine Energie dafür, und ich habe das alles hundertfach erzählt.
Falls es interessiert, hier ein paar Beiträge von mir, die nichts an Aktualität verloren haben:
{Vorab ein paar andere Tipps: Gutes Sammelwerk mit Beiträgen von tollen Kolleg*innen gibt es hier. @uebermedien scheint zuletzt auch aufgewacht. @wblau folgen lohnt sich sowieso, der twittert mit einer Kraft und Ausdauer, die ich gerade nicht habe 😅} oekom.de/buch/medien-in…
Mehr Faktenchecks würden den Meinungsbeiträgen @tagesschau wirklich gut tun. Ich finde Meinungspluralismus wichtig, und natürlich kann man die Proteste der Letzten Generation kritisieren.
Aber in dem Beitrag gibt es zwei grundlegende Logikfehler – die sind keine Meinung:
1. Nur weil man schon mal dachte, es gäb keine Zukunft, ist das heute nicht falsch.
Politische Proteste haben dafür gesorgt, dass damals u.a. die Ursachen des Waldsterbens gestoppt wurden. Genau das versuchen die aktuellen Proteste: Die Ursachen der Klimakatastrophe zu stoppen.
Die Bedrohung eines Atomkrieges war damals eine - extrem reale - Gefahr. Auch sie wurde u.a. aufgrund des politischen Drucks aus der Öffentlichkeit eingehegt.
Die Ängste davor waren nicht unsinnig, die Proteste dagegen nicht übertrieben. (Kurze Google-Suche: Präventionsparadox)
Als ich den Text veröffentlichte, war mir noch nicht lange klar, wie akut unsere Lage eigentlich ist. Das war mir erst 8 Wochen vorher bewusst geworden, und es hatte mich damals wie ein Schlag erwisch, denn schließlich war ich zu dem Zeitpunkt seit 10 Jahren Journalistin.
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Wie konnte es sein, dass ich nicht wusste, was die Klimakrise mit meinem Leben zu tun hat? Und das nachdem @FridayForFuture das Thema seit 2 Jahren in dem Mittelpunkt gerückt und ich fast täglich dazu gelesen hatte?
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Hallo #Klimatwitter, hallo #AcademicTwitter, bevor sich alle in den hart verdienten Urlaub zurückziehen: Ich brauche eure Hilfe.
Ich habe etwas geschrieben, was langes, und bevor das veröffentlich wird, würde ich mich freuen, wenn ein paar Expert:innen entsprechende Stellen ...
gegenchecken könnten. Ich würde dann sehr viel besser schlafen in den kommenden Wochen. Und der Sache wäre es auch zuträglich, wenn ich keine vermeidbaren Fehler, veralteten Daten oder unzulässigen Zuspitzungen drin habe. Mal geht es um 2 Absätze, mal um 10, mal um 1 Kapitel.
Alles in diesem Text ist richtig (soweit ich das beurteilen kann) & natürlich kann es nicht unsere Aufgabe sein, klimapolitische Maßnahmen immer zu bejubeln. So jedoch werden sie vor allem zerredet, das Verständnis für die (erwiesenermaßen) notwendigen Maßnahmen wird geschmälert.
Hier fehlen zwei wichtige Dimensionen:
1. Das Ziel ist nicht "Klimaneutralität bis 2050, weil die EU das will", sondern das Ziel ist es, unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Gebäude zu dämmen ist ein unsexy aber extrem notwendiger Teil davon.