Wir haben dem @MDR_SAN vor einiger Zeit ein Interview gegeben. ⬇️ Damals war noch nicht klar wie das städtische Gedenken aussehen wird. Unsere Befürchtungen aus dem Interview haben sich bestätigt. Ein paar erste Kritikpunkte hier im Thread. ⬇️ mdr.de/sachsen-anhalt…
Positiv herausgehoben sei zunächst, dass mit İsmet Tekin und Max Privorozki zwei Betroffene des Anschlags auf zumindest irgendeine Weise in das offizielle Gedenken involviert sind.
İsmet im Rahmen der Demokratiekonferenz, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle im offiziellen Gedenkakt. Das war es auch, was es aus unserer Perspektive positiv über das offizielle Gedenken zu sagen gibt.
Zunächst irritiert der hohe Anteil christlicher Symbolik bei dem offiziellen Gedenken, etwa das Läuten der Kirchenglocken um 12:03 Uhr oder das Abhalten des offiziellen Gedenkaktes in der Ulrichskirche.
Uns ist bewusst, dass Kirchenglocken häufig bei staatlichem Gedenken läuten, jedoch zeigt sich hier erneut eine fehlende Sensibilität, die sich schon damals in der Aussage von @JeremyBorovitz beim #HalleProzess widerspiegelte: [...]
[...] Bei der Evakuierung aus der Synagoge war den Überlebenden eine katholische Nonne zur Seite gestellt worden, was bei Einigen eine Erinnerung an die christlichen Zwangsmissionierungen erzeugte.
Ein weiterer Aspekt, der unseres Erachtens im offiziellen Gedenken nicht reflektiert wird, ist der Umstand, dass der 9. Oktober in die Woche des Sukkot (סוכות), dem Laubhüttenfest, fällt. Zudem ist der 9. Oktober ein Freitag, an dem ab etwa 18:30 Uhr Shabbat gefeiert wird.
Religiöse jüdische Menschen sind also gezwungen sich zu entscheiden, ob sie an dem auch für ihre Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs wichtigen offiziellen Gedenken teilnehmen oder ihre Religion ausleben.
Für die jüdischen Menschen, die ihre Religion ausüben wollen, ist das offizielle Gedenken also auch ohne die Pandemiebedingungen exkludierend.
Schockiert hat uns auch, dass eine Betroffene aus Landsberg, welche von dem Attentäter schwer verletzt wurde, im #HalleProzess aussagte, dass sie erst auf Nachfrage eine Einladung zum offiziellen Gedenkakt erhielt.
Wie auch der Tatort in der Magdeburger Straße ist derjenige in Landsberg und somit auch die Betroffenen kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent, was sich auch in der offiziellen Politik widerspiegelt.
Des Weiteren ist keine polit Auseinandersetzung mit den gesellschaftl Voraussetzungen von Antisemitismus,Rassismus,Antifeminismus und rechten Ideologien zu erwarten. Zu erwarten sind dagegen Appelle an Vielfalt und Miteinander u Anrufungen von Demokratie und offener Gesellschaft.
Der Zweck offiziellen Gedenkens besteht in erster Linie in der symbolischen Selbstvergewisserung und damit in der Legitimation der bestehenden gesellschaftlichen Institutionen und besitzt einen Ritualcharakter: [...]
[...] Unter Ausschluss jener „offenen“ Zivilgesellschaft bedient man sich der immer gleichen Abläufe, mit den immer gleichen Appellen, ohne dass eine grundlegendere Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle innerhalb historischer Kontinuitäten [...]
[...] von antisemitischen, rassistischen, antifeministischen oder rechten Gedankenguts erfolgt, aus welcher Konsequenzen zu ziehen wären. Über das konkrete Datum des Gedenktages reichen der Weg der Auseinandersetzung und das Gedenken dann doch nicht hinaus.
Deutlich werden einige der vorgebrachten Kritikpunkte auch anhand des Besuchs einiger Vertreter*innen von Stadt, Land und Bund zum diesjährigen Jom Kippur bei der jüdischen Gemeinde in Halle. Deren Auftritt lässt sich bei @molussia_anders nachlesen:
Ein Journalist vom @KSTA wird wenige Tage nach der Tat auf seiner privaten Nummer von dem Medienanwalt Ralf #Höcker angerufen und unter Druck gesetzt, den Namen des mutmaßlich Täters nicht zu nennen. Ein Thread über Ralf Höcker:
„Auffällig war, dass irgendjemand dem Medienanwalt Höcker meine private Nummer gegeben hat und dieser mich so am Wochenende anrufen und sagen wir mal die erste Marke setzen konnte"
Höcker war damals Sprecher der #CDU-#Werteunion. deutschlandfunk.de/mediasres-medi…
#Bähner befindet sich bei seinem Anwalt in guter Gesellschaft. Ralf Höcker vertritt auch zahlreiche AfD-Politiker*innen. Höckers Vorgehen: durch Abmahnungen wird eine kritische Berichterstattung über seine teils faschistische und rechts-konservative Mandantschaft verhindert.
Es geht allgemein um die Frage, was #Antifeminismus ist, welche organisierten Erscheinungsformen es gibt und warum Antifeminismus sich so gut in rechte Ideologie, aber auch in die sog. bürgerliche Mitte einbettet.
Außerdem blicken wir kritisch auf das Wahlprogramm der #noAfD und beleuchten auch die antifeministische Komponente des Anschlags vom 9. Oktober 2019 in Halle.
Heute wird der #HalleProzess fortgesetzt und wir werden aus dem Prozess in den Pausen twittern. Vielen Dank an @IfS_dicht die heute vor dem Gericht die Mahnwache betreuen. Bei @valentinhacken_@nsuwatch findet ihr detaillierte Prozessberichte. An @democ_de gute Besserung!
Als erster Zeuge sagte heute eine Person aus Landsberg Wiedersdorf aus. Diese kam gerade von der Arbeit nach Hause, wollte aber noch etwas im Garten erledigen. #HalleProzess
Als es an das Hoftor klopfte, öffnete er dieses und wurde vom Attentäter direkt mit einer Waffe auf Gesichtshöhe bedroht. Dieser forderte ihn auf ihm seine Autoschlüssel auszuhändigen. #HalleProzess
Wir werden heute wieder in den Pausen vom #HalleProzess hier ⬇️ berichten. Heute werden weitere Personen aus dem Kiez-Döner und die Person, die auf der Magdeburger Straße angefahren wurde, aussagen. Es ist weiterhin sehr wichtig, dass wir ihren Stimmen viel Aufmerksamkeit geben.
Auch heute waren wieder nur wenige Presseplätze belegt; über die Hälfte der Plätze bleiben leer. #HalleProzess
Der erste Zeuge war zum Zeitpunkt des Anschlags im Kiez-Döner und wollte etwas zu essen bestellen. Als er mitbekam dass der Attentäter mit einer Waffe auf ihn zielte, floh er in den hinteren Teil des Kiez-Döners. #HalleProzess
Wir werden heute in den Pausen weiter twittern 🔽. Schaut bitte regelmäßig beim halle-prozess-report.de vorbei und lest die Statements und Prozessberichte der Nebenklage. #HalleProzess
Der Prozess beginnt mit einem Hinweis der Richterin, dass sie zukünftig gegen das unterstützende Klatschen nach den Aussagen der Zeug*innen mit einem Ordnungsgeld vorgehen wird. #HalleProzess
@raahoff widerspricht dem deutlich. RA Siebenhüner scheint inzwischen fast die Verteidigung des Angeklagten zu übernehmen und spricht von mittelalterlichen und Markt-ähnlichen Zuständen in Bezug auf das Klatschen. #HalleProzess
Heute werden im #HalleProzess weitere Betroffene aus dem Kiez-Döner und der Synagoge sprechen. Auch heute werden wir in den Pausen hier ⬇️ weiter berichten. Es ist weiterhin sehr wichtig, dass wir ihren Stimmen viel Aufmerksamkeit geben.
Ezra Waxman wurde dazu zu seiner Motivation Teil der NK zu werden interviewed: "Coming from a family of Holocaust survivors, I often found myself pushing back against certain inter-generational traumas and fears which had clearly been shaped by antisemitism. [...]
[...] And now I find myself in a situation where antisemitism has shaped my first year living in Germany quite significantly."