Was mich immer wieder stört, ist diese Überheblichkeit gegenüber Trump-Wähler:innen. So als ob wir mit gleicher Sozialisation nicht ganz genauso wählen würden. Unsere Großeltern waren Nazis, goddamit.
Thread anyone?
Haha. Als ob ich fragen würde
In den 90ern lebte ich in den Südstaaten. Das war noch lange vor Fox News. Mein gesamtes Umfeld bestand aus evangelikalen Christen.
Aber auch da muss man differenzieren. Es gibt Kirchen, die sind „liberale“ und es gibt Kirchen, wo man sich Schlangengift spritzt um seinen Glauben zu testen. Meine Familie ging in die „Free Will Baptist Church“ am wahnhaften Ende des Glaubensspektrums.
Und dann muss man wissen, dass es weiße und schwarze Kirchen gibt. Sicherlich gibt es auch eigene Kirchen für Hispanics aber da kenne ich mich selbst nicht gut mit aus.
Also alles was wir hier als Evangelikal verstehen ist sehr viel facettenreicher. Schwarze Baptisten wählen eher Demokraten und weiße Baptisten eher Republikaner. Und dann gibt es noch weiße Evangelikale, die sozial sehr
Engagiert sind und auch eher Demokraten wählen.
Gemein ist allen religiösen Kreisen aber sehr wohl eine hohe Akzeptanz von Nicht-Fakten.
Hierzu eine Anekdote die ich schon öfter erzählt habe: mein weiße amerikanischer Geschichtslehrer (der seine Tochter zusammengeschlagen hat, als er sie knutschend mit einem POC erwischt hatte) fragte im Unterricht:
Who of you does believe in evolution?
Ich war die Einzige, die aufzeigte.
Evolution wird zwar im Biologieunterricht unterrichtet aber die allermeisten glauben, dass die Welt ein paar tausend Jahre alt ist und von Gott in sieben Tagen erschaffen wurde. Wortwörtlich
Darüber hinaus ist es auch üblich Ansagen nicht in Frage zu stellen. Was der Pastor vorgibt gilt. Das hinterfragen oder die Interpretation der Bibel ist nicht gewünscht. Es gilt das wortwörtliche Wort und maximal die Auslegung des Preachers.
Wir haben also eine Gemengelage, in der Fakten nicht relevant sind, in der Wissenschaft nur eine untergeordnete Rolle spielt und in der ein Leader die Ansagen macht.
Darüber hinaus gibt es eine ganz klare örtliche und soziale Trennung zwischen weißen und schwarzen Amerikaner:innen. Das alles seit Jahrzehnten und Jahrhunderten.
Wenn man in diesen Umständen aufwächst, mehrfach die Woche in die Kirche geht und es kulturell, sozial und erzieherisch keinen Gegenpol gibt, kostet es enorme Kraft sich dagegen zu wenden.
Mein damaliger heimlicher Freund (weil schwarz) war recht liberal. Wir führten stundenlange Gespräche am Telefon über Wissenschaft, Glauben und Evolution.
Er ist jetzt mit einer weißen Frau verheiratet, hat fünf Kinder im Homeschooling, geht auf Purity Bälle mit seinen Töchtern, arbeitet als Missionar und kämpft gegen Abtreibung.
Fox News und der missionarische Eifer der Evangelikalen haben das regional recht eingrenzbare Phänomen nun zu einem nationalen Phänomen gemacht und Trump hat dies für sich zu nutzen gewusst.
Noch ein paar Aspekte zum Thema Religion. Was mich am meisten verwunderte war, dass die Religion auf die ich in Tennessee stoß oft nichts mit Barmherzigkeit oder Nächstenliebe zu tun hatte.
Im Gegenteil, weiße Kirchen begründeten und begründen Rassismus mit Religion.
Und unter psychologischen Aspekten - meiner Meinung nach - extrem wichtig ist der Aspekt der Angst.
Angst ist das Kernelement der (extremen) evangelikalen Kirche.
Angst vor der Hölle ist das Schwert, das in jeder Kirche über den Gläubigen hängt.
Meine Gastmutter sagte mir mal ganz klar, es gäbe keine Beweise aber sie würde lieber glauben, als nach ihrem Tod in die Hölle zu kommen.
In der Schule wurden von anderen Schülern Comics verteilt, in denen die Szenen von Ungläubigen, Zweiflern oder Menschen, die die Bibel interpretieren vor dem jüngsten Gericht dargestellt werden.
Sie kamen alle in die furchtbare Hölle.
Die Hölle ist für die Menschen dort ein realer Ort und sie wird mehrmals wöchentlich in den Predigten geschürt.
Diese Menschen, die also Teil eines Kults sind, sind perfekt für Leute wie Trump, die sich als ihre Fürsprecher ausgeben aber letztendlich nur (ökonomische) Macht wollen.
Trump ist nichts anderes als ein korrupter Fernsehprediger, der den Spin einfach noch eine Ecke weiter gedreht hat.
So, und wer niemals in einem solchen Kult gelebt hat und nicht weiß, wie hoch der Druck gerade im ländlichen ist, wo es kaum Alternativen zur Kirchengemeinde gibt, der möge bitte nicht so herablassend über „die Amerikaner“ sprechen.
Mein ganzes Tagebuch damals ist vollgeschrieben mit einer Auseinandersetzung mit diesem Wahn. Einfach weil es mein einziges Outlet war. Und jeden Tag war ich froh, dass ich dort nicht seit Geburt an sozialisiert wurde und eine persönliche Distanz halten konnte.
Ps: weil jetzt hier ernsthaft eine Diskussion darüber aufkommt, dass nicht alle Nazis waren. Erstmal: diese Technik nennt man Derailing
Außerdem, toll Karen, dass Deine Oma kein Nazi war.
Die Amerikaner schön in einer Schüssel werfen aber für Opa ne Differenzierung erwarten.
Aber ich kann gern spezifizieren: die Deutschen waren über Jahrzehnte Nazis und Mitläufer und haben einen Faschisten gewählt. Es gab kaum Widerstand, Deutschland musste von außen befreit werden.
Und mein persönlicher Großeltern-Nazi-Ratio war 4/4, zwei davon starben im Krieg und zwei sahen nachher teilweise ein, dass die Nazis schlecht waren.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Und jetzt stellen wir uns vor, dass so ein Typ unser Kanzler wäre. Er wäre gar nicht in der Lage eine echte Krise zu managen, wenn er bereits wegen einer verschobenen Parteiinternen Wahl derartig erratisch kommuniziert.
"Es läuft seit Sonntag der letzte Teil der Aktion #brexit in #Eurppa. Und das mit der vollen Breitseite des Establishments in #GB. Über dieses Vorgehen herrscht blankes Entsetzen." (Subtext: ich weiß gar nicht was ich tun soll, die Briten sind soooo gemein)
"Es läuft seit Sonntag der letzte Teil der Aktion „#Klimawandel verhindern“ in der #Welt. Und das mit der vollen Breitseite des Establishments #FridaysForFuture. Über dieses Vorgehen herrscht unter vielen Neoliberalen blankes Entsetzen." (Subtext: nach mir die Sintflut)
Diese Aufnahme entstand nicht in unsere Küche, sondern in der Champagner Club Bar in Düsseldorf (mit neuem Belüftungssystem).
@forschungstorte und ich sprachen dabei über eigentlich alles aber ganz besonders viel über Rollenmodelle, Leatherbois, Männlichkeitsbilder, Serien und educated drinking.
In meiner Jugend schlief meine Freundin E. sehr oft am Wochenende bei uns. Hintergrund war, dass wir so gemeinsam weg gehen konnten. Meine Eltern bezahlten uns das Taxi und kontrollierten nicht, wann und mit wem wir heimkamen.
Wir waren ohnehin recht brav, keine Drogen außer Alkohol, wenig Exzesse, kein Trampen oder sonst etwas. Einfach abends zu einer Party oder in die Disko (so hieß das bei uns). Ich knutschte damals maximal vor Ort mit Jungs rum. E. brachte aber von einer Feier mal einen Jungen mit.
Sie schliefen im Gästezimmer, ich in meinem Zimmer. Morgens saßen wir alle beim Frühstück. Mein Vater, meine Mutter und womöglich auch mein großer Bruder. Völlig entspannt. Meine Mutter schien sich sehr zu freuen, weil sie neue Menschen am Tisch immer spannend fand.
Eigentlich leben wir gar nicht in einem Patriarchat. Das würde bedeuten, dass cis-het Männer Verantwortung für und in einer Gruppe übernehmen. Wir leben vielmehr in einer Leitkultur, die auf die Bedürfnisse infantiler cis-het-Männer eingerichtet ist.
Alle verantwortungsvollen Kernaufgaben einer Gesellschaft wie Kinder erziehen, die Pflege von alten und Kranken wird vor allem von Frauen für gar kein oder wenig Geld erledigt.
Eine Verantwortung oder gar die Mitarbeit von Männern in diesen Bereichen wird nicht erwartet. Im Gegenteil, oft werden sie als ein weiteres Kind gesehen, das verhätschelt und bekümmert werden muss.
Ich habe meinen Thread gelöscht, da ein falsches Beispiel gewählt habe. Ich poste hier noch einmal den Thread in überarbeiteter Form.
Warum werden Frauen immer ganz besonders gehasst, verachtet und gejagt?
Auffällig ist zum Beispiel, dass die (Mord-)Drohungen von NSU 2.0 die vor allem an Frauen versendet werden. Interessant auch hier, dass staatliche Organe (die Daten wurden von Polizeirechnern abgerufen) involviert sind.
Ich habe das Video gestern schon einmal verlinkt aber heute noch einmal in „eingebetteter“ Form. Für mich ist dieses Video so wichtig, weil es das Ausmaß an Jahrhunderten von Sklaverei, Unterdrückung und Ungerechtigkeit so intensiv deutlich macht.
Friedlicher Prostest ist eine feine Sache. Aber wenn mir jemand erzählt,dass ja die DDR auch friedlich „beerdigt“ worden wäre, dann zeigt es,dass Jahrhunderte europäischen Kolonialismus, Jahrhunderte von Sklaverei &bis heute andauernde staatlicher Unterdrückung ignoriert werden.
Amerika (benannt nach einem Seefahrer, wtf) als Kontinent wurde erobert. Es lebten ja bereits Menschen (benannt nach einem Land das ganz woanders liegt wtf2) dort. Diese Menschen wurden überrannt, betrogen, versklavt und getötet, ihre Kultur vernichtet.