Ressourcennutzung in Österreich 🌳🛢⛰🇦🇹

Wie (un)nachhaltig ist Österreichs Ressourcenverbrauch?
Welche sind die Treiber?
Ist in Ö. eine Entkopplung zu beobachten?
Sind wir auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft?

Vor dem Wochenende ein Thread. ⬇️
Habt ihr mitbekommen, dass im August der Bericht "Ressourcennutzung in Österreich 2020" erschienen ist?

Nein? Ich auch nicht. Es gab leider auch keine mir bekannte Berichterstattung oder Info-Tätigkeit durch die Ministerien dazu. Schade, er ist spannend! bmk.gv.at/themen/klima_u…
Der österreichische Inlands-Materialverbrauch lag 2018 bei 167 Mio. Tonnen pro Jahr bzw. 19 Tonnen pro Kopf und Jahr

Das sind "domestic material consumption"-Zahlen, also die Menge der in Ö verbr. Ressourcen + Importe - Exporte. (Für das Gesamtbild fehlt aber noch etwas.)
Der gesamte österreichische Inlands-Materialverbrauch lag 2018 bei insgesamt 167 Millionen Tonnen. Hier die Aufteilung:
Der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch Österreichs lag 2018 mit 19 Tonnen im Jahr um 5 Tonnen über dem EU-28-Durchschnitt von 14 Tonnen.
Wie sich die Wirtschaftsdynamik seit 2000 auf den Materialverbrauch auswirkte: "Nur in jenen Jahren, in denen das Wirtschaftswachstum unter 1,5 % lag, ist der Materialverbrauch gesunken."
Weil Österreichs Konsum für Ressourcenverbrauch in anderen Teilen der Erde verantwortlich ist, muss man über den Inlands-Materialverbrauch hinaus schauen. Darum haben sich die Forscherinnen den Material-Fußabdruck angeschaut.
Hier erklären sie ihn:
Nach der konsumbasierten Betrachtungsweise lag der Material-Fußabdruck Österreichs im Jahr 2017 bei 33 Tonnen pro Kopf und Jahr. Das ist 40 % mehr als der Inlandsmaterialverbrauch.
Nachhaltig wären 7,2 Tonnen/Jahr: goodlife.leeds.ac.uk/about/
Der Ressourcenverbrauch von Österreich ist seit den 1970ern etwa gleich hoch geblieben. Die Ressourcenproduktivität in Ö steigt, allerdings nach dem konsumbasierten Ansatz weniger schnell als produktionsbasiert.
Es ist keine absolute Entkopplung zu beobachten.
Das hier lasse ich einfach einmal für sich stehen:
Ein großer Teil der verbrauchten Ressourcen wird in Beständen akkumuliert. In deren Optimierung und Reduktion liegt darum auch ein großer Nachhaltigkeits-Hebel.
Österreich überschreitet die planetaren Grenzen bei CO2-Ausstoß um das 8-Fache des nachhaltigen Wertes, beim Material-Fußabdruck um das Vierfache. Dazu noch weitere Limits ebenfalls deutlich.
Österreichs Wirtschaftswachstum hat sich leicht von CO2-Ausstoß und entkoppelt. Ein echter Fortschritt ist allerdings nur absolute Entkopplung, also eine Senkung von CO2 und Ressourcenverbrauch bei gleichzeitigem Wachstum. Das ist nicht in Sicht.
Das Wirtschaftswachstum trägt wesentlich zur Steigerung der CO2-Emissionen bei.
Ein weiterer Treiber ist der Material-Fußabdruck pro Wertschöpfungseinheit.

Zur Senkung trugen die Veränderung der
Wirtschaftsstruktur und eine geringere Emissionsintensität bei.
Die gesamtwirtschaftliche Recyclingrate Österreichs liegt bei 9 %.

Das bedeutet: "Bezogen auf den gesamten Ressourceninput betrug der Anteil der rezyklierten Materialien 2014 nur 9 %; diese Rate wird als Input-Recyclingrate bezeichnet."

I know, ein bisschen komplex, die Grafik.
Autorinnen des Berichts sind übrigens Nina Eisenmenger und Barbara Plank vom großartigen Institut für Soziale Ökologie der @BOKUvienna sowie Eva Milota und Sylvia Gierlinger von der @STATISTIK_AT.

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Einundvierzig Prozent.
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Diese Studie ist sicher auch einen Bericht wert, oder? 🆙🔼
@dernaro @n_laufer @tazKlima @BernhardPoetter @gri_mm @GPoelsler @KKropshofer @AnBachmann @AundWMagazin @AundW
Nur durchs Fliegen allein stoßen die reichsten 1 % EU-Bürger:innen im ø pro Kopf und Jahr mehr als viermal soviel CO2eq (22.6 t) aus wie die untersten 50% mit allem was sie tun: essen, heizen, reisen etc. (5 t).
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